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Leben mit Mindestsicherung: Tag 14 – Sigi, du fehlst!

“Die an kassieren a fette Provision, die andan hackeln grod uman Mindestlohn.” Michael Wögerer über einen Abend mit Sigi Maron.

Sigi Maron war ein sozialkritischer Liedermacher, dessen Texte sich um Arbeitslosigkeit, Rüstungsausgaben oder soziale Ungleichheit drehten. Er ist schon gestorben. Michael Wögerer wäre gerne zu einer Veranstaltung zum Gedenken an Sigi Maron gegangen, aber 20 Euro Eintritt kann sich niemand leisten, der von Mindestsicherung lebt.

Am heutigen 14. Mai hätte Sigi Maron seinen 73. Geburtstag gefeiert. Leider ist er voriges Jahr im Juli verstorben. Sein Erbe sind seine Lieder für Frieden, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit.

Auch zum Thema Armut und Reichtum hat er sich immer wieder lautstark zu Wort gemeldet.

Anlässlich seines Geburtstages habe ich den Text von “Es is ned olles ans” abgetippt, da ich ihn leider nirgends im Internet finden konnte. Die Musik dazu findet ihr hier.

Es is ned ollas ans

Der ane kummt auf’d Wöd und hot scho ois,
die andan miassn froh sein, das gsund san bis zum Hois.
Für an beginnt der gsicherte Lebensweg,
die andan beißen sie recht und schlecht durchn Dreck.

Es is ned ollas ans,
es is ned ollas ans,
obs´d a Göd host oda kans.
(2x)

Bei an wird vü Wert auf die Büdung glegt,
mit die andan dafür über Chancengleichheit gred.
Der ane geht auf´d Uni und studiert,
wira später von de andan besser obkassiert
Es is ned ollas ans,
es is ned ollas ans,
obs´d a Göd host oda kans.
(2x)

Der ane hod a Villa mit an Goaten,
die andan miassn Joare auf a Wohnung woaten.
Der ane lebt guat und is froh,
weil die andan rackern si eben fua eam o.
Es is ned ollas ans,
es is ned ollas ans,
obs´d a Göd host oda kans.
(2x)

Der ane is in Seitenblicke unterwegs,
der andere frisst zum Frühstück Hundekeks.
Der ane fliagt in da Wöd umanand,
während sich da andere für sei Schicksal schamt.
Es is ned ollas ans,
es is ned ollas ans,
obs´d a Göd host oda kans.
(2x)

Die an kassieren a fette Provision,
die andan hackeln grod uman Mindestlohn.
Der ane frogt sie wos sei Leistung war,
und ob´s so bleibt die nächsten hundert Joar.
Es is ned ollas ans,
es is ned ollas ans,
obs´d a Göd host oda kans.
(2x)

Dem Karl Marx woar des ned egal,
dewegen hot a fuar uns gschrieben des Manifest und´s Kapital.
Es wird Zeit, dass mia uns endlich rian,
und unsan gerechten Anteil kriagn!
Es is ned ollas ans,
es is ned ollas ans,
obs´d a Göd host oda kans.
(4x)

Sigi Maron auf dem Volksstimme Fest 2008 von Manfred Werner - Tsui - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
Sigi Maron auf dem Volksstimme Fest 2008. (Foto: Manfred Werner, CC BY-SA 3.0)

Tja, so is es! Heute fand in Wien eine Veranstaltung zum Gedenken an Sigi Maron statt. Ich wäre gerne dabei gewesen, doch 20 Euro Eintritt übersteigen einfach mein Budget. Ein guter Freund hätte mich zwar eingeladen, aber das konnte ich nicht annehmen. Stattdessen läuft die neueste Maron-CD bei mir zu Hause rauf und runter.

Ich erinnere mich an die schönen Gespräche, die ich mit ihm am Attersee beim Festival des politischen Liedes hatte und freu mich schon riesig auf den 15. Juni, wo wir auch in seinem Namen wieder zusammenkommen, um mit Musik die Welt zu verändern.

Meine heutigen Ausgaben belaufen sich auf insgesamt 7,18 Euro. Noch 17 Tage um 140,88 Euro.


Fragen, Anmerkungen, Lob und Tadel sowie Feedback zur Aktion, können als Kommentar unter dem Beitrag geschrieben oder an seine E-Mail michael.woegerer(at)gmail.com gesendet werden.


Die bisherigen Tagesnotizen:

31 Tage Mindestsicherung – Eine Annäherung (30.4.)

Tag 1 – Kein Spiel! (1.5.)

Tag 2 – Konsumgesellschaft (2.5.)

Tag 3 – Öffentlichkeit schaffen! (3.5.)

Tag 4 – Lebensrealitäten (4.5.)

Tag 5 – Freundschaft (5.5.)

Tag 6 – Netzwerke (6.5.)

Tag 7 – Kein Märchen (7.5.)

Tag 8 – Befreiung (8.5.)

Tag 9 – Nachhaltigkeit (9.5.)

Tag 10 – Durchatmen (10.5.)

Tag 11 – Lebenserwartung (11.5.)

Tag 12 – Exklusiv (12.5.)

Tag 13 – Soziale Hängematte (13.5.)


Foto: Uhudla (Titelbild) und Sigi Maron auf dem Volksstimme Fest 2008 von Manfred Werner – Tsui – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0.

Journalist bei Unsere Zeitung | Webseite

Michael Wögerer ist ein Journalist aus Wien. Er ist Mitbegründer und Redakteur von „Unsere Zeitung – Die Demokratische“, einem Kooperationspartner von Neue Debatte, war bei der Austria Presse Agentur und schreibt über Gewerkschaften, Soziales, Lateinamerika, Fußball und Liebe.

Von Michael Wögerer

Michael Wögerer ist ein Journalist aus Wien. Er ist Mitbegründer und Redakteur von „Unsere Zeitung – Die Demokratische“, einem Kooperationspartner von Neue Debatte, war bei der Austria Presse Agentur und schreibt über Gewerkschaften, Soziales, Lateinamerika, Fußball und Liebe.

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