Im österreichischen Horn (Niederösterreich) wurde ein neuer Mai-Hitzerekord erreicht: Spitzenwerte von 35 Grad – während in Wien noch immerhin 32 Grad herrschten.
Doch in den bevölkerungsreichsten Großstädten werden die Temperaturen Dank des Klimawandels bald um weitere 2 Grad ansteigen – beziehungsweise bis zum Ende des Jahrhunderts – und bei gleichbleibenden Treibhausgas-Emissionen sogar noch um weitere 8 Grad Celsius. Im Sommer müssten wir dann mit weit über 40 Grad rechnen – und dadurch mit einem Klima wie in Afrika.
Großstädte bilden im Sommer mit ihrem hohen Anteil an zubetonierter und verbauter Fläche wahre Hitzeinseln. Verkehr und Energieverbrauch für Klimaanlagen, etc. verschärfen Überhitzung und Hitzestau weiter, die Feinstaub und Luftverschmutzung steigt, die Wasserqualität nimmt ab.
Weitere Folgen sind u.a. ein drastischer Rückgang der Produktivität und zunehmende gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung.
Temperaturanstieg
Werden Co2 und Treibhausgas-Emissionen in Zukunft nicht ausreichend gedrosselt, um den Klimawandel noch rechtzeitig abzumildern (also in den kommenden 10-20 Jahren), werden sich etwa fünf Prozent aller Großstädte auf Temperaturanstiege von acht Grad und mehr einstellen müssen.
Dies würde die Volkswirtschaft mit bis zu 2,6-fach so hohen Kosten belasten, so das Team internationaler Ökonomen in einer neuen Nature Studie, welche die verheerende kombinierte Wirkung des globalen und lokalen Klimawandels auf die städtischen Volkswirtschaften quantifiziert.
Ohne ausreichende Gegenmaßnahmen in den Ballungsräumen könnten die Verluste im Extremfall bis zu 11 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen, verglichen mit einem globalen Durchschnitt von 5,6 Prozent. Ergo: Zeit zum Handeln für Städteplanung und Politik.
Denn schon die vorbeugende Adaptierung etwa durch Begrünung von nur 20 Prozent der Dächer einer Stadt sowie eine kühlende Umgestaltung der Hälfte aller Gehsteige, könnte einerseits die Lufttemperaturen um etwa 0,8 Grad reduzieren und andererseits bis zum 12-fachen dessen einsparen, was für Installation und Wartung aufgewendet werden muss.
Urban Heat Island
Welches “Naturkapital” dabei die Stadtbäume bergen und welche Arten sich dabei ganz besonders als Feinstaubfänger eignen, untersuchte ein Team der Uni Oxford und der Royal Botanic Gardens. Das in Science publizierte Ergebnis: Hänge-Birke, Ulmen, Eschen, Magnolien, Stechpalmen – aber natürlich auch die ganzjährig grünen, aber schmutzempfindlicheren Nadelbäume.
Dass durch Entsiegelung, zusätzliche Begrünung, Ausbau von Wasserflächen, Dämmungsmaßnahmen inklusive reflektierenden Dachfarben und der Art der Bebauung extreme Hitzebelastung in den Städten und der so genannte “Urban Heat Island” Effekt effizient verringert werden kann, dazu haben der Deutsche Wetterdienst (DWD) und die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien eben eine zweisprachige Broschüre “Urban Modelling” herausgebracht, die Mithilfe von Computermodellen zeigt, dass sich die Zahl der Tage mit mehr als 30 Grad in der Innenstadt mit einfachen Mitteln um bis zu 29 Prozent verringern lässt.
Solche Kosten-Nutzen-Rechnungen machen klar, dass – selbst wenn sich globale Bemühungen als unzureichend erweisen sollten – sich die lokalen Maßnahmen auch und trotzdem noch durch eine positive Wirkung auf die Lebensqualität und die Volkswirtschaft auszeichnen, so das an der Wärme-Inseln-Studie von fast 1.700 Städten rund um den Globus beteiligte Institut für Umweltstudien an der Uni Amsterdam.
Foto: tpsdave; pixabay.com; Creative Commons CC0.
Robert Manoutschehri war Fotograf, Journalist, Texter und Grafikdesigner aus Österreich. Er engagierte sich ehrenamtlich für zahlreiche Bürgerinitiativen und NGO’s und berichtete regelmäßig über die Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent und die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels. Er lebte in Wien.