Als Regionalpräsident Carles Puigdemont die Bevölkerung Kataloniens am 1. Oktober 2017 dazu aufrief, sich am vom spanischen Verfassungsgericht verbotenen Unabhängigkeitsreferendum zu beteiligen, war die europäische Geschichte nicht nur um eine Facette des Ungehorsams reicher, sondern dieser erste Tag im Oktober markiert einen Wendepunkt im Verständnis von Demokratie und dem Recht der Völker auf Selbstbestimmung.
Die Dokumentation “El primer dia d’octubre” (dt.: Der erste Tag im Oktober) hält die Ereignisse fest. Er sucht dabei nicht die neutrale Position, sondern beschreibt die Perspektive der Menschen, die auf ihr demokratisches Recht zu wählen bestanden, und die sich trotz Verbot, massiver Polizeipräsenz und Polizeigewalt an der Abstimmung beteiligten.
Erst durch diese Parteinahme gelingt ein Blick in die Gedanken derer, die sich für die Unabhängigkeit der autonomen Region von Spanien einsetzen und jenen, die Wahlen als festen und unantastbaren Teil der Demokratie verstehen. Es entsteht außerdem eine Beschreibung ihrer Motivation, die Wahllokale mit passivem Widerstand gegen spanische Polizeieinheiten zu verteidigen und sich dabei selbst dem Risiko auszusetzen, Opfer von Gewalt und Strafverfolgung zu werden.
Ungeachtet davon, welche Position in der Unabhängigkeitsfrage eingenommen wird, stellt “Der erste Tag im Oktober” grundsätzliche Themen zur Diskussion, deren abschließende Beantwortung aber offen bleibt:
Wie wird der Staat interpretiert?
Welche Rolle spielen Recht und Gesetz?
Wem dient die Polizei?
Was bedeutet Demokratie?
Was ist unter Bürgerbeteiligung zu verstehen?
Informationen zur Dokumentation
El primer dia d’octubre (Der erste Tag im Oktober)
Katalonien, 2017 (Original mit Untertiteln)
Länge: 37 Minuten
Produktion: Directa – Agència UO
Realisierung: Anmorsígol, Sarai Rua und Bart Grugeon
Foto: Screenshot/Directa
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