Wenn es darum geht, sich vom Geld zu verabschieden, ist einer der ersten Schritte, sich von der Macht der Banken zu befreien. Kryptowährungen eignen sich dafür hervorragend.
Bitcoin ist der Veteran unter den Kryptowährungen. Sie wird seit 2009 öffentlich gehandelt. Neben den Bitcoins sind inzwischen über 3000 weitere Kryptowährungen in Verwendung. Auch andere Coins wie zum Beispiel Ripple, Monero, Zcash oder Dogecoin werden zum Kauf und Verkauf auf unterschiedlichen Handelsplätzen angeboten. Die Website coinmarketcap.com listet derzeit etwa 700 Kryptowährungen.
Die Coins sind wie Bargeld, nur, dass man dieses Bargeld nicht anfassen kann. Man besitzt dieses Geld in einem virtuellen Portemonnaie. Mit den Coins kann im Internet oder im realen Leben bezahlt werden. Allerdings wird für die Transaktion keine Bank benötigt und es fallen nur geringe oder gar keine Gebühren an.
Um eine Transaktion abzuwickeln reicht es schon aus, wenn ein Mobiltelefon gegen ein anderes Mobiltelefon gehalten wird. Durch das Auslesen von QR-Codes wird die Transaktion durchgeführt.
Das “Room77” in Berlin bietet nicht nur „Warm beer, cold women and fast food made slow“ an, es war auch eine der ersten Gastrobetriebe weltweit, in dem mit Bitcoins- bzw. mit Milli-Bitcoins – bezahlt werden konnte.
Jörg Platzer, Betreiber des Room77 und begeisterter Bitcoin-Spezialist macht „alles“ mit Bitcoins und hat auch ein Buch darüber geschrieben: „Bitcoin, kurz und Gut“. Darin erklärt er auf verständliche Art und Weise, wie man Bitcoins kauft, verkauft, benutzt und sicher aufbewahrt.
Bilbo Calvez traf Jörg Platzer im Room77 in Berlin-Kreuzberg. Sie sprach mit ihm darüber, wie Bitcoins die Welt verändern können und was die Kryptowährung zum Weg in eine geldlose Gesellschaft beitragen kann.
Weiterführende Hinweise:
- Das Gespräch mit Jörg Platzer ist Teil des Kunstprojektes „Die Bärensuppe“, dessen Kern die Auseinandersetzung mit der Vision einer geldlosen Gesellschaft bildet.
- Die Bärensuppe geht im Sommer 2017 auf Tour. Die Daten und Termine sind auf derHomepage der Bärensuppe zu finden.
- Das Videointerview wurde am 1. September 2015 in Berlin aufgezeichnet. Ein englischer Untertitel ist verfügbar.
Vor- und Nachteile von Kryptowährungen
PRO
Schnelligkeit und Verfügbarkeit
Kryptowährungen kennen keine Schalterstunden, Buchungsvorgänge oder Rechnungsläufe. Alles geschieht in Echtzeit. Mit einem private Key und über jeden beliebigen Rechner oder Mobilgerät mit Internetzugang bekommt der Nutzer Zugriff auf seine Kryptowährung und kann binnen Sekunden oder wenigen Minuten transferieren.
Geringe Kosten
Während bei Banküberweisungen, Abrechnungen über Zahlungsanbieter wie Paypal oder bei Kreditkartenabrechnungen teilweise völlig unverhältnismäßig hohe Gebühren anfallen, sind diese bei Bitcoin äußerst gering. Transaktionsgebühren für ausländische Überweisungen liegen im Bereich unter 1 Cent oder sind komplett kostenlos. Dabei spielt es auch keine Rolle, in welches Land das Geld transferiert wird. Bitcoins sind als dezentrales Zahlungsmittel weltweit einsetzbar.
Steigende Akzeptanz
Immer mehr Online-Shops, Geschäfte und Serviceanbieter akzeptieren Bitcoins als Zahlungsmittel.
Mengenbeschränkung
Durch die Mengenbeschränkung auf 21 Millionen sind Bitcoins vor Inflation geschützt.
Contra
Geringe Verbreitung
Zwar steigt die Akzeptanz der Kryptowährungen in der Bevölkerung, aber von einer großflächigen Nutzung, ist man noch weit entfernt, vielleicht aber nicht all zu weit: In Japan wurden Bitcoins vor wenigen Wochen als offizielles Zahlungsmittel anerkannt.
Spekulationsobjekt
Bitcoins erleben an den Börsen einen Höhenflug (1 Bitcoin kostete aktuell über 2290 Euro), was sich schlagartig ändern kann, sollte zum Beispiel ein Land den Banken den Handel mit Bitcoins untersagen. Außerdem sollen viele Bitcoin-Besitzer die Kryptowährung als reines Spekulationsobjekt nutzen und die virtuelle Währung in ihren Accounts horten. Werden also großen Bitcoin-Bestände verkauft, kann der Kurs deutlich abrutschen.
Sinnhaftigkeit
Kommt die Kryptowährung aus Spekulationsgründen nicht in den Umlauf, geht grundsätzlich der Sinn als Zahlungsmittel verloren.
Fehlende wirtschaftliche Bedeutung
Im Vergleich zu den Weltwährungen bildet die Masse der Kryptowährungen lediglich Mikrosysteme ab, die keinerlei gesamwirtschaftliche Bedeutung haben, diese aber teilweise erlangen könnten, wenn sie zu einer Kryptowährung verschmelzen. Die derzeit auf coinmarketcap.com gelisteten etwa 700 Kryptowährungen erreichen eine Gesamtmarktkapitalisierung von circa 88 Milliarden US-Dollar. Etwa 42,4 Milliarden entfallen auf Bitcoin – dem ältesten und größten Player am Markt.
Foto: Screenshot (YouTube Channel Bilbo Calvez)
Bilbo Calvez ist eine französische Multimedia-Künstlerin und Friedensaktivistin. Sie stammt aus Paris und wuchs in der Banlieue auf. Sie ging nach Deutschland, arbeitete unter anderem als Filmcutterin und konzentrierte sich dann auf die Kunst. Durch Ausstellungen und Projekte wie "Publik-Privat", "Sitzbankkultur", "Faces of Love" und "Die Bärensuppe" wurde sie bekannt. Bilbo Calvez lebt in Berlin und der Welt.