Menschen ahnen schon das Ende, wenn’s so weitergeht.
Manche beten oder schauen, ob’s in Schriften steht.
Andre warten auf Erlöser, die die Hand ihn’n reichen,
Irgendwo sind sicher doch noch die geheimen Zeichen!
So vergehen all die Tage.
Noch erreicht uns nicht die Plage.
Viele ducken sich, verstecken sich in Haus und Pflicht.
So vergeh’n die Stunden; was dann kommt, das sieht man nicht.
Schnell ein Festchen vorbereiten, lässt das Widrige vergessen.
Ob sie wohl Veganes mögen, welchen Wein zum Essen?
So vergehen all die Tage.
Noch erreicht uns nicht die Plage.
Mancher sieht in d’ Zukunft, was das Konto morgen sagt.
Welches ist das nächste Auto? Ohne dass es daran nagt?
Muss er doch die nächst’ Beförd’rung warten bis zum Kaufen?
Also Disziplin und angepasst in Reihe laufen.
So vergehen all die Tage.
Noch erreicht uns nicht die Plage.
Was die Welt Verrücktes und Beschaulichs zeigt,
Wenn sich wieder mal der Tag zum Ende neigt.
Das zeigt Griffkes Sendung abends, als wär ‘s das gewesen.
Ob’s wohl noch was bringt, wenn manche fleißig Zeitung lesen?
So vergehen all die Tage.
Noch erreicht uns nicht die Plage.
Wenn uns dann die Katastrophe auf die Pelle rückt,
Ist es reichlich spät, als dass noch Rettung glückt.
Bleibt nur allerseits das Fluchen, Fliehen, Hau’n und Stechen.
Wer bestimmt, wer blechen soll die ganzen Zechen?
So vergingen all die Tage.
Nun erreicht uns doch die Plage.
Foto: jeshoots (Unsplash.com).
Gerhard Kugler (Jahrgang 1946) war Psychologischer Psychotherapeut im Ruhestand. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT) und der Gesellschaft für kontextuelle Verhaltenswissenschaften (DGKV), deren Therapieansatz die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) ist.