Wie wird man ein guter Philosoph? Man stelle die falschen Fragen zur richtigen Zeit!
“Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt”, beginnt Odo Marquard, ein Skeptiker, ein Zweifelnder, seine Aufsatzsammlung “Skepsis und Zustimmung” von 1994.
Denken, eben trotz der Existenz einer langen Tradition der Philosophie (diese beginnt vor 2500 Jahren) und uralten, längst etablierten Klassikern, das ist nicht immer leicht …
Ich zweifle, also bin ich.
Das ist die Formel auf dem Denkweg von René Descartes, welche dann in das berühmte “Ich denke, also bin ich” mündete.
So begann meine akademische Philosophie-“Karriere”, eben dazu bereit sein, seine bisherigen Gewissheiten und Überzeugungen ernsthaft infrage zu stellen, um sie entweder durch neue, bessere zu ersetzen, oder, wenn sie am Verstand geprüft waren, alte umso fester und sicherer in seine jeweiligen Überzeugungen aufzunehmen.
Sokrates war ein Mann, der nach Wahrheit suchte. Dies tat er, indem er alte Gewissheiten und Überzeugungen der Menschen einfach infrage stellte. Hierin ging er so weit, dass er wegen angeblich verderblichen Einflusses auf die Jugend sowie Missachtung der Götter zum Tode verurteilt wurde.
So weit muss man zwar nicht gehen, aber es ist immerhin hilfreich, Überzeugungen von Eltern und Lehrern infrage zu stellen, um ernsthaft Philosophie zu treiben.
Ich bin ein Philosoph, Du auch?
So möchte ich Euch und Sie einladen, sich Zeit zu nehmen für ein wenig Muße zum Gedanken, zu einer geistreichen Reise in die Welt der Philosophen und Philosophien.
Nun, ich selbst sehe in der Philosophie erst einmal die Möglichkeit, sich denkend von der sogenannten Realität beziehungsweise Praxis zu distanzieren, also eine Schutzmauer zwischen mich und die böse Welt zu bauen. Durch Nachdenken eben.
Dazu gehört – neben Zeit – auch die Kraft, Lockerheit und Unbekümmertheit, über die Welt, die Menschen und sich selbst nachzudenken.
“Wie wird man ein guter Philosoph? Man stelle die falschen Fragen zur richtigen Zeit.”
Foto: Geralt – (Pixabay.com, Creative Commons CC0).
Dr. Christian Ferch studierte Linguistik, Philosophie und Religionswissenschaft mit den Schwerpunkten Semantik, Kommunikationstheorie und Religionskritik. Er war Chefredakteur der Studentenzeitung „Die Spitze“ und schrieb seine Dissertation unter dem Titel „Elemente einer allgemeinen Kommunikationstheorie“ an der Freien Universität Berlin. Christian Ferch veröffentlicht zahlreiche philosophische Texte auf seiner Homepage. Im Podcast Philosophie Heros reflektiert er auf gesellschaftliche Aspekte aus dem Blickwinkel der Philosophie und der Kommunikation.
2 Antworten auf „Was ist Philosophie – Was kann Philosophie?“
Sie haben einen wirklich lesenwerten Artikel verfasst! Auch ich sehe einen notwendigen Sinn vom Gebrauch der Philosophie.
Kindern wird schon beigebracht, dass es nicht dumm ist zu fragen. Warum soll es dann dumm sein zu hinterfragen, zu erfragen oder nachzufragen? Gerade in unserer jetztigen Zeit, wo wir dazu neigen uns an Feindbildern zu klammern. Viele glauben, sie wüssten nun die Wahrheit. Aber im Grunde genommen haben sie nur in ihrem Rahmen ein neues Feindbild eingefasst. Die Augen sind geradeaus gerichtet, aber wer blickt nach innen?
Ich liebe die Weisheit und versuche sie zu ergründen, darum philosophiere auch ich.
Vielen Dank für ihren beipflichtenden Kommentar! Mir fällt in dem Zusammenhang ein Zitat von Karl Jaspers ein: »Philosophie ist die Liebe zur Weisheit, nicht die Weisheit selbst!« –
Bei Ihrer Analyse des momenrtanen Zeitzgeistes gebe ich Ihnen 100 % recht! Meine Artikel hier sind unter anderem mein Versuch, gegen diesen anzuschreiben… –
Ich empfehle meinen Artikel https://neue-debatte.com/2017/01/20/gegen-extremismus-mehr-mut-zur-mittelmaessigkeit/.
Nochmals herzlichen Dank für Ihren Kommentar!