Die Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern … am kommenden Sonntag … und die AfD hat den Blinker gesetzt, das Gaspedal durchgetreten und braust los…
Bei 23 Prozent stehen die jetzt. Mindestens. Das sagen die Meinungsforscher, die mit ihren Umfrageergebnissen unaufhörlich den Bürger beglücken, aber gefühlt immer seltener das Ziel treffen.
Wie auch immer. Die CDU sei schon überholt und bis zur SPD, die sich angeblich stabilisiert hat bei 28 Prozent, wäre es für die unverdauliche Alternative auch nicht mehr weit.
Gut. Wenigstens der STERN, früher lesenswert und Pflichtabo, heute nur noch Nebenlektüre, wenn es um Wichtigkeiten geht, wenigstens der bringt den Hinweis, dass die Fehlertoleranz der Umfrage bei drei Prozentpunkten liegt.
Warum direkt darunter ein Video platziert ist, dass die “Geheimnisse der AfD-Vorsitzenden” ankündigt und dies noch mit dem Satz unterstreicht “Warum Frauke Petry schon mal Pussy des Monats war”, bleibt schleierhaft. Außer es kommt der Gedanke: Die Petry, die verkauft sich gut. Die zieht Leser. Das bringt Kohle. Egal …
Die AfD steht also bei 26 Prozent und die Hartz-IV-Reformer, die sind bei 25 Prozent. Möglicherweise. Zumindest dann, wenn man der Fehlertoleranz Glauben schenkt.
Die Medien tun komplett überrascht. Da wird von einem politischen Schock geschrieben. Von einem Erdbeben sogar. So so. Dabei hat die AfD doch nichts weiter getan. Inhaltlich ist deren Suppe dünn und ihre Grundhaltungen sind erbärmlich. Sie sind wie ein Splitter im Auge, der übel sticht. Das wird auch immer wieder betont. Von Gelb und Grün, von Rot und Schwarz, von links und … Oh … Da ist ja nichts mehr.
Doch was nützt die Reibung? Der Splitter bleibt, wenn sich im eigenen Stall nichts ändert. Die Berufspolitik reduziert sich auf Phrasen. Probleme werden besprochen und im seichten Talk episch ausgebreitet. Toll. Bravo. Wo sind Lösungen? Für die Arbeitslosigkeit, die steigende Armut, den Wohnungsmangel?
Es gibt keine Lösungen. Unerträglichkeiten werden nicht behoben, sondern bis zur Unkenntlichkeit zerdiskutiert. Die Fähigkeit zur Schönrederei und das ewige Klein-Klein verhindern jeden Lösungsansatz, der eine Abzweigung vom alten Trampelpfad erfordert. Tja …
Die AfD hat auch keine Lösungen. Null. Da ist nichts. Brauchen die auch nicht. Vermeintliche Kompromisslosigkeit bringt ihnen den Erfolg. Leute wie Petry, Gauland und Meuthen wissen ja ganz genau, dass keine andere Partei mit ihnen eine Koalition eingehen wird. Noch nicht …
Deshalb können die AfDler auch den größten Blödsinn von sich geben, hetzen und aufhetzen, Hauptsache ist, es klingt kämpferisch und feindselig im Ohr und schüttelt die Menschen durch.
Krawall statt Krawatte sozusagen. Hammer statt runder Tisch. Das lockt den frustrierten Wähler vielleicht an, sofern der sich noch zur Urne schleppen kann in seiner Trägheit und Frustration. Die Wahlbeteiligung in MV lag 2011 bei lächerlichen 51,5 Prozent.
Diese dramatisch niedrige Beteiligung, die die Legitimationskrise der Demokratie unterstreicht, die kommt wie selbstverständlich nicht aufs Tapet. Der Splitter im Auge ist eben wichtiger als das beschädigte Rückgrat.
Foto: Pixabay.com (Lizenz CC0).
Gunther Sosna studierte Psychologie, Soziologie und Sportwissenschaften in Kiel und Hamburg. Er war als Handballtrainer tätig, arbeitete dann als Journalist für Tageszeitungen und Magazine und später im Bereich Kommunikation und Werbung. Er lebte hauptsächlich im europäischen Ausland und war international in der Pressearbeit und im Marketing tätig. Sosna ist Initiator von Neue Debatte und weiterer Projekte aus den Bereichen Medien, Bildung, Diplomatie und Zukunftsfragen. Regelmäßig schreibt er über soziologische Themen, Militarisierung und gesellschaftlichen Wandel. Außerdem führt er Interviews mit Aktivisten, Politikern, Querdenkern und kreativen Köpfen aus allen Milieus und sozialen Schichten zu aktuellen Fragestellungen. Gunther Sosna ist Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens und tritt für die freie Potenzialentfaltung ein, die die Talente, Fähigkeiten und die Persönlichkeit des Menschen in den Mittelpunkt stellt, ohne sie den Zwängen der Verwertungsgesellschaft unterzuordnen. Im Umbau der Unternehmen zu gemeinnützigen und ausschließlich dem Gemeinwohl verpflichteten sowie genossenschaftlich und basisdemokratisch organisierten Betrieben sieht er einen Ausweg aus dem gesellschaftlichen Niedergang, der vorangetrieben wird durch eine auf privaten Profit ausgerichtete Wirtschaft, Überproduktion, Kapitalanhäufung und Bullshit Jobs, die keinerlei Sinn mehr haben.