Noch in diesem Monat sollen Verhandlungen über ein Verbot von Atomwaffen in New York beginnen. Doch eine atomwaffenfreie Welt ist kein Garant für den Weltfrieden, meint Community-Autor Richard Maxheim und richtet einen Appell an die Mayors for Peace.
Jedes Jahr wird weltweit der Opfer der Atombombenabwürfe von Hiroshima (6. August 1945) und Nagasaki (9. August 1945) gedacht. Sie sollten auch nie in Vergessenheit geraten, denn die Ausmaße der dadurch verursachten Verwüstungen sprengten alle bis dahin vorhandenen Vorstellungen.
Als eines der bekanntesten Dokumente gegen die Nuklearrüstung gilt das Russell-Einstein-Manifest von 1955. Trotzdem haben die Großmächte – und inzwischen auch etliche Kleinmächte – so viele Kernwaffen angehäuft, dass man die ganze Menschheit damit mehrfach vernichten könnte.
Hiroshimas Bürgermeister Kazumi Matsui forderte 2016 in seiner Friedensdeklaration die Welt auf sich zu vereinen, um alle Nuklearwaffen abzuschaffen. Er findet dafür rund um den Globus Amtskollegen, die ihn dabei unterstützen – die Mayors for Peace (engl.: Bürgermeister für den Frieden).
Es weckt Hoffnung, wenn man erfährt, wie viel Zustimmung diesem Wunsch nach einer atomwaffenfreien Welt zuteil wird. Im Oktober 2016 hat sich eine Mehrheit in der UN-Vollversammlung für Resolution L.41 (Anm.: Verhandlungen über ein Atomwaffenverbot in 2017) ausgesprochen. Die deutsche Bundesregierung stimmte leider dagegen.
Im März 2017 sollen Verhandlungen über ein Verbot von Atomwaffen im Rahmen der UNO in New York starten.

Ja, es ist ein politischer Kampf um das Überleben der Menschheit, und man kann Teilerfolge erzielen, in dem zum Beispiel Atomwaffen von bestimmten Standorten abgezogen werden und atomwaffenfreie Zonen entstehen.
Aber eine atomwaffenfreie Welt ist nicht nur eine Utopie, sie ist eigentlich unmöglich. Wenn man den Weg und die erreichten Ziele nicht absichert, können die Ergebnisse aller Bemühungen schneller als man denkt, zunichtegemacht werden.
Man sollte Überlegungen mit einbeziehen, welche Probleme ein globales Atomwaffenverbot mit sich bringen könnte, ohne den Rüstungsbefürwortern das Wort zu reden.
Wer ernsthaft für eine atomwaffenfreie Welt eintreten möchte, muss sich deshalb auch gegenüber der positiven Utopie einer politisch geeinten Menschheit, sprich Weltföderation öffnen.
Es gibt bereits konkrete Ziele in dieser Richtung. Wer von den vielen Friedensbewegten, die sich für eine atomwaffenfreie Welt starkmachen, wer von den “Bürgermeistern für den Frieden” ist bereit, die Forderung nach einem demokratisch gewählten Weltparlament zu unterstützen?
Deshalb der Appell an die Mayors for Peace:
Helft die Voraussetzungen für eine atomwaffenfreie und friedliche Welt zu schaffen!
Brief an die Mayors for Peace
Sehr geehrte Bürgermeisterinnen
und Bürgermeister für den Frieden,
sie sind Repräsentantinnen und Repräsentanten eines bemerkenswerten und zweifelsfrei des wichtigsten internationalen Gemeinde- und Städtebündnisses unserer Zeit. Immerhin haben die Mayors for Peace es sich zur Aufgabe gemacht die Welt zu retten. Keine Ironie, sondern in vollem Ernst: Gelingt es nicht die Atomwaffen weltweit abzuschaffen, wird die Menschheit eines Tages daran zugrunde gehen. Das ist bei wachsendem Konfliktpotential so gut wie unausweichlich. Es kommen noch andere Probleme hinzu, welche die Zukunft der Menschheit in Frage stellen.
Dass es nicht gelingen wird die Welt bis 2020 von Atomwaffen zu befreien, dürfte inzwischen klar sein. Aber selbst wenn es in einem überschaubaren Zeitraum gelänge, wäre die Gefahr nicht gebannt. Auch wenn alle vorhandenen Atombomben verschrottet werden, bleibt das Wissen über die Herstellung solcher Massenvernichtungsmittel bestehen und kann jeder Zeit wieder zur Aufrüstung genutzt werden. Um das Ziel einer globalen atomaren Abrüstung überhaupt erreichen zu können und diesen Stand dann zu erhalten, muss die Welt sich vereinigen (Aufforderung von Bürgermeister Matsui am 6. August 2016).
Nun ist eine atomwaffenfreie Welt noch kein Garant für den Weltfrieden. Jahrtausende der Metzeleien zeugen davon. Um einen dauerhaften Weltfrieden zu schaffen, bedarf es mehr als der atomaren Abrüstung, auch wenn damit die schlimmste Gefahr zunächst gebannt wäre. Es werden weltpolitische Fortschritte erforderlich sein, die global mindestens den Stand erreichen müssen, wie wir sie als Europäer heute bereits dank der Europäischen Union genießen. Die UN müssen tatsächliche Vereinten Nationen werden. Eine Utopie? Ja natürlich. Aber es ist nicht minder notwendig sie zur Realität zu machen, als die Utopie der vollständigen atomaren Abrüstung.
Wir, engagierte Weltföderalisten aus dem Weltbürger-Forum, appellieren deshalb an sie, die Mayors for Peace, sich ebenso konsequent für die Weiterentwicklung der UNO einzusetzen, so wie für die atomare Abrüstung. Beides gehört zusammen.
Zu dieser Entwicklung braucht es den Willen der Menschheit, von der sie einen Teil repräsentieren. Gemeint ist die Globalisierung der Demokratie.
Bitte unterstützen sie deshalb als konkreten Schritt die UNPA-Kampagne für die Errichtung eines demokratisch gewählten Weltparlamentes im Rahmen der UNO, welche bereits international Beachtung gefunden hat, durch ihre Zustimmung!
Dies wäre auch ein wichtiger Schritt hin zu einer Welt ohne Atomwaffen und zur Abschaffung des Krieges als Fortsetzung schlechter Politik mit unmenschlichen Mitteln.
Anm. des Autors: Der Appell wurde am 12. März 2017 an die deutsche Kontaktstelle der Mayors for Peace, dem Büro für internationale Angelegenheiten der Landeshauptstadt Hannover, mit der Bitte geschickt, ihn an die Mitglieder weiterzuleiten.
Anm. d. Red.: In New York beginnen am 27. März 2017 internationale Verhandlungen für die Ächtung und Abschaffung atomarer Massenvernichtungswaffen. Die Bundesregierung will den Verhandlungen fernbleiben, berichtet die Freiheitsliebe. Der Boykott wird unter anderem damit begründet, dass ein Vertrag über das Verbot von Atomwaffen wirkungslos bleiben würde, sofern die Atomwaffenstaaten nicht unmittelbar eingebunden sind.

Über den Autor: Richard Maxheim ist Jahrgang 1949 und Pensionär. Er stammt aus Trier an der Mosel. Nach der Volksschule absolvierte er eine Lehre als Maschinenschlosser bei der Deutschen Bundesbahn und arbeitete 25 Jahre im Polizeidienst. Er ist in der Friedensbewegung aktiv und Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Frieden sowie des Multikulturellen Zentrums Trier. Von 1995 bis 1999 war Maxheim Herausgeber der Projektschrift PanGaia – Beiträge für ein neues Weltbürger-Bewusstsein und gehörte zur Redaktion des Weltbürger-Manifests Plattform Planet Erde. Richard Maxheim ist verheiratet, lebt in der Nähe von Kirn an der Nahe und betreibt die Website World Citizens Project Agency.
Fotos und Grafiken: Liste der Atombomben auf der Welt (Neue Debatte); Test Baker Shot (Titelfoto) bei der Operation Crossroads, einem Nuklearwaffentest der USA im Bikini-Atoll 1946 und Aufnahme vom Atombombentest “Romeo” 1954 (beide gemeinfrei).
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2 Antworten auf „Für eine Welt frei von Atomwaffen“
Leider hat die Stadt Hannover der Bitte, den Appell an die deutschen Mayors for Peace weiterzuleiten, nicht entsprochen. Mehr dazu im Weltbürger-Forum.
http://weltbuerger-forum.xobor.de/t83f23-Appell-an-die-Mayors-for-Peace.html#msg563
Deshalb wurde damit begonnen, den Appell einzeln an die Bürgermeister für den Frieden in Deutschland zu senden. Es liegt nun auch eine englische Übersetzung des Appells vor, der heute per eMail an die Weltzentrale der Mayors for Peace in Hiroshima geschickt wurde.
Die Aktion hat eine überraschende Wendung genommen:
http://weltbuerger-forum.xobor.de/t83f23-Appell-an-die-Mayors-for-Peace-1.html#msg680