Die Journalistin Gaby Weber hat den ersten Teil ihres neuen Filmprojekts “Auf der Suche nach der verschwundenen Dritten Welt” veröffentlicht. Weber, die in Argentinien lebt, wagt in “Federn lassen” den Blick auf die verschwundene Dritte Welt aus der Sicht des Südens.
Die Dritte Welt ist nicht verschwunden. Sie wird weiterhin ungerecht behandelt und dabei wohlklingend und politisch korrekt als “Globaler Süden”, “Trikont” oder “Peripherie” bezeichnet.
Die 45-minütige Reportage “Federn lassen – Von der Dritten Welt zum globalen Süden” wirft einen kritischen Blick auf die Kurzsichtigkeit der institutionalisierten Linken und zeigt Bilder vom G20-Gipfel in Hamburg. Dort sollte ein Marshallplan für Afrika beschlossen werden. Stattdessen ging es um die Beseitigung von Handelshindernissen – politisches Alltagsgeschäft.
Aufseiten der Protestler wird der laute Ruf nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung vermisst. In der Vergangenheit war diese Forderung unüberhörbar, als die Menschen zum Beispiel Ende der 1960er Jahre gegen den Vietnamkrieg auf die Straße gingen oder in den 80ern als Brigadisten freiwillig nach Nicaragua zogen, um die Revolution zu unterstützen.
Thematisiert wird außerdem die Globalisierung des Kapitals, die Ausbeutung osteuropäischer Arbeiter in Deutschland nach dem Fall der Mauer und die aktuelle Migration.
In Interviews äußern sich die ehemalige DLF-Redakteurin Karin Beindorff, der Historiker Jürgen Dinkel, der frühere Minister für Entwicklungshilfe Erhard Eppler, der Sprecher der Berliner Basisgewerkschaft FAU Clemens Melzer, die Lateinamerikanisten Klaus Meschkat und Urs Müller-Plantenberg, Petra Schlagenhauf vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika, Rainer Rehak (Cyberpeace), Andreas Wehr (Marx-Engels-Zentrum Berlin) und das frühere RAF-Mitglied Lutz M. Taufer, der sich später als Entwicklungshelfer bei Weltfriedensdienst engagierte.
“Federn lassen – Von der Dritten Welt zum globalen Süden” entstand ohne Finanzierung von dritter Seite. Informationen zum Film, weitere Dokumentationen und Hinweise zur Unterstützung gibt es auf der Homepage von Gaby Weber und auf ihrem YouTube Channel.

Über Gabriele „Gaby“ Weber: Die Publizistin mit dem Schwerpunkt deutsch-lateinamerikanische Beziehungen wurde 1954 in Stuttgart geboren und studierte an der Freien Universität Berlin Romanistik und Publizistik. Sie gehörte 1978 in West-Berlin zu den Gründungsmitgliedern der taz. 1982 wurde Gaby Weber am Lateinamerika-Institut promoviert. Sie ging nach Südamerika und berichtete etwa ab Mitte der 1980er-Jahre als freie Korrespondentin aus Montevideo (Uruguay) und von 2002 an aus Buenos Aires. Weber arbeitet hauptsächlich für den Rundfunk und veröffentlichte mehrere Reportagen und Recherchen zur Geschichte von Nachrichtendiensten. Außerdem verfasste sie zahlreiche Bücher.
Fotos: Frank C. Müller; CC BY SA 3.0 und Free-Photos (Pixabay.com); CC0 Lizenz.
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