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Das morgendliche Murmeltier kann mich mal

Aufstehen! Wie jeden verdammten Morgen. Ein Essay unserer Autorin Phoebe über den Funktionalismus.

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Aufstehen! Wie jeden verdammten Morgen. Ein Essay unserer Autorin Phoebe über den Funktionalismus.

 

Ich wache morgens auf. Und schon wird die erste Entscheidung von mir abverlangt: Stehe ich auf oder bleibe ich liegen?

Eigentlich ist es gar nicht relevant, was ich wirklich will. Denn Fakt ist, ich muss aufstehen!

Ich muss zur Arbeit. Ich muss mein heutiges Soll an Arbeitsleistung erfüllen. Ich muss auch heute funktionieren. Ob ich will oder nicht, ist nebensächlich.

Den inneren Rebell mache ich mundtot und schäle mich mit einem grimmigen Gesicht aus dem Bett.

Aber was vermiest mir morgens um 7 Uhr überhaupt die Laune? Die Arbeit ist an sich doch total okay. Ich mag Herausforderungen. Die Arbeit fordert mich. Fordert mich heraus.

Oder sind es die Umstände, wie ich die Arbeit zu erledigen habe?
Bis wann ich sie zu erledigen habe?
Dass ich sie zu erledigen habe?

Diese Gedankenspirale bringt mich jetzt gerade nicht weiter.

Ich bewege mich ins Bad. Putze meine Zähne. Hüpfe unter die Dusche; Versuche mit heißem Wasser meine Gedanken in den Abfluss zu spülen. Ich möchte heute einfach, dass alles glatt läuft.

Keine Hindernisse. Keine quälenden Gedanken. Keine inneren Hemmnisse. Ich will heute funktionieren. Ja. Ich will, dass heute ein guter Tag ist! Ich will heute mein Soll an Arbeitsleistung erfüllen. Ohne Murren. Ich will heute mir selber, meinem eigenen Anspruch gerecht werden.

Rums! Ich bin immer noch müde. Mein leerer Blick schaut in den Spiegel. Meine Socken liegen auf dem kalten Badezimmerboden. Der Duschvorgang ist abgeschlossen. Die Zeit vergeht heute Morgen schon wieder so schnell.

Ich könnte mir mal wieder neue Socken kaufen. Sie sehen aufgerieben aus. Sehe ich auch aufgerieben aus?

Mir rennt die Zeit davon. Ich will nicht wieder so spät bei der Arbeit erscheinen. Schnell mein Gesicht hinter Make-up versteckt. Jetzt strahle ich. Prima! Kleidung schnell angezogen. Ein Frühstück brauche ich nicht. Das würde mir bei meiner Laune eh nur im Halse stecken bleiben.

Und ich bin startklar für einen neuen, herausfordernden Tag!


Foto: Leah Kelley – (Pexels.com) Creative Commons Zero.

Autorin Phoebe kommt aus Deutschland.

Von Phoebe

Autorin Phoebe kommt aus Deutschland.

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