Frankreich sucht Kandidaten für die kommenden Präsidentschaftswahlen. Es wird aus den Vollen geschöpft. Zu den Vorwahlen traten allein bei der konservativen Partei Les Républicains sieben Bewerber an. Und Deutschland? Da gibt es Angela Merkel. Ein Kommentar von Rainer Kahni.
Armes Deutschland! Unter 80 Millionen Bürgern gibt es keinen, der es wagt, gegen die amtierende Bundeskanzlerin anzutreten. Sie ist alleine auf weiter Flur.
Die Deutschen scheinen dies für normal zu halten: Sie haben nie gelernt, was Demokratie ist, nämlich der Wettbewerb verschiedener Ideen.
So musste wohl oder übel die Amtsinhaberin gestern ihre Bereitschaft erklären, dem Volke noch einmal vier Jahre zu dienen. Der elende Rest der untergegangenen DDR kürt sich also zum nächsten Bundeskanzler. Geht so Demokratie?
So geht Demokratie!
In Frankreich fand gestern der erste Durchgang der Vorwahlen der Republikaner für ihren Kandidaten zu den nächsten Präsidentschaftswahlen statt. Der frühere Staatspräsident Nicolas Sarkozy scheiterte krachend.
Die meisten Stimmen unter den sieben Kandidaten der Vorwahlen konnten Alain Juppé und François Fillon auf sich vereinen. Sie werden am Donnerstag zur besten Sendezeit ein Rededuell veranstalten, in dem jeder Kandidat sein Programm vorstellt.
Am kommenden Sonntag finden dann die Stichwahlen zur Kür eines Kandidaten der Republikaner statt. Die Sozialisten werden folgen. Der französische Präsident wird dann im nächsten Jahr direkt vom Volk gewählt. So geht Demokratie!
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Rainer Kahni wuchs am Bodensee auf und lebte viele Jahre in Paris. Er ist Autor von zahlreichen Romanen, Polit- und Justizthrillern. Seine Sachbücher, Romane und Kolumnen erreichen eine breite internationale Leserschaft. Er ist Mitglied von Reporters sans frontières, berichtete als Journalist aus Krisengebieten und veröffentlichte Reportagen und zeitgeschichtliche Dokumentationen. Rainer Kahni, auch bekannt als "Monsieur Rainer", lebt heute in Südfrankreich und publiziert immer wieder kritische Artikel zur Entwicklung der Demokratie und der Politik in Deutschland und Europa.
2 Antworten auf „“Demokratie ist ein Wettbewerb der Ideen.”“
soweit meine geschichtskenntnisse reichen wurden den deutschen nach ende des wk2 demokratie von den siegermächten befohlen.
die wirklichkeit sah aber anders aus.
aus der grundschulzeit weiß ich noch, ausser der lehrerin durfte kein schüler reden es sei, er hatte sich gemeldet.
und zuhause war der gleiche undemokratische mist, es war gehorsam den eltern gegenüber befohlen, sonst gabs prügel.
meiner bescheidenen einschätzung nach wird es noch einige generationen brauchen bis die demokratie jeden menschen und jedes herz erreicht hat,
Vielen Dank für den Kommentar. Eine Nachfrage: Wie erklärt es sich, dass es so schwer fällt, mehr Kandidaten u.a. für das Kanzleramt zu präsentieren?