Was bringt uns tatkräftiger Widerstand, wenn niemand Respekt vor der anderen Sicht hat und wir uns auseinanderdividieren, fragt sich unsere Autorin Alex und stellt fest: Natürlich muss man etwas verändern!
Aber bringt es da etwas sich selbst oder andere mittels skrupelloser Mittel des schlechten Gewissens, à la “Du bist nicht ‘gut’ genug für uns, wenn …” in eine psychische Krise zu bugsieren, nur aus dem Druck heraus, dass „wenn wir jetzt nichts unternehmen, geht die Welt unter, weil …” (wo es dann irrelevant ist, wie dieses ‘weil’ nun in diesem Moment, in dieser Sekunde, in diesem Jahr, in dieser Epoche heißt!)?
Wie unterscheiden ‘Wir’ uns denn von ‘Denen’, wenn wir das Wir nicht leben und ‘Die’ ausgrenzen, die ‘unseren’ Maßstäben an Gutmenschentum, Revolutzergeist, Informiertheit, Diskussionsfreude und Heiteitei-die-Welt-könnte-doch-…- … nicht entspricht?
Was bringt uns unser williger und tatkräftiger Widerstand, wenn wir uns auseinanderdividieren, weil jeder meint ‘die’ Wahrheit mit Löffeln gefressen zu haben, ‘die’ Lösung parat zu haben und gereizt ist, wie ein Löwe mit Zahnschmerzen, weil ihm ein, sich schon lange immer tiefer fressender Konflikt aus Unzufriedenheit und Selbsterwartung gepaart mit Ungeduld und nicht gesehenem Seelenschmerz der Vergangenheit, das Leben schwer macht und keiner Respekt vor der anderen Sicht hat, die genauso – parallel – existieren kann, etwas anderes aussagt und zu einem anderen Ziel führt, aber deshalb nicht besser oder schlechter ist als ihre Parallelschwester?
Was bringt uns eine hohe Erwartungshaltung an die Menschheit, “weil sie zu den größten Dingen fähig wäre”, wenn die mentale Entwicklung, Grundlage für diese größten Dinge, sich bisher nur bei einzelnen Individuen vollzogen hat und so mentale Abiturienten von mentalen Grundschülern erwarten, statt zu lehren, Quantenphysik in einfachste Algorithmen umrechnen zu können?
Was ist also nun ‘meine’ Lösung: Ein respektvolles Zuhören, des mir gegenüberstehenden Menschen, denn das ist das Einzige, was zählt, denn nur mit ihm kann ich mich auf Augenhöhe klar verständigen, weil sich unsere linguistischen Gehirnregionen völlig gleichen (mit Tieren wird’s schwieriger aufgrund der gehirnlichen Unterschiede), gepaart mit der Erkenntnis der Illusion, dass die Fehler des sogenannten ‘Anderen’ eigentlich unsere eigenen sind und wir im Grunde unsere eigenen mentalen Spiegelbilder sind.
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Alex Ross emigrierte aus den schwäbisch-bayrischen Bergen in die Lüneburger Heide. Nach dem Abitur zog sie nach Hamburg, um ein Handwerk zu erlernen. Alex gibt sich als Autorin dem Schreiben hin und als Künstlerin der kreativen Malerei. Ihre Essays unterzieht sie dem Urteil der eifrigen Leserkultur. Sie schreibt über die kleinen Schönheiten und die großen Gemeinheiten des Alltags. Alex lebt im Norden Deutschlands.