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“Der Krieg ist der Vater aller Dinge!”

Dr. Christian Weilmeier erklärt, was Heraklit wirklich meinte, als er sagte: “Der Krieg ist der Vater aller Dinge!”

Der Ausspruch “Der Krieg ist der Vater aller Dinge!” ist zwar der bekannteste Satz des griechischen Philosophen Heraklit, aber er wird auch fast durchgehend missverstanden. Dr. Christian Weilmeier erklärt, was Heraklit wirklich meinte.

Immer mehr Menschen wollen auf grundlegende Fragen des Lebens Antworten erhalten, die einem klaren Denken entspringen.

In der akademischen und wissenschaftlichen Philosophie verbirgt sich ein Schatz des Denkens, der über eine Zeitspanne von 2500 Jahren aufgetürmt wurde. Ein Schatz, der unbedingt gehoben werden will.

Der Krieg ist der Vater aller Dinge!

Heraklit, Gemälde von Johan Moreelse (1602–1634), Wikipedia, Gemeinfrei
Heraklit, Gemälde von Johan Moreelse (1602–1634). (Foto: Wikipedia/Gemeinfrei)

Der Ausspruch des griechischen Philosophen Heraklit “Der Krieg ist der Vater aller Dinge!”, ist Teil dieses Schatzes. Aber er wird fast immer missverstanden.

Wer hat Heraklits Satz noch nicht gehört oder zumindest Abwandlungen davon gelesen wie “Am Anfang stand der Krieg” oder “Im Krieg entwickeln sich alle wichtigen Dinge.” Doch das hat Heraklit gar nicht gemeint, denn Krieg bringt vor allem Tod, grenzenloses Leid, Zerstörung und Niedergang mit sich.

Die Polarität des Lebens

Heraklit sprach über die Polarität des Lebens. Es besteht aus dem ständigen Wechselspiel von Gegensatzpaaren: Fröhlichkeit und Traurigkeit, Wärme und Kälte, Hunger und Sattheit, Tag und Nacht, Winter und Sommer. Diese Polarität prägt unser Leben.

Das Gefühl für Sattheit habe ich erst, wenn ich das Gefühl des Hungers hatte. Das Gefühl für Gesundheit habe ich erst, wenn ich vorher krank war. Ich kann das Leben also erst erleben, wenn die Pole, die nur scheinbar im Widerspruch zueinander stehen, aufeinandertreffen. Und dieses ständige Ringen, die Auseinandersetzung, der Streit der Pole, der zum Erleben des Lebens führt, den bezeichnete Heraklit als Krieg.


Philosophie erklärt: Was meint Heraklit mit “Krieg ist Vater aller Dinge”? | Philosoph Dr. Christian Weilmeier.

Im Video erläutere ich allgemeinverständlich, was Heraklit, der von etwa 520 v. Chr. bis 460 v. Chr. lebte, beschrieb, als er sagte: “Der Krieg ist der Vater aller Dinge.” (Quelle: YouTube/Christian Weilmeier)


Redaktioneller Hinweis: Noch mehr Philosophie und Erklärungen von Dr. Christian Weilmeier gibt es auf seinem YouTube-Channel.


Foto: Heraklit, Gemälde von Johan Moreelse (Wikipedia, Gemeinfrei) und Sasin Tipchai (pixabay.com) – Creative Commons CC0.

Philosoph, Journalist, Blogger bei Weilmeier | Webseite

Dr. Christian Weilmeier studierte Philosophie und Kommunikationswissenschaft in München und promovierte über die politische Philosophie im Roman „Eumeswil“ von Ernst Jünger. Im Anschluss arbeitete Christian Weilmeier für den Verein Mehr Demokratie e.V. als Pressesprecher. In diesem Rahmen war er auch an der Vorbereitung und Durchführung mehrerer landesweiter Volksentscheide in Bayern beteiligt. Danach organisierte er als Mitinhaber der Gesellschaft für Bürgergutachten über Jahre Bürgerbeteiligungsverfahren im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung. Dazu gehörte auch die wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse und deren Zusammenfassung in Bürgergutachten. Zur Zeit konzentriert er sich auf die Publizistik. Christian Weilmeier betreibt u.a. einen Blog, eine Homepage und einen Philosophie-Channel auf YouTube, und stellt sich auch auf seinem Kanal auf Facebook der Diskussion über Themen der Philosophie und der Politik. Immer wieder steht er als Interviewpartner für verschiedenste Medien zur Verfügung wie zum Beispiel für die WELT, B.Z. Berlin, Jolie oder die Deutsche Presse-Agentur.

Von Christian Weilmeier

Dr. Christian Weilmeier studierte Philosophie und Kommunikationswissenschaft in München und promovierte über die politische Philosophie im Roman „Eumeswil“ von Ernst Jünger. Im Anschluss arbeitete Christian Weilmeier für den Verein Mehr Demokratie e.V. als Pressesprecher. In diesem Rahmen war er auch an der Vorbereitung und Durchführung mehrerer landesweiter Volksentscheide in Bayern beteiligt. Danach organisierte er als Mitinhaber der Gesellschaft für Bürgergutachten über Jahre Bürgerbeteiligungsverfahren im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung. Dazu gehörte auch die wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse und deren Zusammenfassung in Bürgergutachten. Zur Zeit konzentriert er sich auf die Publizistik. Christian Weilmeier betreibt u.a. einen Blog, eine Homepage und einen Philosophie-Channel auf YouTube, und stellt sich auch auf seinem Kanal auf Facebook der Diskussion über Themen der Philosophie und der Politik. Immer wieder steht er als Interviewpartner für verschiedenste Medien zur Verfügung wie zum Beispiel für die WELT, B.Z. Berlin, Jolie oder die Deutsche Presse-Agentur.

4 Antworten auf „“Der Krieg ist der Vater aller Dinge!”“

Schöner Artikel. Aber: Polarität ist nicht ein “Gegensatzpaar” ! Gegensätze sind mental und schließen sich aus. Pole gehören zusammen wie bei einem Magneten.

Z. B. Jean Gebser hat darauf hingewiesen, dass der Spruch ja ein Fragment ist. Vermutlich gab es dazu den Satz “Der Frieden ist die Mutter aller Dinge”.

„Krieg ist aller Dinge Vater, aller Dinge König. Die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien“, schreibt Heraklit aus Ephesus in seinen Fragmenten.

Mit „Vater aller Dinge“ ist der produktive Kampf um die Lösung der alles in der Welt verursachenden Widersprüche gemeint und nicht nur die kriegerische, gewalttätige, bewaffnete Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Menschen.

Notwendiger Weise war, ist und bleibt es, dass erst das wissenschaftliche Herangehen an Gesellschaftsanalysen und Zukunftsprognosen, das Gestalten menschenwürdiger Verhältnisse ermöglicht.

„Wenn wir die Natur oder die Menschengeschichte oder unsre eigne geistige Tätigkeit der denkenden Betrachtung unterwerfen“, merkt Friedrich Engels an, „so bietet sich uns zunächst das Bild einer unendlichen Verschlingung von Zusammenhängen und Wechselwirkungen dar, in der nichts bleibt, was, wo und wie es war, sondern alles sich bewegt, sich verändert, wird und vergeht.“ Diese ursprüngliche, naive, aber der Sache nach richtige Anschauung von der Welt sei die der alten griechischen Philosophie, zuerst klar von Heraklit ausgesprochen: „Alles ist und ist auch nicht, denn alles fließt, ist in steter Veränderung, im steten Werden und Vergehen begriffen.“ Aber diese Anschauung, so richtig sie auch den allgemeinen Charakter des Gesamtbildes der Erscheinungen erfasse, genüge doch nicht, die Einzelheiten zu erklären, aus denen sich das Gesamtbild zusammensetze, „und solange wir dies nicht können, sind wir auch über das Gesamtbild nicht klar. Um diese Einzelheiten zu erkennen, müssen wir sie aus ihrem natürlichen oder geschichtlichen Zusammenhang herausnehmen und sie, jede für sich, nach ihrer Beschaffenheit, ihren besonderen Ursachen und Wirkungen etc. untersuchen“.

Die Zerlegung der Natur in ihre einzelnen Teile, „die Sondierung der verschiedenen Naturvorgänge und Naturgegenstände in bestimmte Klassen, die Untersuchung des Innern der organischen Körper nach ihren mannigfachen anatomischen Gestaltungen“, sei nach Engels Meinung, „auch die Aufgabe der Naturwissenschaft und der Geschichtsforschung. Aber dies habe uns „die Gewohnheit hinterlassen, die Naturdinge und Naturvorgänge in ihrer Vereinzelung, außerhalb des großen Gesamtzusammenhangs aufzufassen, nicht in ihrer Bewegung, sondern in ihrem Stillstand, nicht als wesentlich veränderliche, sondern als feste Bestände, nicht in ihrem Leben, sondern in ihrem Tod zu betrachten. Und indem sich diese Anschauungsweise aus der Naturwissenschaft in die Philosophie übertrug, wie es durch Bacon und Locke geschehen sei, habe sie die spezifische Borniertheit der letzten Jahrhunderte geschaffen, die metaphysische Denkweise.

mein simpler kommentar: krieg ist nicht nur stets und immer der vater weiterer kriege, sondern auch der totengräber aller dinge – die einstige hoffnung, dass die entwicklung ultimativer waffen, wie zb atomwaffen, alle zukünftigen kriege verunmöglichen würde, hat sich entsetzlicher weise nicht bestätigt, im gegenteil driften wir seit nunmehr 80 jahren weiter auf jenen ganz großen krieg zu, der die erde unbewohnbar für menschen hinterlassen wird = schlimmer, als alle naturkatastrophen sein können, ist der mensch-selbst in seinem versagen.

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