Die Gewerkschaft United Voices of the World hat an der Eliteuniversität London School of Economics die Streiks ausgeweitet. Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen für die Reinigungskräfte verliefen erfolglos. “Das Angebot der LSE war ein Schlag ins Gesicht”, sagt ein Gewerkschaftsmitglied. Die Antwort ist der Arbeitskampf.
Die britische Gewerkschaft United Voices of the World (UVW Union) kämpft wie ein Löwe für die Interessen seiner Mitglieder. Fast alle sind Migranten oder gehören einer ethnischen Minderheit an. Sie arbeiten als Reinigungskräfte für externe Dienstleister und werden als Leiharbeiter vermietet. Auch an der London School of Economics (LSE). Dort werden die Cleaner wie Arbeiter zweiter Klasse behandelt.
Damit soll endlich Schluss sein. Die UVW Union will für seine Mitglieder eine Gleichbehandlung mit den verbliebenen Festangestellten erreichen.
Die jüngsten Verhandlungen mit dem Management der LSE verliefen erfolglos.
“Das Angebot, das die LSE an uns gemacht hat, ist kein Angebot – es ist nur ein Schlag ins Gesicht”, sagt Beverley Williams, UVW-Mitglied und Reinigungskraft an der LSE. “Die LSE weiß, was wir brauchen und was wir wollen, sie kennen unsere Forderungen, aber behandeln alles wie ein Spiel. Nun, es ist kein Spiel für uns.”
Es geht vor allem um bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und Renten und eine Absicherung im Krankheitsfall. Die fällt momentan so gering aus, dass sich viele Cleaner gezwungen sehen, sich sogar krank zur Arbeit zu schleppen, statt eine Krankheit auszukurieren. Die Rentenansprüche sind extrem niedrig, sodass Altersarmut programmiert ist. Viele müssen schon jetzt in mehreren Jobs tätig sein, um über die Runden zu kommen. Die UVW will diese Zustände beenden. Der Arbeitskampf ist das Mittel der Wahl.
Die Mitglieder der UVW hatte bereits im März an zwei Tagen gestreikt und angekündigt, den Arbeitskampf auszuweiten, wenn es zu keiner Einigung mit dem Management der Universität kommen sollte (Neue Debatte berichtete).
Jetzt streiken sie jede Woche einen Tag lang. Gestern ging es bereits los. Auf Transparenten und Plakaten stehen die Forderungen. Trompeten, deren unerträglicher Klang an den Einsturz der Stadtmauern von Jericho erinnert und ein konzentriertes Lernen an der LSE unmöglich machen dürfte, begleiteten den Streik.
Die Aktionen der Gewerkschaft sind für die renommierte LSE ein empfindlicher Nadelstich. Die Streiks fallen mitten in die Prüfungszeit und in die Sommerferien, wenn das lukrative Sommerschulprogramm der LSE für Studenten beginnt.
“Die LSE hatte jede Gelegenheit, diese Aktion abzuwenden, hat aber stattdessen nach mehr als acht Monaten nur ein erbärmliches und beleidigendes Angebot vorgelegt”, sagt Petros Elia, Generalsekretär der UVW.
Der Arbeitskampf schweißt zusammen. Beverley Williams sagt. “Wir, die Cleaner, sind jetzt mehr vereint als je zuvor und wir werden nicht aufhören, bis wir Gerechtigkeit und Gleichheit bekommen.”
Die nächsten Streiks finden am 17. und 24. Mai statt. Streikmaßnahmen sollen so lange durchgeführt werden, bis alle Forderungen erfüllt sind. Verschiedene Gruppen und Studenten haben sich mit den Streikenden solidarisiert.
Fotos und Video: United Voices of the World
Gunther Sosna studierte Psychologie, Soziologie und Sportwissenschaften in Kiel und Hamburg. Er war als Handballtrainer tätig, arbeitete dann als Journalist für Tageszeitungen und Magazine und später im Bereich Kommunikation und Werbung. Er lebte hauptsächlich im europäischen Ausland und war international in der Pressearbeit und im Marketing tätig. Sosna ist Initiator von Neue Debatte und weiterer Projekte aus den Bereichen Medien, Bildung, Diplomatie und Zukunftsfragen. Regelmäßig schreibt er über soziologische Themen, Militarisierung und gesellschaftlichen Wandel. Außerdem führt er Interviews mit Aktivisten, Politikern, Querdenkern und kreativen Köpfen aus allen Milieus und sozialen Schichten zu aktuellen Fragestellungen. Gunther Sosna ist Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens und tritt für die freie Potenzialentfaltung ein, die die Talente, Fähigkeiten und die Persönlichkeit des Menschen in den Mittelpunkt stellt, ohne sie den Zwängen der Verwertungsgesellschaft unterzuordnen. Im Umbau der Unternehmen zu gemeinnützigen und ausschließlich dem Gemeinwohl verpflichteten sowie genossenschaftlich und basisdemokratisch organisierten Betrieben sieht er einen Ausweg aus dem gesellschaftlichen Niedergang, der vorangetrieben wird durch eine auf privaten Profit ausgerichtete Wirtschaft, Überproduktion, Kapitalanhäufung und Bullshit Jobs, die keinerlei Sinn mehr haben.