Ein immer größerer Teil des Einkommens muss für das Grundbedürfnis Wohnen aufgewendet werden. Dies betrifft junge Menschen ganz besonders. Sie können sich eine eigene Wohnung kaum noch leisten.
Seit 2004 sind die Mieten in Wien durchschnittlich um 23,9 Prozent gestiegen. “Die Löhne erhöhten sich – im Vergleich dazu – jedoch weitaus geringer”, schrieb die Wiener Zeitung vor rund einem Jahr (16.5.2016).
Für viele bleibt als einzige Lösung das “Hotel Mama”.
So hat sich etwa der Anteil der Studierenden in Österreich zwischen 18 und 29 Jahren, der noch bei den Eltern zu Hause wohnt, in den vergangenen fünf Jahren auf 59 Prozent mehr als verdoppelt. Von den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 39 Jahren leben noch 23 Prozent bei ihren Eltern.
Laut einer Umfrage des Online-Marktplatzes ImmobilienScout24 würden nur vier Prozent der 18- bis 29-Jährigen, die noch zu Hause wohnen, auch weiterhin am liebsten im “Hotel Mama” logieren. Bei den steigenden Mietpreisen wird der Auszug aus dem Elternhaus aber immer schwerer finanzierbar (DiePresse.com, 29.9.2016).
Laut aktuellen Eurostat-Daten (Anfang Mai 2017) liegt das Auszugsalter der ÖsterreicherInnen mit 25,5 Jahren knapp unter dem EU-Schnitt (26,1 Jahre). Söhne ziehen im Schnitt mit 26,6 Jahren aus, Töchter mit 24,3 Jahren.
Ich selbst bin mit 19 Jahren nach der Matura nach Wien gezogen. Anfangs in Studentenheime, dann WGs und schließlich in die eigene Wohnung. Ich lernte relativ schnell auf eigenen Beinen zu stehen, obwohl es immer wieder schön ist nach Hause zu kommen.
Auch die letzten beiden Tage genoss ich das “Hotel Mama & Papa” in vollen Zügen, dieses mal vielleicht noch ein Stückchen mehr, weil ich mir mal keinen Kopf zerbrechen musste, wie ich möglichst billig zu Essen komme.
Lediglich für die heutigen Feiertags-Zigaretten (4,60 Euro) musste ich selbst aufkommen. Somit hab ich für die restlichen 6 Tage noch ein Budget von 65,80 Euro zur Verfügung.
Wenn ich es morgen schaffe wieder relativ günstig nach Wien zurückzukommen, dann wird am Samstag beim “Jour Fixe im Grünen” am Südwind Straßenfest – 2017 ein wenig gefeiert. Das Picknick startet um 13 Uhr. Freu mich auf euer Kommen!
Fragen, Anmerkungen, Lob und Tadel sowie Feedback zur Aktion, können als Kommentar unter dem Beitrag geschrieben oder an seine E-Mail michael.woegerer(at)gmail.com gesendet werden.
Die bisherigen Tagesnotizen:
31 Tage Mindestsicherung – Eine Annäherung (30.4.)
Tag 1 – Kein Spiel! (1.5.)
Tag 2 – Konsumgesellschaft (2.5.)
Tag 3 – Öffentlichkeit schaffen! (3.5.)
Tag 4 – Lebensrealitäten (4.5.)
Tag 5 – Freundschaft (5.5.)
Tag 6 – Netzwerke (6.5.)
Tag 7 – Kein Märchen (7.5.)
Tag 8 – Befreiung (8.5.)
Tag 9 – Nachhaltigkeit (9.5.)
Tag 10 – Durchatmen (10.5.)
Tag 11 – Lebenserwartung (11.5.)
Tag 12 – Exklusiv (12.5.)
Tag 13 – Soziale Hängematte (13.5.)
Tag 14 – Sigi, du fehlst! (14.5.)
Tag 15 – Halbzeit (15.5.)
Tag 16 – Beim Frisör (16.5.)
Tag 17 – Für Lisa (17.5.)
Tag 18 – Hunger auf Kultur (18.5.)
Tag 19 – Gratis-Essen für alle (19.5.)
Tag 20 – Wenn ich Sozialminister wäre (20.5.)
Tag 21 – Grundbedürfnisse (21.5.)
Tag 22 – Planung (22.5.)
Tag 23 – Helfen und reden (23.5.)
Tag 24 – Mobilität (24.5.)
Foto: ArtsyBee; pixabay.com; Creative Commons CC0.
Michael Wögerer ist ein Journalist aus Wien. Er ist Mitbegründer und Redakteur von „Unsere Zeitung – Die Demokratische“, einem Kooperationspartner von Neue Debatte, war bei der Austria Presse Agentur und schreibt über Gewerkschaften, Soziales, Lateinamerika, Fußball und Liebe.