Der Blogger Gerhard Mersmann schreibt über ein sehr ernstes Thema in Zeiten der Digitalisierung und Überschleunigung: Den alles lähmenden Formalismus.
“Die Welt, sie ist unübersichtlicher geworden und das einzelne Individuum findet immer schwerer einen Kompass, um in diesem Meer der Tücken zu navigieren”, schreibt Mersmann.
“Deshalb machen viele Menschen das, was andere Vertreter der Gattung in den Wahnsinn zu treiben droht. Sie halten sich an die Form, unabhängig davon, ob es Sinn macht oder nicht, …” Er schreibt pointiert: “Ihr Denken fokussiert sich auf die Kernaussage, dass der, welcher sich an die Form hält, keine Fehler macht. Und wer keine Fehler macht, ist auf der sicheren Seite.”
Nach einem Kurztrip in die Welt der Drogen packt der Blogger das Übel an der Wurzel. Mersmann schreibt: “Ein Muster für diese fehlkalkulierte Affigkeit von Menschen, die für vernünftige Entscheidungen engagiert sind, ist das Auftauchen eines Problems. Es wird jedoch nicht an der Lösung des Problems gearbeitet, sondern an dessen Regulierung, …”
Das Fazit fällt in seiner Sachlichkeit nüchtern, in seiner Tragweite aber erschütternd aus, weil es der Wahrheit so verdammt dicht auf die Pelle rückt: “Das Dickicht der Regelungen wird immer unüberschaubarer, klare Linien sind nicht mehr zu erkennen, im Betrieb, in Brüssel und am Stammtisch hat der Formalismus die Herrschaft übernommen …”
Ein lesenswertes Essay über die formalistische Korrektheit nicht nur in Deutschland, die alles und jeden in den Wahnsinn treibt, oft genug Sinnhaftigkeit vermissen lässt und in letzter Konsequenz nur noch im Rausch zu ertragen ist.
Link zum Essay “Psychedelische Drogen und deutscher Formalismus” von Gerhard Mersmann auf dem From7-Blog.
Foto: Jana Schneider, Pixabay, Creative Commons CC0.
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