Der aktuelle 2-Jahres-Report der Lancet Kommission thematisiert die tödlichen Folgen der noch immer nicht gebremsten Schadstoffbelastung von Luft, Wasser und Boden für die Menschheit: 16 Prozent der weltweiten frühzeitigen Sterbefälle seien auf Umwelt- und Luftverschmutzung zurückzuführen. Ein Bericht von Robert Manoutschehri.
Der Report der “Lancet Commission on Pollution and Health” geht für das Jahr 2015 von neun Millionen frühzeitigen Todesfällen aus. Das wären 15-mal mehr Opfer als durch alle Kriege, Terror und Gewalttaten zusammen.
Die Verschmutzung durch Industrie- und Autoabgase und Emissionen, die bei der Verbrennung von Kohle (aber auch Holz) entstehen, seien dafür hauptsächlich verantwortlich.
6,5 Millionen Menschen verstarben laut Report frühzeitig durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, Lungenkrebs oder Atemwegserkrankungen. Rund 1,8 Millionen Menschen starben an den Folge von Erkrankungen durch verschmutztes Wasser und Parasiten. Schadstoffkontamination am Arbeitsplatz, etwa durch Bleivergiftungen, führten zu 1,3 Millionen Todesfällen. Krebserregende Substanzen sind an weiteren 800.000 Todesfällen schuld.
Die höchste Rate an Todesfällen durch Umweltverschmutzung ist in Entwicklungs- und Schwellenländern zu finden, in denen aktuell ein rascher Industrieausbau stattfindet. So ist in Indien, Pakistan, China, Bangladesch und Kenia etwa jeder vierte frühzeitige Todesfall auf Faktoren zurückzuführen, die mit der Verschmutzung der Umwelt im Zusammenhang stehen.
Es sind vor allem Menschen aus den ärmsten Bevölkerungsschichten, die den durch Umweltverschmutzung bedingten Erkrankungen zum Opfer fallen, wie von der an der Studie beteiligten Umweltorganisation Pure Earth betont wird.
Der Report der Lancet Kommission beziffert die finanziellen und wirtschaftlichen Verluste – inklusive der Kosten für Gesundheitsausgaben – auf weltweit rund 4,6 Billionen US-Dollar. Das entspricht etwa mehr als 6 % der globalen Wirtschaftsleistung, die für 2016 auf circa 75,3 Billionen Dollar geschätzt wird.
Die Umweltverschmutzung sei zu lange von der Welt ignoriert worden, heißt es in einem Offenen Brief der Lancet Kommission.
Wenn die Berechnungen der Lancet Kommission korrekt sind, wäre die schlimmste Bedrohung für das Klima und die Naturkreisläufe, aber auch für die Gesundheit der Menschen die Umweltverschmutzung. Ihre Bekämpfung beziehungsweise Vermeidung müsste daher ganz oben auf der To-do-Liste aller Nationen erscheinen.
Wie die praktische Umsetzung aussehen könnte, wird die 23. Weltklimakonferenz zeigen. Sie findet unter der Präsidentschaft der Fidschi-Inseln vom 6. bis 17. November 2017 in Bonn statt.
Foto: Pan Xiaozhen (Unsplash.com).
Robert Manoutschehri war Fotograf, Journalist, Texter und Grafikdesigner aus Österreich. Er engagierte sich ehrenamtlich für zahlreiche Bürgerinitiativen und NGO’s und berichtete regelmäßig über die Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent und die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels. Er lebte in Wien.
Eine Antwort auf „Selbstzerstörung: Millionen Tote durch Umwelt- und Luftverschmutzung“
Der Mensch schmutzt.