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Meinung

Der Streit ums Kopftuch

Ganz unrecht hat der Papst nicht, mit dem was er sagt. Religionen, gleich welcher Art, gehören nun einmal zum Leben dazu, und weil es zudem immer Menschen geben wird, die ihren Halt in der Religion suchen und ihn darin auch finden.

Im Interview mit der Tageszeitung La Croix kritisierte Papst Franziskus bereits im Mai das in Frankreich geltende Kopftuchverbot. Jeder müsse die Freiheit haben, seinen Glauben zum Ausdruck bringen zu können. Das Verbot blieb und auch in Deutschland geht die Debatte ums Kopftuch weiter.

Ganz unrecht hat der Papst nicht, mit dem was er sagt. Religionen, gleich welcher Art, gehören nun einmal zum Leben dazu, weil es immer Menschen geben wird, die ihren Halt in der Religion suchen und ihn darin auch finden.

Dass sich die Religion aus der Politik heraushalten sollte, ist als Forderung ebenfalls richtig und nachvollziehbar. Die Geschichte zeigt, wie es den Gesellschaften geschadet hat, wenn Religion auf die politische Ebene Einfluss nehmen konnte.

Diese westliche Sicht findet beim Blick auf die islamische Welt Bestätigung. Die despotische Monarchie in Saudi-Arabien oder die Terrororganisation Islamischer Staat, sind zwei Beispiele. Auch die islamistischen Tendenzen in der Türkei lassen nichts Gutes erwarten.

Allerdings wäre der Westen besser beraten, bei seiner Kritik kleinere Brötchen zu backen. Denn die Art und Weise, wie man Teilen der islamischen Welt die Demokratie beibringen wollte und will, also mit der Macht der Waffen, dürfte als dunkles Kapitel in die Geschichte eingehen.

Hinzu kommt, dass die Demokratisierung oder die Verteidigung von Menschenrechten als Vorwand bemüht werden, um geopolitische Interessen mittels Bomben durchzusetzen. Das gilt übrigens auch für Russland und China, die die al-Assad-Regierung in Syrien militärisch unterstützen.

Zurück zum Kopftuchverbot: Was soll das eigentlich? Was soll außerdem ein Burkaverbot in Bayern, wo eh so gut wie keine Frau eine Burka trägt? Wenn dieses Verbot den Sinn haben soll, die Religion aus dem Alltag verschwinden zu lassen, so müsste doch auch das Tragen von Kruzifixen oder Kreuzen als Schmuck oder Glaubensbekenntnis verboten werden …

Mich persönlich regt ein Kreuz genau so wenig auf, wie Stofffetzen auf dem Kopf einer Frau. Es gibt sicherlich dringendere Probleme auf dem Globus zu lösen. Ich stelle daher die Frage in den Raum, ob die westlichen Demokratien tatsächlich schon so schwach sind, dass sie das Tragen von religiösen Zeichen nicht mehr ertragen können?

Andererseits erlauben sich alljährlich Hunderttausende westlicher Touristinnen, an den Stränden von Marokko, Tunesien, Ägypten und der Türkei so zu baden, wie es ihnen beliebt, ohne daran zu denken, dass sie vielleicht im knappen Bikinihöschen die Gefühle von Einheimischen verletzen könnten.

Pepe Mujica, der ehemalige Präsident Uruguays sagte, dass Toleranz erst dann etwas wert ist, wenn sie Andersdenkenden gegenüber ausgeübt wird. Zumindest einen kurzen Gedanken sollte uns sein Hinweis wert sein.


Titelfoto: Alfred Dielmann (pixabay.com) – Creative Commons CC0.

Seit 1967 lebt der im spanischen Granada geborene Bernardo Jairo Gomez Garcia in Deutschland. Sein Vater stammt aus Kolumbien, seine Mutter aus Spanien. Schon vor seinen Ausbildungen zum Trockenbaumonteur und Kfz-Lackierer entdeckte Gomez seine Leidenschaft für die Kunst. Er studierte an einer privaten Kunsthochschule Airbrushdesign und wechselte aus der Fabrikhalle ans Lehrerpult. Rund 14 Jahre war Gomez als Spanischlehrer in der Erwachsenenbildung tätig. Seine Interessen gelten der Politik, Geschichte, Literatur und Malerei. Für Neue Debatte schreibt Jairo Gomez über die politischen Entwicklungen in Spanien und Lateinamerika und wirft einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland und Europa.

Von Bernardo Jairo Gomez Garcia

Seit 1967 lebt der im spanischen Granada geborene Bernardo Jairo Gomez Garcia in Deutschland. Sein Vater stammt aus Kolumbien, seine Mutter aus Spanien. Schon vor seinen Ausbildungen zum Trockenbaumonteur und Kfz-Lackierer entdeckte Gomez seine Leidenschaft für die Kunst. Er studierte an einer privaten Kunsthochschule Airbrushdesign und wechselte aus der Fabrikhalle ans Lehrerpult. Rund 14 Jahre war Gomez als Spanischlehrer in der Erwachsenenbildung tätig. Seine Interessen gelten der Politik, Geschichte, Literatur und Malerei. Für Neue Debatte schreibt Jairo Gomez über die politischen Entwicklungen in Spanien und Lateinamerika und wirft einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland und Europa.

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