Es ist die wohl größte Herausforderung unserer Zeit: Die Erderwärmung muss binnen drei Jahren abgefangen werden, sonst wird es eng für die Menschheit. Davon sind zumindest Wissenschaftler überzeugt.
Sollten die Treibhausgas-Emissionen nach 2020 weiter ansteigen oder auch nur so hoch bleiben wie bisher, sind weder die Temperaturziele von Paris erreichbar, noch könnten die UN Sustainable Development Goals aus 2015 eingehalten werden, warnen mehr als 60 namhafte Wissenschaftler und Wirtschaftsführer anlässlich des kommenden G20-Gipfels in Hamburg.
Nach heutigem Stand werden weltweit rund 41 Gigatonnen Kohlendioxid jährlich in die Atmosphäre geblasen. Der so genannte Carbon Crunch, bei dem sich das globale Klima über 2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erhitzt und durch den eine so gut wie nicht mehr umkehrbare und “für niemanden wünschenswerte Stresssituation” für die gesamte Biosphäre entsteht, würde bei weiteren rund 600 Gt CO2-Emissionen eintreten – also in rund 15 Jahren.
Sinken die Emissionen jedoch ab 2020 in nennenswertem Umfang, würde sich die Anpassungszeit bis zur nötigen komplett fossilfreien Ökonomie für die Weltwirtschaft um ein gutes Jahrzehnt verlängern.
“Die Senkung des Schadstoffausstoßes binnen 3 Jahren herbeizuführen sei notwendig, wünschenswert und erreichbar”, schreiben die Autoren Christiana Figueres, Hans Joachim Schellnhuber, Gail Whiteman, Johan Rockström, Anthony Hobley und Stefan Rahmstorf in einem wissenschaftlichen Kommentar, der in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature veröffentlicht wurde. Zahlreiche Wissenschaftler haben sich als Unterzeichner den Forderungen angeschlossen.
In der Aktions- und Informationskampagne “Mission 2020” wird ein 6-Punkte-Plan vorgestellt, dessen Sofortmaßnahmen als Ergänzung zu dem als “Carbon Law” benannten langfristigen Konzept verstanden werden, mit dem die Weltgemeinschaft die Dekarbonisierung und die wohl größte Aufgabe unserer Zeit meistern könnte.
Bis 2020 müssten demnach mindestens 30 Prozent des globalen Strombedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden und die größten Umweltverschmutzer wie Kohlekraftwerke sukzessive schließen.
Elektrisch betriebene Fahrzeuge müssten mindestens 15 Prozent Verkehrsanteil ausmachen, und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wäre zu verdoppeln.
Für Lkws wäre eine um 20 Prozent höhere Kraftstoffeffizienz gefordert und im Luftverkehr wären 20 Prozent weniger Treibhausgase pro Kilometer auszustoßen.
Statt weitere Wälder abzuholzen, müsse auf Aufforstung und die Schaffung von CO2 Senken sowie nachhaltige Landwirtschaft gesetzt werden.
Die Netto-Emissionen durch Rodung und Landnutzung müssten im nächsten Jahrzehnt gestoppt werden. Bis 2050 müsse die Schwerindustrie ihre Emissionen halbiert haben.
Alle Städte, Gebäude und Infrastruktur müssten ohne Kohle und nahezu emissionfsfrei betrieben werden. Auf der Grundlage des “Carbon Law” wird ein Ende der Kohle 2030-35 und des Öls 2040-45 erwartet, schreibt das Institut für Klimafolgenforschung Potsdam.
Und natürlich wird das auch etwas kosten: Rund 1000 Milliarden US-Dollar pro Jahr wird die Weltgemeinschaft bereitstellen müssen, so die Autoren, die auch dezitiert dazu aufrufen, keine politischen Entscheidungen zu treffen, ohne die Wissenschaft heranzuziehen.
Foto: skeeze; pixabay.com; Creative Commons CC0.
Robert Manoutschehri war Fotograf, Journalist, Texter und Grafikdesigner aus Österreich. Er engagierte sich ehrenamtlich für zahlreiche Bürgerinitiativen und NGO’s und berichtete regelmäßig über die Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent und die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels. Er lebte in Wien.