Alle Welt weiß es jetzt: Muhammad Ali weilt nicht mehr unter uns. Ein großer Sportler und Mensch.
Ich kann mich noch erinnern, wie mein Vater mich weckte, um mitten in der Nacht seine Kämpfe zu sehen. Was habe ich als Halbwüchsiger diesen Mann bewundert, damals für seine sportlichen Fähigkeiten und später für sein Wirken.
Beim Ansehen seiner Trauerfeier, mit all den vielen Rednern, ist mir wieder richtig bewusst geworden, wie groß er wirklich war.
Er wird wie jeder andere Mensch seine Ecken und Kanten gehabt haben. Ich will ihn nicht etwa auf einen Altar heben, jedoch war er einer, der trotz seiner schweren Krankheit niemals aufgehört hat zu Kämpfen.
Gegen seine Krankheit, die ihn so sehr behindert hat und vor allem für Frieden und Verständigung zwischen den Menschen in aller Welt, aller Glaubensrichtungen und Weltanschauungen.
Er müsste dafür posthum, wenn nicht schon zu Lebzeiten, den Friedensnobelpreis verliehen bekommen. Er wurde von Menschen aus nahezu allen Lagern respektiert und hochgeschätzt. Es kann nicht genug Menschen wie ihn geben.

Bei der Trauerfeier ist mir etwas besonders aufgefallen. Ali war Vertreter eines Islams, der Toleranz, Verständnis und Frieden predigt. Eines Islams, der alle Menschen als Brüder und Schwestern ansieht.
In den letzten Jahren fokussieren wir uns aber alle auf jenen Islam, der wohl nur einen kleinen Teil ausmacht. Einen Teil, den man uns immer wieder und wieder vorgeführt hat in sämtlichen Medien.
Wir haben uns alle diese Angst, mindestens aber dieses Misstrauen einflößen lassen. Es ist soweit gekommen, dass wenn die Begriffe Terrorismus und Terror fallen, sich vor unserem geistigen Auge sofort das Bild eines fanatisch dreinblickenden Menschen aufbaut.
Frauen und Männer, schwarz vermummt und mit Sprengstoffgürteln um die Hüfte, die kurz vor ihrem Freitod, bei dem sie unschuldige Menschen mit in den Tod reißen “Allahu akbar!” rufen.
Ja, diese Menschen gibt es. Und sie sind leider keine Erfindung oder ein böser Albtraum.
Warum aber baut sich vor unserem geistigen Auge nicht ein Soldat in US-amerikanischer, russischer, türkischer, saudischer, israelischer und vielleicht auch (bald) deutscher Uniform auf?
Warum erscheint nicht ein Flugzeug mit amerikanischen Hoheitszeichen oder russischen, türkischen oder saudi-arabischen? Ihnen allen sind unzählige unschuldige Menschen zum Opfer gefallen und tun es wer weiß wie lange noch.
Auch dagegen hat Muhammad Ali Zeit seines Lebens gekämpft und protestiert, mit den Mitteln die ihm zur Verfügung standen. Warum führen wir nicht einfach seinen Kampf fort?
Ein Anfang wäre es doch, wenn mehr Menschen ihre Angst vor dem Islam von Muhammad Ali überwinden würden und auf dessen Anhänger, die es zweifellos auch in Deutschland gibt, zugingen, um einen Dialog zu beginnen. Frei von Politik – einfach nur von Mensch zu Mensch.
Fotos: Mark Pellegrini – CC BY-SA 2.5 und Skeeze (Pixabay) – CC0 1.0.
Seit 1967 lebt der im spanischen Granada geborene Bernardo Jairo Gomez Garcia in Deutschland. Sein Vater stammt aus Kolumbien, seine Mutter aus Spanien. Schon vor seinen Ausbildungen zum Trockenbaumonteur und Kfz-Lackierer entdeckte Gomez seine Leidenschaft für die Kunst. Er studierte an einer privaten Kunsthochschule Airbrushdesign und wechselte aus der Fabrikhalle ans Lehrerpult. Rund 14 Jahre war Gomez als Spanischlehrer in der Erwachsenenbildung tätig. Seine Interessen gelten der Politik, Geschichte, Literatur und Malerei. Für Neue Debatte schreibt Jairo Gomez über die politischen Entwicklungen in Spanien und Lateinamerika und wirft einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland und Europa.