Muss es immer Gewalt sein? Nein! Pazifismus durchbricht die Spirale der Gewalt, wenn man sich die Hintergründe verdeutlicht. Christian Ferch schreibt über Toleranz und Vergebung.
Jeder, der auf den Pazifismus sich einzulassen gewillt ist, sollte Gedanken nicht verwehren, welche auch die Begriffe und Hintergründe dieser Einstellung reflektieren.
Da ist zunächst einmal die Toleranz. Was und wer ist zu tolerieren und wie weit kann und darf Toleranz gehen? Was ist für mich noch machbar und was übersteigt meine Kräfte?
Abgesehen von derartigen Grenzsituationen sollte der friedlich gesinnte Mensch sich vor Gleichmacherei jeglicher Art hüten, um den Anderen in seinem Anderssein zu belassen, und Achtsamkeit in Bezug auf die Individualität seines jeweiligen Gegenübers üben.
Ein weiteres friedensstiftendes Moment ist die Durchbrechung der Gewaltspirale durch Vergebung, wobei der Begriff einer “Durchbrechung” schon wieder ziemlich unfriedlich daher kommt.
Jedenfalls bleibt zu bedenken, wohin Hass und Rache führen: Sie mögen zwar für eine nicht geringe Zahl von Menschen eine gehörige Motivation darstellen, jedoch führen sie zu noch mehr Gewalt und sind daher als unfriedliche Mittel einzustufen …
»Hier herrscht Friede«
Ist ein Irrtum oder eine Lüge.
Friede herrscht nicht.
Erich Fried, österr. Lyriker und Essayist
Foto: Ilya Yakover (Unsplash.com).
Dr. Christian Ferch studierte Linguistik, Philosophie und Religionswissenschaft mit den Schwerpunkten Semantik, Kommunikationstheorie und Religionskritik. Er war Chefredakteur der Studentenzeitung „Die Spitze“ und schrieb seine Dissertation unter dem Titel „Elemente einer allgemeinen Kommunikationstheorie“ an der Freien Universität Berlin. Christian Ferch veröffentlicht zahlreiche philosophische Texte auf seiner Homepage. Im Podcast Philosophie Heros reflektiert er auf gesellschaftliche Aspekte aus dem Blickwinkel der Philosophie und der Kommunikation.