Heute bin ich müde. Erschöpft und erschlagen. Deshalb sitze ich. Es fühlt sich an, als würde ich warten. Warten, wie auf einen Freund, der mich besucht. Aber ich habe kein Interesse an anderen. Die ziehen an mir vorbei oder warten auch. Eine auf Freunde, andere auf den Zug. Aber ich nicht. Die Müdigkeit kommt immer wieder zu mir und lässt mich weiter warten. Hier, wo ich sitze. Worauf ich nun warte? Na auf mich! Ist doch ganz klar.
Die eigene Seel, dass sie erwacht. Aus den Sphären der Nacht.
Nachts ist auch manchmal tags, wenn die Seele geht und träumt. Wenn der Körper schlaff und die Seele stark dem Heute gegenübersteht.
So soll se gehen. Ist’s gut zu ruhn, in der Nacht.
Schon bald kommt sie wieder und sucht. Sucht des neuen Abenteurers Körper. Stählern Brust mit Mut und Tatendrang.
Ist’s gut zu ruhn für die Kraft. Ist’s gut zu warten auf das eigne Ich.
Es ist frei, kommt aber immer wieder zurück und erzählt von den Abenteuern in den Sphären. Bunt mit Bildern oder ganz schwarz. Sie sind. Können sein; in mir. Oder weiß voll mit Nebel, der böse blinkt. Mich stocken lässt und die große Frage nach: Warum?
Ich würd es gern verstehen. Die Nebel. Der Nacht. Der Tage. Der Seele.
Ich kann verstehen, wo Kolumbus stand. Auf einer Karte. Hinter ihm das schon entdeckte Land. Vor ihm eine dicke weiße Wand. Unbekanntes hier und dort. Aber unerschrocken ging er fort. Fort will meine Seele von dem heimelichen Ort. Will Abenteuer sehn und kann dann auch verstehn. Die Nebel. Sie werden nicht gehen, sie bleiben mir in meiner Seel, doch größer werden sie nimmer mehr. Wieder kommen ja, doch wachsen vielleicht nur minimal.
Foto: musicFactory lehmannsound (pexels.com); Creative Commons Zero (CC0) Lizenz.
Alex Ross emigrierte aus den schwäbisch-bayrischen Bergen in die Lüneburger Heide. Nach dem Abitur zog sie nach Hamburg, um ein Handwerk zu erlernen. Alex gibt sich als Autorin dem Schreiben hin und als Künstlerin der kreativen Malerei. Ihre Essays unterzieht sie dem Urteil der eifrigen Leserkultur. Sie schreibt über die kleinen Schönheiten und die großen Gemeinheiten des Alltags. Alex lebt im Norden Deutschlands.
2 Antworten auf „Ich warte auf keinen; nur auf mich!“
Ich denke, meine Gedanken verirren sich im nichts. Dann kommen leise solche Worte und ich spüre, sie haben sich nicht verirrt; sie sind ein Teil, eingestrickt in der Unendlichkeit, im Netz des Universums. Danke.
Gedanken scheinen manchmal wie Fliegen: Ziellos, klein und bedroht von großen Phatomen. Aber sie fliegen dort hin, wo es die süße Nahrung gibt, sie nutzen ihre Größe zu ihrem Vorteil, schlüpfen durch die unmöglichsten Mauern und durchfliegen die Rauchschwaden der Phantome.