“Uniform und Orden – Manipulation bei der Bundeswehr“ von Lars F. Kochinky ist eine Barrikade gegen die voranschreitende Militarisierung der Jugend und die Auswüchse des Militarismus im 21. Jahrhundert.
Ein Soldat läuft erhobenen Hauptes durch die Straßen, ein Panzermann schaut fest zum Himmel … Sind sie doch die Speerspitze des deutschen Heeres … wurde uns eingetrichtert und wir haben es geglaubt, …
Glauben es noch immer, sind überzeugt. Sind für den »Kampf bereit«, bereit, in die Panzerschlacht zu ziehen, denn wir sind bestens ausgebildet und haben das stärkste »Schlachtross« unter unserem Arsch, das 63 Tonnen wiegt, 1200 PS hat und 120-mm-Munition verschießt – ein Leopard. Welch Macht, welch Ehre …
Ein Panzermann entschuldigt sich nicht, ein Panzermann gesteht. Der Panzer ist ein ehernes Grab, so heißt es schon im Panzerlied[1]. Als Gott nicht weiter wusste, schuf er den Panzermann. Seitdem steht der Teufel im Stillgestanden, wurde uns gepredigt. Wer Angst hat, lässt sich leichter manipulieren, gerade wenn ihn heiliger deutscher Stahl umschließt.
Falsche Anerkennung muss man nicht nach außen tragen, nur die Orden, die man erwirbt, wenn man »Ziel Mitte« trifft.
Gottlob gibt es noch Befehlsverweigerer und Deserteure!
Redaktioneller Hinweis: Das Panzerlied stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus und wurde wie zahlreiche andere Soldatenlieder der NS-Zeit in teilweise abgeänderter oder gekürzter Form auch bei der Bundeswehr gesungen. Im Mai 2017 berichtete Spiegel Online (SPON) über den Stopp eines Bundeswehrliederbuches durch das Verteidigungsministerium. Laut SPON soll ein Sprecher des Ministeriums gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt haben: “Im Rahmen des kritischen und sensiblen Umgangs mit den Inhalten wurde erkannt, dass einige Textpassagen nicht mehr unserem Werteverständnis entsprechen.” Der 2. Weltkrieg und die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten endete am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht. ↩
Foto: Manuel76de (Pixabay.com, Creative Commons CC0).
Lars Kochinky war Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Seine Kriegseinsätze im Kosovo und in Afghanistan prägten sein Denken ebenso wie seine Ausbildung zum Detektiv. Er schreibt Essays und ist in der Friedensbewegung aktiv. Er rief den Podcast "Philosophie Heros" ins Leben. Mit dem Philosophen Christian Ferch erörtert er ganz menschliche Themen, die viele bewegen.