Zunehmende Industrialisierung, Automatisierung und Computerisierung bringen nicht nur “Segen” – laufend werden neue Technologien marktreif, die einfache Tätigkeiten maschinell ersetzen können. Jobs sind dadurch leichter wegrationalisierbar.
Schon heute ist jeder vierte sozialabgabenpflichtig Beschäftigte theoretisch durch Computer und computergesteuerte Maschinen ersetzbar.
Am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), einer Dienststelle der deutschen Bundesagentur für Arbeit, wurde das Substituierbarkeitspotential für die rund 4000 in Deutschland bekannten Berufe berechnet.
Als “substituierbar” gilt ein Beruf, wenn mehr als 70 Prozent der Kerntätigkeiten durch Computer übernommen werden können – und das gilt für 25 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Der größte Teil der Arbeitnehmer, gut 46 Prozent, arbeite in Berufen mit einer mittleren Substituierbarkeit, in denen nur zwischen 30 und 70 Prozent der Tätigkeiten maschinell verdrängt werden können.
Die heraufziehende vierte industrielle Revolution, deren Folgen für den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft als wichtige Zukunftsthemen auf politischer Ebene weitgehend und somit blauäugig ausgeblendet werden, könnte je nach Ausbaustufe und (fehlender) Vorbereitung des Bildungs- und Arbeitsmarktes bis zu 57 Prozent aller Arbeitsplätze überflüssig machen.
Kaum Veränderungen in IT-Berufen
Die Entwicklung seit 2013, herausgearbeitet auf Basis von Ausbildungsordnungen und Stellenausschreibungen, zeige, dass Bildung und Qualifikation zum entscheidenden Faktor des Risikos einer künftigen Job-Gefährdung werde:
So weisen Helferberufe ohne spezifische Ausbildung mit 58 Prozent das höchste Gefährdungspotential auf. Bei Berufen, für die ein vierjähriges Hochschulstudium erforderlich ist, liegt das Substituierbarkeitspotential bei 24 Prozent. Während sich für die IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufe kaum Veränderungen ergeben haben, sind die Substituierbarkeitspotentiale in den Verkehrs- und Logistikberufen am stärksten gestiegen.
Befürchtungen eines zu plötzlichen, massiven Beschäftigungsabbaus im Zuge der Digitalisierung seien derzeit noch unbegründet. Zum einen fallen Jobs nicht nur weg, sondern es entstünden auch neue Berufsbilder, und zum anderen muss das volle Automatisierungspotential ja auch nicht unbedingt ausgeschöpft werden, etwa aus politischen, rechtlichen oder arbeitsmarkttechnischen Gründen.
Wie viele Beschäftigte in den neuen Berufen unterkommen werden, können die Autorinnen der Studie, Katharina Dengler und Britta Matthes, nicht vorhersagen.
Bedeutung von fachübergreifenden Kompetenzen nimmt zu
Absehbar sei jedenfalls, dass es innerhalb der Berufe große Umbrüche geben wird, und es daher entscheidend sei, Ausbildungen so zu gestalten, dass alle Auszubildenden mit den neuesten technologischen Innovationen in ihrem Beruf vertraut gemacht werden.
Die Möglichkeiten zur Weiterbildung, Höherqualifizierung und Umschulung müssten ausgebaut werden. Die Aus- und Weiterbildung sollte dabei nicht nur auf digitale Inhalte, sondern auch auf den Erwerb sozialer und fachübergreifender Kompetenzen gerichtet sein, so die Autorinnen.
Weiterführende Informationen:
- Aussendung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
- Kurzversion der IAB-Studie im Volltext als PDF
Foto: Eddie Kopp (Unsplash.com).
Robert Manoutschehri war Fotograf, Journalist, Texter und Grafikdesigner aus Österreich. Er engagierte sich ehrenamtlich für zahlreiche Bürgerinitiativen und NGO’s und berichtete regelmäßig über die Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent und die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels. Er lebte in Wien.
2 Antworten auf „Industrie 4.0: Die technologische Revolution frisst die Jobs langsam“
Als ich Maschinenbau studierte, ging es darum, die Arbeit zu mechanisieren, für eh keine Angestellten zu finden waren. Heute hat sich die Situation grundlegend gewandelt: wir können die Menschen weitgehend von der Last der Arbeit befreien. Das ist letztendlich der Sinn von Technik.
Dass heutzutage ein “Recht auf Arbeit” angemahnt wird, stellt alle Vorstellungen von einem menschenwürdigen Dasein auf den Kopf. Statt den Fortschritt zu geniessen, wird unablässig irgend welcher Mist erfunden, um den Lebensstandard zu erhöhen – und mittels Arbeit dann zu erwerben. Und das muss so weiter gehen, weil sonst die Wirtschaft zusammen bricht. Eine Wirtschaft, die laufen muss, damit wir Dinge erzeugen, die wir kaufen sollen, damit die Wirtschaft läuft.
Betrachten wir das Handy: nirgendwo hat man mehr seine Ruhe, so richtig Urlaub kannst Du als höherer Angestellter gar nicht mehr machen. Wie haben wir das nur zu Zeiten des Wirtschaftswunder geschafft, als ein Telefon maximal eine Leitung von 3 m hatte?
Wir sind bescheuert.
Hier zeigt die Bildungsmisere ihre ersten katastrophalen Auswirkungen hinsichtlich interdisziplinärer und sozialer Kompetenzen. Letztens hatte wir einen Bewerber für einen höheren IT-Job, der seine Bewerbung auf ein Blatt gezwenkt hatte. Oder eine Frau, die gleich im ersten Gespräch erwähnte, sie müsse Mittags zwei Stunden mit ihren Hunden raus.
Auch das Erlernen eines vernünftigen Umgangs mit dem Handy (inklusive sozialer Medien) lässt arg zu wünschen übrig. Hier gibt es zukunftsweisende Unternehmen, die ihren Mitarbeitern in der Freizeit das Betriebshandy wegnehmen. Andererseits hat die Politik es verpennt neue Arbeitszeitmodelle zu etablieren. Hierzu gehören angepasste Regularien für Versicherungen um das Arbeiten für verschiedene Arbeitgeber zu erleichtern oder um wichtige gemeinnützige Arbeit zu versichern (Rente, Krankenkasse,…). Von der verschlafenen Digitalisierung will ich gar nicht reden.
Es besteht keine Gefahr, dass Arbeitsplätze verloren gehen. Es ist genügend für alle da. Die Politik muss nur die Anreize für Neues setzen oder wenigstens nicht behindern. Ebenso muss der erwirtschaftete Gewinn sinnvoller verteilt werden und nicht konzentriert werden. Die Natur zeigt es uns doch … Diversität und Ausgleich durch Feedback-Schleifen.
Analog verhält es sich mit einer zukunftsfähigen Umwelt-/Energiepolitik. Verpennt !!!