Jean-Pierre Levaray arbeitet seit 1973 in einer Chemiefabrik in der Nähe von Rouen. Die Arbeitszeit ist geprägt von Langeweile, Angst und Erschöpfung. Irgendwann greift Levaray zur Feder und schreibt alles auf. Seine Erfahrung bündelt Jean-Pierre Levaray 2002 in dem Buch “Verdammte Fabrik” (“Putain d’usine“).
Er beschreibt die soziale Lage der Arbeiter, ihren Bezug zur Arbeit selbst und die Welt des Lohnsystems, in dem wir alle leben. Es ist eine Welt der Unsicherheiten, der Illusionen, der Widersprüche und der vielen unausgesprochenen Dinge, die die Menschen entfremden.

Der gleichnamige 52-minütige Dokumentarfilm “Verdammte Fabrik” (verfügbar auf der Seite von labournet.tv), realisiert von Rémy Ricordeau, folgt Jean-Pierre Levaray, der sich als “ein schreibender Arbeiter, aber nicht als Autor” versteht. Er führt Gespräche mit dessen Arbeitskollegen und denkt über die Rolle der Arbeit in unserem Leben nach – und wie sich das Verhältnis zu ihr seit 30 Jahren verändert hat.
Ein auf Labournet.tv zugänglicher Ausschnitt (Länge: 19 Minuten) zeigt das Treffen zwischen J.-P. Levaray und Schülern einer Realschule, bei dem der Arbeiter über sein Buch erzählt und die Jugendlichen über ihre Erwartungen und Hoffnungen mit Blick auf ihr zukünftiges Arbeitsleben schreiben lässt.
Die Fabrik in Rouen ist sicherheitstechnisch genauso eingestuft wie die Düngemittelfabrik AZF (Azote Fertilisants) im französischen Toulouse. Dort kam es am 21. September 2001 in einer Deponie für chemische Abfälle zu einer gigantischen Explosion. Etwa 40 Tonnen Ammoniumnitrat flogen in die Luft. Die Stadt wurde beschädigt, Tausende verletzt, 31 Menschen verloren ihr Leben.
Wie in Toulouse, explodierte im April 2013 in der texanischen Kleinstadt West Ammoniumnitrat und forderte mindestens 14 Todesopfer.
Informationen zum Film
PUTAIN D’USINE (VERDAMMTE FABRIK)
Dokumentarfilm (Ausschnitt auf Labournet.tv; Original mit Untertitel)
Frankreich, 2003
Länge: 52 Minuten
Umsetzung: Rémy Ricordeau
Mitwirkende: Jean-Pierre Levaray u.a.
Der Film ist Teil der Themenseite “Arbeitssicherheit” von labournet.tv, einem Projekt von Content – Verein zur Förderung alternativer Medien e.V.
Fotos: Labournet.tv und Ant Rozetsky (Unsplash.com).
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