Was will der Existenzialismus? Im Video erkläre ich diese philosophische Richtung kurz und einfach. Ich nutze dafür die Definition von Jean-Paul Sartre1:
Die Existenz geht der Essenz voraus.
Was bedeutet das? Essenz bezieht sich auf eine lange Tradition der Seinsphilosophie, in der man ergründen wollte, was der Mensch ist. Die Existenzialisten sagen, dass jedes Individuum für sich existiert, die Welt erlebt und sich erst dann selbst Wesensbestimmungen schafft, die aus dem Erleben erfolgen:
Der Mensch existiert vor allen theoretischen Bestimmungen.
Das hat auch eine interessante Bedeutung für die Frage nach Gott, weil der Existenzialismus eben nicht automatisch atheistisch sein muss. Er kann auch Anwendnung auf die Definition eines Gottes finden.
Existenzialismus und Albert Camus
Man könnte zum Beispiel diskutieren, dass Gott einfach existiert und erst danach definiert er sich selbst, wenn er agiert. Er steht also über allen Begriffen und Theorien. Aber wenn wir Gott in seinem Handeln erklären wollten, wäre es eine ganze andere Ordnung.
Weitere wichtige Vertreter des Existenzialismus sind Albert Camus2, Gabriel Marcel3 und die bekannte Schriftstellerin und Philosophie Simone de Beauvoir4.
Redaktioneller Hinweis: Noch mehr Philosophie und Erklärungen von Dr. Christian Weilmeier gibt es auf seinem YouTube-Channel.
Quellen und Anmerkungen
[1] Jean-Paul Sartre (1905 – 1980) war ein französischer Publizist, Dramatiker, Romancier und Philosoph, der als Vordenker des Existenzialismus gilt.↩
[2] Der Philosoph Albert Camus (1913 – 1960) ist einer der bekanntesten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts, der 1957 für sein publizistisches Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur erhielt. Camus war zudem als Redakteur und Reporter tätig.↩
[3] Gabriel Marcel (1889 – 1973) war ein französischer Philosoph und gilt als führender Vertreter des christlichen Existentialismus.↩
[4] Die französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin Simone de Beauvoir (1908 – 1986) verfasste zahlreiche Romane, Erzählungen und Essays. Sie gilt als Vertreterin des Existentialismus. Als Schriftstellerin wurde sie 1984 einer großen internationalen Öffentlichkeit bekannt, als Claude Chabrol ihren in den 1940er-Jahren verfassten Roman Le Sang des autres (dt.: Das Blut der Anderen) verfilmte. Ihr sozialgeschichtliches philosophisches Werk Das andere Geschlecht (erschienen 1949) gilt als Meilenstein der feministischen Literatur. Es wird von Le Monde auf der Liste der 100 Bücher des Jahrhunderts an elfter Stelle geführt.↩
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Dr. Christian Weilmeier studierte Philosophie und Kommunikationswissenschaft in München und promovierte über die politische Philosophie im Roman „Eumeswil“ von Ernst Jünger. Im Anschluss arbeitete Christian Weilmeier für den Verein Mehr Demokratie e.V. als Pressesprecher. In diesem Rahmen war er auch an der Vorbereitung und Durchführung mehrerer landesweiter Volksentscheide in Bayern beteiligt. Danach organisierte er als Mitinhaber der Gesellschaft für Bürgergutachten über Jahre Bürgerbeteiligungsverfahren im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung. Dazu gehörte auch die wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse und deren Zusammenfassung in Bürgergutachten. Zur Zeit konzentriert er sich auf die Publizistik. Christian Weilmeier betreibt u.a. einen Blog, eine Homepage und einen Philosophie-Channel auf YouTube, und stellt sich auch auf seinem Kanal auf Facebook der Diskussion über Themen der Philosophie und der Politik. Immer wieder steht er als Interviewpartner für verschiedenste Medien zur Verfügung wie zum Beispiel für die WELT, B.Z. Berlin, Jolie oder die Deutsche Presse-Agentur.