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Machiavelli – Der Zweck heiligt die Mittel! Oder doch nicht?

Der Zweck heiligt die Mittel. Der Auspruch wird dem Philosophen Machiavelli zugeschrieben, der damit das Verhalten der Mächtigen in seiner Epoche skizzierte.

Korrupt, hinterlistig, machthungrig: Das Handeln der Herrschenden war für den Philosophen Machiavelli ein auf Erfolg ausgerichtetes Geschäft. Der Zweck heiligt die Mittel! Oder doch nicht?

“Der Zweck heiligt die Mittel.” Diesen Satz wird fast jeder schon einmal gehört haben. Er wird Niccolò di Bernardo dei Machiavelli zugeschrieben, einem Staatsphilosophen, der von 1469 bis 1527 in Florenz lebte. Mit seinem Ausspruch skizzierte er das Verhalten der Mächtigen in der damaligen Zeit.

Santi di Tito Niccolo Machiavelli's Portrait Headcrop gemeinfrei
Bernardo dei Machiavelli (Foto: Gemeinfrei)

Machiavelli hat sie beobachtet. Die Sicherung der Macht war ein häufiger Zweck, der nicht selten mittels Giftmord oder anderer Gewalttaten erreicht wurde.

Auch heute handeln nicht wenige Menschen, ohne es offen auszusprechen oder sich einzugestehen, nach diesem Motto: “Der Zweck heiligt die Mittel.” Auf das Ergebnis kommt es an, aber nicht, über welchen Weg es erreicht wurde.

Ist das moralisch? Kann man das ethisch rechtfertigen? Im Video untersuche ich diese Fragen und nenne praktische Beispiele. Es ist dabei wichtig, den Zweck einer ethischen Überprüfung zu unterziehen und dann die möglichen und erlaubten Mittel in Betracht zu ziehen. Entsprechende Kriterien stelle ich vor.

Dazu gehören Mittel, die gerade noch geeignet sind, um ein Problem zu lösen. Wenn man zum Beispiel beleidigt wird, dann kann man sich mit Worten wehren, aber muss seinen Gegenüber ja nicht gleich totprügeln.

Wenn man beispielsweise Karriere als absolut positiven Wert ansehen würde, dürfte man trotzdem keine Mittel einsetzen, die die Rechte der anderen Menschen verletzen wie zum Beispiel Mobbing. Denn es gibt auch andere Weg, um Karriere zu machen: Kommunikation, Fachkompetenz, Wissen.

Der Spruch von Machiavelli ist so wie er da steht also nicht haltbar, auch wenn es genug Beispiel gibt, die uns das Gegenteil zeigen.

Jeder sollte sich und sein Handeln deshalb immer wieder einmal selbst im Alltag prüfen, und hinterfragen, nach welchen Grundsätzen er handelt und ob seine Ziele zu rechtfertigen sind.

Den wer auf sich und sein Handeln kritisch reflektiert, der ist auf dem Weg dahin, ein ethisch und moralisch verantwortlicher Mensch zu werden.



Redaktioneller Hinweis: Noch mehr Philosophie und Erklärungen von Dr. Christian Weilmeier gibt es auf seinem YouTube-Channel.


Titelfoto: Ein iranischer Soldat mit Gasmaske im Iran-Irak-KriegCC BY-SA 3.0 und Niccolò Machiavelli (Detail aus dem Bildnis von Santi di Tito) – Gemeinfrei.

Philosoph, Journalist, Blogger bei Weilmeier | Webseite

Dr. Christian Weilmeier studierte Philosophie und Kommunikationswissenschaft in München und promovierte über die politische Philosophie im Roman „Eumeswil“ von Ernst Jünger. Im Anschluss arbeitete Christian Weilmeier für den Verein Mehr Demokratie e.V. als Pressesprecher. In diesem Rahmen war er auch an der Vorbereitung und Durchführung mehrerer landesweiter Volksentscheide in Bayern beteiligt. Danach organisierte er als Mitinhaber der Gesellschaft für Bürgergutachten über Jahre Bürgerbeteiligungsverfahren im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung. Dazu gehörte auch die wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse und deren Zusammenfassung in Bürgergutachten. Zur Zeit konzentriert er sich auf die Publizistik. Christian Weilmeier betreibt u.a. einen Blog, eine Homepage und einen Philosophie-Channel auf YouTube, und stellt sich auch auf seinem Kanal auf Facebook der Diskussion über Themen der Philosophie und der Politik. Immer wieder steht er als Interviewpartner für verschiedenste Medien zur Verfügung wie zum Beispiel für die WELT, B.Z. Berlin, Jolie oder die Deutsche Presse-Agentur.

Von Christian Weilmeier

Dr. Christian Weilmeier studierte Philosophie und Kommunikationswissenschaft in München und promovierte über die politische Philosophie im Roman „Eumeswil“ von Ernst Jünger. Im Anschluss arbeitete Christian Weilmeier für den Verein Mehr Demokratie e.V. als Pressesprecher. In diesem Rahmen war er auch an der Vorbereitung und Durchführung mehrerer landesweiter Volksentscheide in Bayern beteiligt. Danach organisierte er als Mitinhaber der Gesellschaft für Bürgergutachten über Jahre Bürgerbeteiligungsverfahren im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung. Dazu gehörte auch die wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse und deren Zusammenfassung in Bürgergutachten. Zur Zeit konzentriert er sich auf die Publizistik. Christian Weilmeier betreibt u.a. einen Blog, eine Homepage und einen Philosophie-Channel auf YouTube, und stellt sich auch auf seinem Kanal auf Facebook der Diskussion über Themen der Philosophie und der Politik. Immer wieder steht er als Interviewpartner für verschiedenste Medien zur Verfügung wie zum Beispiel für die WELT, B.Z. Berlin, Jolie oder die Deutsche Presse-Agentur.

5 Antworten auf „Machiavelli – Der Zweck heiligt die Mittel! Oder doch nicht?“

“Es ist unmoralisch, also ist es falsch.”
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Der Satz “Der Zweck heiligt die Mittel” setzt sich über moralische Bewertung von Handlungen hinweg und verlangt, diese seien in Hinblick auf ihr angestrebtes Ziel (positiv) zu beurteilen.

Anwendung findet solch ein Satz zur Rechtfertigung von Taten, die nach vorherrschender gesellschaftlicher Moral als verwerflich gelten (der Tyrannenmord ist hier als Beispiel sehr beliebt). Wer so spricht, gewährt sich selbst Absolution – und macht sich damit fragwürdig.

Das lädt geradezu dazu ein, einen moralischen Imperativ entgegenzuhalten. Der Vortrag in Artikel und Video tut im Wesentlichen genau das.

Allerdings wird hier die eigene moralische Grundhaltung ganz selbstverständlich als höchster Wert vorausgesetzt, dem alle Zwecke und Mittel unterzuordnen seien – ohne dass auch nur ansatzweise erläutert wird, weshalb ihr dieser Rang zustünde.

Das ist ungefähr so bescheiden wie die Annahme, irgendwelche vermeintlichen Zitate aus irgendwelchen “Heiligen Schriften” seien universell verbindlich, weshalb jedes menschliche Handeln abgeleiteten Regeln zu folgen habe – insbesondere das Handeln des Publikums.

Tatsächlich erinnert es mich nicht an Philosphie, sondern an Religionsunterricht der ersten Schuljahre. Eine Begründung, weshalb das Gute gut sei, gab es dort auch nicht. (Immerhin wurde ersatzweise auf eine übergeordnete Autorität verwiesen, die strafbewehrte Regeln diktiert habe.)
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Im Artikel steht: “Der Spruch von Machiavelli ist so wie er da steht also nicht haltbar”. Im Video wird mehrfach und abschließend gesagt, er könne also nicht stimmen.

Dieser Folgerung kann ich nicht zustimmen.

Der Umstand, dass etwas als “moralisch falsch” bewertet wird, sagt nichts darüber aus, ob es “logisch falsch” ist. Eine Bewertung ist keine Entkräftung.

Der moralische Imperativ und die speziellen Ableitungen bilden ein Gegenmodell, keine Widerlegung. Weder wird Macchiavellis These widerlegt noch die Antithese begründet und bewiesen.

Der Zweck, eine moralisch unliebsame Maxime zu verdammen, heiligt m.E. nicht das Mittel der Irreführung, moralische Schlüsse als logische Schlüsse auszugeben.

Diesen Satz hat vor Jahrzehnten immer mein Vater ausgesprochen, wenn er seine Kinder striemig prügelte (mit einer 230V-Verlängerungsschnur oder dem Knüppel)!

Und, heute ist er fast allein, die meisten haben sich von diesem Monster abgewiesen, das hat er von seinen Taten!

Der Zweck heiligt nur dann die Mittel wenn der Zweck ein guter ist und die Mittel angemessen sind. Aber die Mittel “heiligen” immer den Zweck. Es kommt also vielmehr auf die Mittel an. So betrachtet können die eingesetzten Mittel den Zweck verändern sowohl ins negative als auch ins positive.

An dieser Stelle kann uns Kant weiterhelfen. Sein kategorischer Imperativ schließt die Lücke dieser Diskussion.
Immanuel Kant (1724 – 1804) fußte seine Philosophie auf der These, dass allen Menschen ein moralischer Sinn angeboren ist, der es ermöglicht, die eigenen Interessen zurückzustellen und sich für das Glück anderer zu engagieren.
In seiner „Kritik der praktischen Vernunft“ leitet Kant das Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft her: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ Das ist der kategorische Imperativ, der in unterschiedlichen Formen entwickelt wurde. Die sogenannte Selbstzweckformel lautet: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Vereinfacht ausgedrückt: Menschen dürfen nicht instrumentalisiert werden und unser Handeln sollte immer so sein, dass wir den Menschen (uns und andere) als Zweck sehen.
Dieser Grundsatz sollte noch heute als universelle Leitlinie einer modernen Zivilisation gelten.

Der Spruch “Was du nicht willst dass man Dir tu, dass füg auch keinem Andern zu” ist ein unbeugsames Argument für moralisches handeln!

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