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Dokumentation

Dokumentarfilm: “Eine argentinische Illusion – Der Traum von der Ersten Welt”

Unter Carlos Menem trat Argentinien 1991 aus der Bewegung der Blockfreien aus. Der Präsident wähnte das Land bereits in der Ersten Welt. 2001 war Argentinien pleite und erklärte den Staatsbankrott. Im November findet der G-20-Gipfel in Buenos Aires statt. Der Traum von der Aufnahme in die Erste Welt scheint Wirklichkeit zu werden.

Gaby Weber hat mit dem 37-minütigen Dokumentarfilm “Eine argentinische Illusion – Der Traum von der Ersten Welt” den dritten Teil ihres Filmprojekts “Auf der Suche nach der verschwundenen Dritten Welt” umgesetzt.

Zeitzeugen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten und sozialen Bewegungen kommen in der Dokumentation zu Wort. Darunter eine Sprecherin von Attac Argentinien, Müllsammler aus einem Slum, Priester, die sich an der Befreiungstheologie orientieren und ehemalige Guerilleros.

Aber auch frühere politische Schwergewichte wie Roberto Lavagna, von 2002 bis 2005 Wirtschaftsminister von Argentinien, der Diplomat Juan Pablo Lohlé und Fernando Petrella, der unter Präsident Carlos Menem das Amt des Vize-Außenministers inne hatte.

Unter Menem trat Argentinien 1991 aus der Bewegung der Blockfreien aus. Menem hatte beschlossen, dass das Land in der Ersten Welt angekommen sei. Staatsbetriebe und die Rentenversicherung wurden privatisiert, die Zölle gesenkt und der Pesos an den Dollar gebunden. Das Modell brach 2001 zusammen – Staatsbankrott.

Im Klub der Mächtigen

Ende November 2018 findet in Buenos Aires der G-20-Gipfel statt. Zum ersten Mal trifft sich der Klub der Mächtigen auf der südlichen Halbkugel. Präsident Mauricio Macri, Sprössling eines Multimillionärs, ist stolz auf seine Rolle als Gastgeber. Der Traum der Argentinier scheint Wirklichkeit zu werden: Die Aufnahme in die Erste Welt.

Große Teile der lateinamerikanischen Linken, die an die Regierung gelangt sind, haben sich kaufen lassen. Das ist die derzeitige Krise.

Juan Pablo Lohlé, Diplomat

Beim G-20-Gipfel in Hamburg finanzierten die Kirchen und die Parteistiftungen große Teile des Gegen-Gipfels. Böse Zungen könnten meinen: die deutsche Regierung hätte sowohl den offiziellen wie auch den oppositionellen Gipfel ausgerichtet.

Wie wird sich die argentinische Linke verhalten, die eher nationalistisch als internationalistisch ist? Wird man nach den Protesten wieder zur nationalen Tagesordnung übergehen? Und was werden die Peronisten tun, die heute in der Opposition sind? Wollen sie die Bewegung für ihre parteipolitischen Zwecke nutzen?

Federn lassen und der Jahrhundertraub

In “Federn lassen – Von der Dritten Welt zum globalen Süden”, dem ersten Teil der Triologie, wurde auf die verschwundene Dritte Welt aus der Sicht des Südens reflektiert. Die Kurzsichtigkeit der institutionalisierten Linken wurde aufgezeigt und der G20-Gipfel in Hamburg, der sich vor allem um die Beseitigung von Handelshindernissen drehte, thematisiert.

“Der Jahrhundertraub – Der Preis des roten Goldes” beschreibt am Beispiel der chilenischen Kupferminen, in denen das rote Gold aus dem Boden geholt wird, die Entwicklung der Rohstoffpreise und die Mechanismen der verdeckten Enteignung durch internationale Konzerne.


Gaby Weber (Aufnahme von Frank C. Müller; CC BY SA 3.0)
Gaby Weber (Foto: Frank C. Müller; CC BY SA 3.0).

Über Gabriele „Gaby“ Weber: Die Publizistin mit dem Schwerpunkt deutsch-lateinamerikanische Beziehungen wurde 1954 in Stuttgart geboren und studierte an der Freien Universität Berlin Romanistik und Publizistik. Sie gehörte 1978 in West-Berlin zu den Gründungsmitgliedern der taz. 1982 wurde Gaby Weber am Lateinamerika-Institut promoviert.

Sie ging nach Südamerika und berichtete etwa ab Mitte der 1980er-Jahre als freie Korrespondentin aus Montevideo (Uruguay) und von 2002 an aus Buenos Aires. Weber arbeitet hauptsächlich für den Rundfunk und veröffentlichte mehrere Reportagen und Recherchen zur Geschichte von Nachrichtendiensten. Außerdem verfasste sie zahlreiche Bücher.


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Fotos: Frank C. Müller; CC BY SA 3.0 und Gaby Weber.

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