Geld war ein nützlicher Diener der technischen Entwicklung. Dann entfremdete es die Menschen immer stärker voneinander. An die Stelle des gegenseitigen Vertrauens rückte eine seelenlose Gottheit, die sich wahlweise Dollar, Euro oder Yen nennt. Bilbo Calvez spricht mit Raphael Fellmer über eine Welt ohne Geld!
Raphael Fellmer ist ein deutscher Foodsaver, Aktivist und Mitbegründer des Netzwerks zur Lebensmittelrettung “Foodsharing”, bei dem unverkäufliche Lebensmittel vor der Entsorgung im Müll gerettet und verteilt werden. Fellmer lebte von 2010 bis 2015 im Geldstreik, um in der Gesellschaft ein Bewusstsein für die Verantwortung zu schaffen, die nach seiner Meinung alle Menschen in den Industrieländern für Hunger, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung tragen. Er veröffentlichte 2013 das Buch “Glücklich ohne Geld!”
Die Jagd nach Geld erzeugt Sorgen, Nöte und kränkt die Seele. Ist das ethisch verantwortbar? Die Bärensuppe steht für eine Welt ohne Geld. Dort herrscht kein Mangel. Es ist genug für alle da. Jeder kann von dieser Suppe essen, und jeder bestimmt mit, wie die Suppe schmeckt!
Die Suppe des Lebens
Es gibt genug für jeden
Für und von jedem
Ein Nehmen und Geben
Sie ist für alle da
Wir brauchen kein Rezept
Jeder sorgt dafür
Dass die Bärensuppe schmeckt!
Diskutieren wir über eine geldfreie und friedliche Zukunft.
Was soll mit der Bärensuppe erreicht werden
Ein Leben ohne Geld erscheint vielen Menschen als unmöglich, weil sie befürchten, dass eine geldlose Gesellschaft von Chaos und Kriminalität geprägt sei. Dabei muss man sich fragen, ob es wirklich schlimmer kommen kann, als die heutige Weltsituation, die geprägt wird durch Kriege, Bürgerkriege und die medial allgegenwärtige Gewalt.
Eine Welt, in der sich ein Bruchteil der Menschheit fast das gesamte Vermögen des Planeten untereinander aufteilt hat. Eine Welt, in der produziert wird, nur um seelenloses Geld zu generieren. Eine Welt, in der die produzierten Waren so konzipiert sind, dass sie schnell im Müll landen, damit noch mehr produziert, gekauft und weggeschmissen wird.
Eine Welt, in der die meisten Menschen nicht genug Essen haben, in der Tiere wie billige Ware behandelt werden und in der die Natur skrupellos vernichtet wird.
Mit der interaktiven multimedialen Installation “Die Bärensuppe” möchte ich einen geschützten Rahmen erschaffen, in dem, statt panischen, aggressiven oder vernichtenden Reaktionen zu dem Thema “Gesellschaft ohne Geld”, offene Auseinandersetzungen stattfinden und Visionen entstehen können.
Foto: Bilbo Calvez
Bilbo Calvez ist eine französische Multimedia-Künstlerin und Friedensaktivistin. Sie stammt aus Paris und wuchs in der Banlieue auf. Sie ging nach Deutschland, arbeitete unter anderem als Filmcutterin und konzentrierte sich dann auf die Kunst. Durch Ausstellungen und Projekte wie "Publik-Privat", "Sitzbankkultur", "Faces of Love" und "Die Bärensuppe" wurde sie bekannt. Bilbo Calvez lebt in Berlin und der Welt.