… wir eines Tages aufwachten und merkten, dass wir die Mehrheit sind? Das Gedicht “Was wäre wenn …” von Mario Benedetti stellt Fragen, die auf Antwort warten.
Was wäre wenn …
… eine Ungerechtigkeit, nur eine einzige; von allen, nicht von einzelnen nicht einigen, sondern von allen abgelehnt würde?
Was wäre wenn …
wir uns anstatt auseinander zu dividieren, uns multiplizieren würden, uns summieren und den Feind der unsere Wege kreuzte, so subtrahierten?
Was wäre wenn …
wir uns organisierten und gleichzeitig den Unterdrückern ohne Waffen, schweigend, vielfach, Millionenfach, ohne Hochrufe, ohne Applaus, ohne Lächeln, ohne Schulterklopfen und ohne Parteigesänge, entgegenblickten?
Was wäre wenn …
ich Dich, der Du weit weg bist zu mir riefe und Du mich, der ich weit weg bin, zu Dir riefest und wir beide die anderen die weit weg sind zu uns riefen und die anderen uns die wir weit weg von ihnen sind, zu sich her riefen?
Was wäre wenn …
der Schrei eines Kontinents; der Schrei aller Kontinente wäre?
Was wäre wenn …
wir uns allem stellten und aufhörten zu Klagen?
Was wäre wenn …
wir alle Grenzen sprengten und niederreißen?
Was wäre wenn …
wir alle Flaggen verbrannten um nur eine zu haben, die unsrige, akzeptiert von allen oder besser keine, weil wir keine mehr bräuchten?
Was wäre wenn …
wir plötzlich aufhörten Patrioten zu sein um einfach nur Mensch zu sein?
Ich weiß es nicht … ich frage mich nur.
Was wäre wenn?
Mario Benedetti (Poet, Schriftsteller und Journalist)
All diese Fragen sind in diesen Tagen aktueller denn je. In vielen Teilen unseres Planeten gärt es gewaltig. Millionen von Menschen sind auf den Straßen und protestieren gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung.
Die Gewalt, die sich dabei Bahn bricht, zeugt vom Frust und der Enttäuschung der Menschen, aber auch von der Nervosität der Eliten. Die Menschen sind nicht mehr bereit, alles ohne Widerspruch und Protest hinzunehmen. Das sieht man momentan in Frankreich, Belgien, Spanien, Chile und vielen anderen Ländern. Noch hat man aber in den Reihen der Protestierenden nicht wirklich realisiert, welche ungeheuer große Macht sie besitzen, wenn sich tatsächlich alle miteinander vernetzen und organisieren würden.
Da frage ich mich wie Mario Benedetti: “Was wäre wenn?”
Quellen und Anmerkungen
Mario Benedetti (1920-2009) war Journalist, Dichter und Schriftsteller. Sein Debütwerk als Autor war der Gedichtband ‘La víspera indeleble’. Dieser erschien 1945. Benedetti publizierte im Laufe seines Lebens mehr als 80 Bücher. Seine Publikationen wurden in über 25 Sprachen übersetzt. Einige seiner Werke wurden auch für Kino, Fernsehen, Radio und Theater umgesetzt.
Benedetti stammt aus Uruguay. Schon 1934 trat er in die ‘Escuela Raumsólica de Logosofía’ ein. Die Schule, begründet von dem Philosophen Carlos Bernardo González Pecotche diente unter anderem zur Verbreitung des Konzepts der Logosophie. Diese ethisch-philosophische Lehre, von Pecotche entwickelt, bietet Methoden und Hilfsmittel an, die zur Selbsterkenntnis führen sollen.
Benedetti schrieb für verschiedene Zeitungen und lehrte an der Universität. Nach dem Militärputsch von 1973 verlor er seine Stellung. Er musste als Mitglied marxistischer politischer Gruppierungen Uruguay verlassen und ging nach Argentinien. Er ließ sich zunächst in Buenos Aires nieder. 1976 ging er nach Kuba und wurde Mitglied des Direktionsrates der Casa de las Américas. 1980 zog Benedetti nach Palma. Seit 1982 schrieb er auf der Meinungsseite für El País. Seit 1983 lebte Mario Benedetti in Madrid, kehrte aber 1985 nach Uruguay zurück und lebte anschließend abwechselnd in Madrid und Montevideo.
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Seit 1967 lebt der im spanischen Granada geborene Bernardo Jairo Gomez Garcia in Deutschland. Sein Vater stammt aus Kolumbien, seine Mutter aus Spanien. Schon vor seinen Ausbildungen zum Trockenbaumonteur und Kfz-Lackierer entdeckte Gomez seine Leidenschaft für die Kunst. Er studierte an einer privaten Kunsthochschule Airbrushdesign und wechselte aus der Fabrikhalle ans Lehrerpult. Rund 14 Jahre war Gomez als Spanischlehrer in der Erwachsenenbildung tätig. Seine Interessen gelten der Politik, Geschichte, Literatur und Malerei. Für Neue Debatte schreibt Jairo Gomez über die politischen Entwicklungen in Spanien und Lateinamerika und wirft einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland und Europa.
Eine Antwort auf „Mario Benedetti: Was wäre wenn …“
Würden wir unserer Macht bewusst sein würden wir dieses System ändern. Da aber zu viele unserer Gesellschaft desinteressiert, verantwortungslos sind , wenn es um Politik geht wird sich nichts ändern.