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Gesellschaft

Kalter Faschismus

Die Unmenschlichkeit des Verelendungsprogramms Hartz IV erinnert an finstere Zeiten der deutschen Geschichte.

Darf man heutige politisches Missstände mit dem Nationalsozialismus vergleichen oder beleidigt dies die damaligen Opfer? Muss man es sogar, um aufzuklären, zu warnen und die Lehren aus der Geschichte richtig zu ziehen? Wenn ja, welches sind die deutlichsten Anzeichen für einen wieder heraufdämmernden Faschismus? Ist es übertrieben, auch das Menschenverelendungsprogramm Hartz IV in diesem Zusammhang zu erwähnen? Der Autor zeigt mit seinem Aufsatz, dass sich Geschichte durchaus wiederholen kann, nur in veränderter Form. Und nur, wenn wir es zulassen.

Immer mehr Menschen in der Bundesrepublik stellen sich besorgt eine Frage:

Gibt es im heutigen Deutschland Entwicklungsprozesse, die uns an die Endphase der Weimarer Republik und an das Dritte Reich denken lassen? Und: ist es nicht nur möglich, Vergleiche anzustellen zwischen dieser Vergangenheit und unserer Gegenwart, sondern könnte dieses Vergleichen sogar erforderlich sein? Erforderlich gleich aus zwei Gründen: Erstens sachlich, weil eine derartige Diagnose – es gibt Entsprechungen zwischen damals und heute – auch einer Prognose gleichkommen könnte, und weil zweitens und in ethischer Perspektive diese Diagnose mithin eine dringliche Warnung vor einer humanitären Katastrophe enthielte.

Die Frage hinter meiner Frage lautet daher:

Gibt es – in der Tat: ich riskiere dieses Wort! – Entmenschlichungstendenzen in der Bundesrepublik, die den Faschisierungstendenzen während der Weimarer Republik ähneln, und bedrohen diese Entmenschlichungstendenzen womöglich schon jetzt die humane Integrität der Bundesrepublik?

Ich gehe bei dieser Frage von einer Aussage aus, die ich nach wie vor für gültig halte, von der berühmt gewordenen Sentenz Max Horkheimers aus seinem Aufsatz „Die Juden in Europa“, verfasst 1939: „Wer vom Kapitalismus nicht reden will, der sollte auch vom Faschismus schweigen“.

Faschismus damals und heute: Strukturwandel, Austausch der Ideologeme – und Entsprechungen

Auch aus meiner Sicht ist Faschismus ein Krisenprodukt des Kapitalismus, das in Deutschland während der Endphase der Weimarer Republik aufkam, weil es mehr und mehr Menschen sozioökonomisch schlechtging; weil der deutsche Faschismus finanziert und an die Macht intrigiert wurde unter anderem von Vertretern der Rhein-Ruhr-Schwerindustrie. Und weil sich in anderen Ländern Europas – in Ungarn, Österreich, Polen zum Beispiel – unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise ähnliche Rechtstendenzen entwickelten, da sozioökonomischer Verfall und Aufstieg von Rechtsparteien wieder und wieder – genau in dieser Verschränkung – auch das Geschehen nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmte, lässt sich mit einigem historischen Recht der Satz formulieren: Der Kapitalismus birgt unablässig in sich die Faschisierungsgefahr. Kommt zu einer bestimmten Psychologie

  • die Angst vor dem eigenen materiellen Abstieg hinzu,
  • sehen sich diese Menschen verraten von den etablierten Parteien
  • und zu wenig geschützt von der Demokratie,
  • wird außerdem dieser Entwicklungsprozess von den politischen und/oder ökonomischen „Eliten“ des Landes aktiv unterstützt oder befördert,

dann droht in bestimmten Bevölkerungsschichten bei Menschen mit einer bestimmten Mentalität fast zwangsläufig das Abdriften nach rechts. Vor allem die Forschungen des Bielefelder Pädagogen und Gewaltforschers Wilhelm Heitmeyer und seines Teams sind dabei seit Jahren von besonderem Interesse.

Zunächst: ganz ausdrücklich bestätigte mir die Mitarbeiterin an diesem Forschungsprojekt, Beate Küpper, dass sich die Bielefelder Experten in der Nachfolge sehen zu den Studien, die in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre von Adorno und anderen zur Psychologie des „Autoritären Charakters“ vorgenommen worden sind. Das Bielefelder Forschungsprojekt zur Analyse des von dem Heitmeyer-Team so benannten Einstellungssyndroms „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, abgekürzt GMF, geht – neben den Untersuchungen von Gordon Willard Allport: The Nature of Prejudice. Reading 1954 – zurück auf das US-amerikanische Vorbild und erfasst, wie die damaligen Studien auch, die folgenden Teilmomente dieser charakterlich-ideologischen Grundstruktur: Rassismus und Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Abwertung von Obdachlosen, Diffamierung von Homosexuellen, Behinderten und Langzeitarbeitslosen, die „Einforderung von Etabliertenvorrechten sowie Islamophobie und Sexismus“.

Und damit bin ich auch an einem ganz entscheidenden Punkt, an jenem Punkt, der als das affektiv-ideologische Grundmotiv jedweder faschistischen Bewegung formuliert werden kann:

Faschistische Psychologie, faschistische Ideologie sowie faschistische Praxis gehen von einer zentralen Grundauffassung aus – „von der Ungleichwertigkeit der Menschen“, einer Grundauffassung, die dann zur faschistischen Gefährdung wird, wenn sie ganze Bevölkerungskreise ergreift und einhergeht mit dem Bestreben und der Praxis, die Menschenrechte außer Kraft zu setzen und zu beseitigen.

Durchaus nicht die Menschenrechte aller Individuen, aber die Grundrechte eines jeden Menschen, der auf diese Liste der zu bekämpfenden Feinde gerät. An dem einen oder anderen Merkmal des Faschismus mag sich dabei durchaus etwas ändern, an der Substanz dieses Fühlens, Denkens und Handelns ändert sich nichts. Ich konkretisiere hier beides kurz, Merkmalswandel und Konstanz der Substanz:

Zweifellos nahm bei sämtlichen früheren Faschismusbewegungen der Nationalismus einen der vordersten Plätze ein: zum deutschen Faschismussyndrom zählte zum Beispiel ohne Frage der Hass auf die Franzosen und der Hass auf die Polen – um nur diese Nationen zu nennen. Der zeitgenössische Faschismus fühlt, denkt und handelt hingegen immer stärker in europäischen Kategorien. Es gibt immer stärker einen nationenübergreifenden Eurofaschismus, der das Goebbels-Schlagwort von der „Festung Europa“ in den Vordergrund rückt und den alten, den nationalistisch-verengten, Ethnozentrismus mehr und mehr beiseitegeschoben hat. Freilich: Ethnozentrismus – vereinfacht: Überbewertung der Eigengruppe, Abwertung der Außengruppe – bleibt dieses gleichwohl!

Und Beispiel zwei: der neue Rechtsextremismus bei uns geht nicht mehr mit gleicher Intensität wie früher auf die jüdischen MitbürgerInnen los, sondern hat hauptsächlich die Zwangsarbeitslosen und die Muslime an deren Stelle gerückt. Aber auch dieser „Feindesaustausch“ ändert am inhumanen Charakter dieser Grundeinstellung nichts. Was bedeutet: wer diese Veränderungsprozesse verkennt, steht allzu sehr in Gefahr, die neuen Versionen der früheren Entmenschlichungsgeschehnisse zu übersehen.

Damit an dieser Stelle kein Missverständnis entsteht: das Forscherteam um den Bielefelder Wissenschaftler Wilhelm Heitmeyer erliegt den Gefahren dieses geschichtlich verengten Blickes nicht. Zwar vermeiden die Bielefelder Wissenschaftler in ihren Veröffentlichungen zur „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ (GMF) die Faschismus-Vokabel, dennoch wird deutlich: es gibt wieder Faschisierungsprozesse in der Bundesrepublik, und es gibt Faschisierungsprozesse durchaus nicht nur oder vorrangig dort, wo wir sie gemeinhin unterzubringen pflegen, bei der NPD, rechtsextremistischen Kameradschaften und Skinheads.

Es macht sich in der Bundesrepublik Deutschland vor allem eine Entmenschlichung breit – die Bielefelder Studien zeigen dies – außerhalb ihres überkommenen Bewegungsbereichs, sie macht sich breit in der Bundesrepublik in offizieller Regierungspolitik und offiziellen Regierungskampagnen, sie macht sich breit in den Veröffentlichungen renommierter Buchverlage und in Tageszeitungen mit Bestauflagen wie „BILD“, FAZ und WELT – um nur diese Blätter stellvertretend für andere zu nennen.

An dieser Stelle ein kurzes Zwischenresümee:

Ich habe – so hoffe ich jedenfalls – zu zeigen vermocht, dass es präziser Analyse bedarf, die prinzipiell Parallelen wie Unterschiede und Wandlungsprozesse erfasst, um Neuauflagen der faschismusähnlichen Entmenschlichungsprozesse erfassen zu können. Und trotzdem, so vermute ich, lässt uns ein Unbehagen immer noch nicht los: übertreiben wir – bei aller Präzisierung und Differenzierung – nicht dennoch bei unserer Vergleichsdiagnostik, mit dem Gebrauch der Worte „Entmenschlichung“ oder „Faschisierung“?

Menschenfeindlichkeit als Grundmerkmal der Hartz IV-Gesetze zur „Sozialpolitik“

Nun, ich könnte mich natürlich zu retten versuchen mit der genialen Formulierung von Ernst Bloch: ich hätte mit meinen Aussagen heutige Realitäten lediglich „zur Kenntlichkeit entstellt“. Und dieses sei so legitim wie erforderlich. Aber so leicht will ich es mir nicht machen! Noch nämlich, so meine ich, habe ich wirklich belastbares Material nicht vorgelegt, das diese Besorgnis plausibel zu machen vermag, die Besorgnis, dass sich in der Bundesrepublik eine neue und neuartige faschismusähnliche Entmenschlichungstendenz auszubreiten beginnt. Wovon spreche ich?

Ich spreche von Hartz-IV, von einer seit 2005 konsequent betriebenen Politik der Sozialstaatsvernichtung in der Gestalt von Gesetzen, Verwaltungshandeln und Begleitagitation. Ich spreche von einer Politik, die ein Interviewpartner von mir, ein sogenannter ALG-Zweier, vor einigen Jahren auf die Formel gebracht hat: „Hartz-IV, das ist Menschenverachtung in Euro und Cent.“

Feststellung eins: mit Hartz-IV sind Menschen, die ohne eigenes Verschulden arbeitslos geworden sind, nicht nur in die Armut herunterreglementiert worden, sondern in ein Leben weit unterhalb des Existenzminimums. All das, was das Bundesverfassungsgericht vor rund zwei Jahren, am 9. Februar 2010, noch einmal als unaufhebbare Pflichtaufgaben des Staates im Sinne der Menschenwürde (Artikel Nummer eins unseres Grundgesetzes) aufgeführt hat, all das bleibt die Bundesrepublik seit dem 1. Januar 2005 den Zwangsarbeitslosen, den „Aufstockern“ und den Armutsrentnern schuldig: es wird nicht mehr die physische Existenz der betroffenen Menschen sichergestellt; es wird nicht mehr deren soziokulturelle – und übrigens auch: politische! – Teilhabemöglichkeit sichergestellt; es wird nicht mehr sichergestellt, was das Bundesverfassungsgericht als Möglichkeit „zur Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen“ bezeichnet hat.

Feststellung zwei:

damit hat der Staat Bundesrepublik Deutschland quälendes Leid über Millionen von Menschen gebracht. Damit hat dieser Staat krankmachende Aussonderungsprozesse der Zwangsarbeitslosen in Gang gesetzt. Wer im „Regelsatz“ keinen Euro und Cent für Verwandtenbesuche eingeplant hat, wer den Zwangsarbeitslosen keinen Euro und Cent für Geburtstagsgeschenke an Freunde und für Bewirtungskosten für Freunde und Verwandte zugestehen mochte, betreibt Zwangsisolation der betroffenen Menschen.

Feststellung drei: Wer der Bürokratie schon bei kleinsten Verfehlungen der Zwangsarbeitslosen, der Aufstocker und Armutsrentner schärfste Sanktionsrechte einräumt – konkret: Kürzung des Regelsatzbetrages bis hinunter auf null! –, spielt mit dem Leben dieser Menschen. Was per definitionem durch den Staat Grundsicherung im Sinne von „Existenzminimum“ ist, darf nicht unterschritten werden, weil damit das Mittel der Strafe per definitionem dieses Gesetzeswerkes die Sanktion Existenzvernichtung ist.

Mit Hartz-IV wurde dieses sadistische Bestrafungsrecht gegenüber Hilfebedürftigen aber Recht und Gesetz, und seit dem 1. Januar 2005 wird dieses Gesetz – das natürlich kein Recht ist! – von den Behörden auch wieder und wieder exekutiert. Was im Strafrecht wie im gesamten Rechtswesen der Bundesrepublik sonst nach wie vor rechtsgültiger Rechtsgrundsatz ist, das sogenannte „Übermaßverbot“, ein Übertreibungshindernis, das selbst bei schwersten Verbrechen einzuhalten ist, das ist für die Ärmsten der Armen in der Bundesrepublik seit dem 1. Januar 2005 außer Kraft gesetzt.

Um den Maßstab meines gesamten Vortrags heranzuziehen – den Maßstab Humanität, klar definiert in den Artikeln der UNO-Menschenrechts-Charta aus dem Jahre 1948 sowie in den UN-Deklarationen danach (1966/1973), in der Zivil-Charta und der Sozial-Charta: was da als Gesetzeswerk zum 1. Januar 2005 in Kraft getreten ist, das ist Entmenschlichung der Legislative und Entmenschlichung der Bürokratie. Das ist „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ (GMF) in der Gestalt von leidenschaftslosen Paragraphen und ihrer leidenschaftslosen Behördenexekution an den betroffenen Menschen seit nunmehr fast einem ganzen Jahrzehnt.

Weder lässt diese Gesetzgebung aktive Mitgliedschaft in Vereinen, Gewerkschaften und Parteien zu noch freie Wahl des eigenen Aufenthaltsortes, weder Teilnahme an Demonstrationen noch das Abo einer Tageszeitung oder die Nutzung eines eigenen Telefon- und Internetanschlusses. Durch staatlichen Geldentzug wurden für Millionen von Hilfebedürftigen in der Bundesrepublik die entsprechenden Grundrechte außer Kraft gesetzt beziehungsweise deren Wahrnehmungsmöglichkeit wegreguliert. Was mich zu der letzten Feststellung, der Feststellung Nummer vier bringt.

Die Gesetzgebung mit dem Propagandatitel Hartz-IV kommt über weite Strecken hinweg und de facto einer Rechtlosstellung der betroffenen Menschen gleich, einer Illegalisierung, die in vielerlei Hinsicht den Etappen der Rechtlosstellung nicht gleicht, aber ähnelt, die ab dem 17. Februar 1933 die Juden in Deutschland erdulden mussten. Auf dem fiskalischen Weg des Geldmittelentzuges wurde seit dem 1. Januar 2005 ein Sonderrecht für die Hilfebedürftigen in der Bundesrepublik eingeführt, das deren Grundrechte zu großen Teilen außerkraftsetzt, ein Sonderrecht, das die Betroffenen der Befriedigung grundlegender Lebensbedürfnisse beraubt, der Realisierung sozialer, politischer und kultureller Teilhaberechte.

Aber: ist das schon alles? – Nein, das ist es längst noch nicht! Und damit komme ich zur Begleitpropaganda zu Hartz-IV. Ich bin genötigt, eine Auswahl zu treffen, deswegen nur einige wenige Beispiele aus dem Bereich der Menschenhetze gegen die sogenannten „Unproduktiven“, wie Peter Sloterdijk seit seinem FAZ-Artikel vom 13. Juni 2009 die unverschuldet arbeitslos gewordenen Hilfebedürftigen gerne nennt, im Aufsatz „Die Revolution der gebenden Hand“.

Doch auch zu diesem kleinen Katalog der Menschendiffamierungen eine wichtige Bemerkung vorweg:

Die neue Entmenschlichung, Teil zwei: Menschenfeindlichkeit als Grundmerkmal der Propaganda für Hartz-IV

Geradezu „klassisch“, „klassisch“ im Sinne einer überkommenen Faschismus-Terminologie, ging es zunächst mit Wolfgang Clement los: im Herbst des Jahres 2005 startete der SPD-Bundesminister für Arbeit und Soziales (!) seine „Parasitenkampagne“ gegen die ALG-II-BezieherInnen in der Bundesrepublik. Unter Wiederaufnahme eines zentralen Entmenschlichungsbegriffs aus Adolf Hitlers „Mein Kampf“ rief er die bundesdeutsche Politik und Bevölkerung zur Schädlingsbekämpfung auf. Nicht nur der historischen Erfahrung wegen lauert deutlich erkennbar hinter dieser Biologisierungsmetapher „Parasiten“ die Vernichtung der „Schmarotzer“ mit Chemie.

Und erinnert sei auch daran, was „Kampagne“ in wörtlicher Übersetzung heißt: „Feldzug“. Clements chemischer Feldzug gegen die Zwangsarbeitslosen in der Bundesrepublik blieb freilich ungesühnt. Obwohl ein Jungfunktionär der NPD aus dem Lahn-Dill-Kreis aufgrund dieses Begriffs „Parasiten“ – der hatte damit „die“ Ausländer in Deutschland gemeint – rechtskräftig wegen Volksverhetzung verurteilt worden ist, vom Oberlandesgericht in Frankfurt am Main am 15. August 2000, mochte die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Herrn Clement nicht mal ein Ermittlungsverfahren einleiten. Begründung: dieser Begriff zähle zur Normalsprache bundesdeutscher Politik und sei daher straffrei gestellt.

Müntefering, der sozialdemokratische Parteichef, zog am 10. Mai des Jahres 2008 dann mit einer Interviewäußerung nach. In der ZEIT stand zu lesen, wer nicht arbeite, solle auch nicht essen. Der praktizierende Katholik glaubte sich mit dieser Forderung nach dem Hungertod aller Zwangsarbeitslosen in der Bundesrepublik sogar durch die Bibel gedeckt – durch den 2. Paulus-Brief, Kapitel 3, Vers 10, an die Thessalonicher im Neuen Testament. Münteferings Maxime also gleichsam mit göttlichen Weihen versehen? – Weit gefehlt!

Erstens handelt es sich bei dieser zweiten Epistel des Apostel Paulus an die Thessalonicher um eine Fälschung – was ein praktizierender Katholik hätte wissen können. Zweitens hatte Müntefering aus dieser Fälschung falsch zitiert. Es heißt dort nicht: „Wer nicht arbeitet, soll nicht essen.“, sondern: „Wer nicht arbeiten will, der soll nicht essen.“ Was mehr als nur ein kleiner Unterschied ist – nämlich nichts weniger als der Unterschied zwischen Faulheit und unverschuldetem Untätigkeitszwang. Und drittens ist in diesem Bibelabschnitt nicht Lohnarbeit gemeint, sondern Gemeindearbeit, Gemeindearbeit in einer religiösen Kommune weitestgehend ohne Privateigentum – deswegen die Notwendigkeit der Mitarbeit aller.

Dies also das eine: hier zitiert einer scheinbar die christliche Bibel und kennt diese christliche Bibel nicht. Und das andere: wer die Logik dieses Satzes untersucht, kommt sehr schnell zu der Erkenntnis, dass er als präzise Quintessenz aus zwei anderen Sätzen gelten kann: aus dem Satz „Arbeit macht frei“ – soll heißen: Arbeit macht frei von der Gefahr, ansonsten des Hungers zu sterben – und aus dem Satz „Jedem das Seine“ – was bedeuten soll: dem Tätigen Speis und Trank, dem Faulen das Verrecken durch Nahrungsentzug.

Muss ich noch erwähnen, wo während der Endphase des Dritten Reichs diese beiden Vor-Sätze zu Münteferings Conclusio zu lesen waren – und heute noch dort zu lesen sind? „Arbeit macht frei“ über dem Eingangstor zum Stammlager von Auschwitz, „Jedem das Seine“ über dem Eingangstor des Konzentrationslagers von Buchenwald. Ist das die sozialdemokratische Fortsetzung der nazistischen Politik mit anderen Mitteln? Jedenfalls kann man eines nicht machen: an der Todesdrohung der Müntefering-Maxime vorbeianalysieren!

Womit bereits ein zweites Mal, nach Clements Aufruf zum chemischen Ausrottungsfeldzug gegen die „Parasiten“, von Todeswünschen in der Begleitpropaganda zu Hartz-IV gesprochen werden muss. Aber es geht ja noch weiter:

Keine drei Monate später, nach Münteferings Propaganda mit dem dreifach gefälschten Bibelzitat, kamen zwei Wirtschaftswissenschaftler von der Technischen Universität Chemnitz mit einer Studie zum Geldbedarf der Arbeitslosen nieder: Anfang September 2008 legten Friedrich Thießen, Inhaber eines Lehrstuhls für Investmentbanking – eine Professur, die dort eingerichtet worden ist und gesponsert wird von der Commerzbank/Frankfurt am Main – und dessen Adlatus, ein Diplomkaufmann mit Namen Christian Fischer, der Öffentlichkeit Berechnungen vor, denen zufolge 132 Euro – ich wiederhole: 132 Euro – pro Monat genügen würden, um den gesamten Lebensbedarf eines ALG-II-Beziehers sicherzustellen.

Besonders auffällig an diesem Zahlenmaterial, angeblich erhoben im Frühsommer des Jahres 2006: 68 Euro und 9 Cent pro Monat sollten ausreichend sein, den gesamten Lebensmittelbedarf eines Langzeitarbeitslosen abdecken zu können. Der beigefügten Warenliste war zu entnehmen, dass den „Hartzern“ nur noch Leitungswasser zustehen solle, dass sie keinen Anspruch mehr hätten auf irgendwelche Gewürze – einschließlich Zucker und Salz –, keinen Anspruch auch auf Marmelade, Honig, Pflaumenmus, Butter oder Quark. Und meine eigenen Recherchen ergaben dann, dass mittlerweile alle Preisangaben für die verbliebenen Nahrungsmittel auf dieser Schrumpfliste völlig veraltet waren. Resultat:

Mit diesen knapp 70 Euro pro Monat hätten die Hilfsbedürftigen nur Zweidrittel ihres Essensbedarfs pro Monat absichern können, bei den Grundnahrungsmitteln Brot und Kartoffeln, Nudeln und Reis sogar nur zwei Wochen lang. Dies also sollte, den Chemnitzer Akademikern zufolge, den Zwangsarbeitslosen in der Bundesrepublik zugemutet werden: der langsame Hungertod, der über die Regelsatzkürzung sich schleichend realisierende Genozid. Ein weiteres Mal also konfrontiert uns das propagandistische Begleitprogramm zu Hartz-IV mit einer Menschenvernichtungsidee!

Womit ich auch bei der allerneuesten Variante solcher Planungen bin: ziemlich genau acht Jahre ist es nun her, dass Gunnar Heinsohn, bis Februar 2009 Professor für Sozialpädagogik an der Universität Bremen, die Begrenzung jedweder Form von Sozialhilfe auf maximal 5 Jahre gefordert hat. Am 9. Februar 2010 war das so in der WELT zu lesen, am 16. März 2010 dann auch in der FAZ. Fünf Jahre Sozialhilfe maximal! – Ja, und dann? Was kommt nach dieser maximalen Fünfjahresfrist für die Hilfebedürftigen in der Bundesrepublik Deutschland? – Ab unter die Brücken oder gleich auf den Friedhof?

Hartz-IV ist nunmehr über acht Jahre in Kraft, rund acht Millionen Menschen in der Bundesrepublik sind nach wie vor angewiesen auf Zahlungen vom Staat – die gefälschten Zahlen, die uns dank frisierter Statistiken allmonatlich vorgelegt werden, lasse ich hier selbstverständlich außeracht. Hätten diese Menschen, die zum größten Teil seit dem 1. Januar 2005 in dieser Notlage sind, im vorvorletzten Jahr also gefälligst den Abgang machen sollen, weil nach Heinsohns Ansicht die Frist für sie abgelaufen war?

Und damit angesagt war das „sozialverträgliche Frühableben“ auf bremisches Geheiß? Ein weiteres Mal stoßen wir vor zu einem Kern, der unfasslich erscheint, gleichwohl existiert: Hartz-IV, das soll den genannten Propagandisten zufolge im Grunde nichts anderes sein als ein Masterplan für Massenmord. Vor einiger Zeit schrieb ich dazu: „Ich weiß nicht, was mir größeres Grauen einflößt: dieser Aufruf zum Völkermord oder dieses furchtbare Schweigen im Land“. Was mir größeres Grauen einflößt, weiß ich auch heute noch nicht.

Lediglich vier Beispiele habe ich kurz dargestellt, zig andere wären noch zu nennen. Die Äußerungen eines Philipp Mißfelder etwa, vormals Vorsitzender der „Jungen Union“, danach Bundestagsabgeordneter und CDU-Präsidiumsmitglied, der auf einer Wahlkampfveranstaltung am 20. Februar 2009 in Haltern/Westfalen die These von sich gab, eine Erhöhung der Regelsätze für Kinder würde nur zu Absatzsteigerungen führen bei der Alkohol- und Tabakindustrie. Das „nur“ stammt nicht von mir. Und ausgedrückt hatte Mißfelder mit dieser Verdächtigung gleich dreierlei:

  • die Zwangsarbeitslosen seien ein Haufen von Nikotinabhängigen und Alkoholikern,
  • sie würden bei einer Erhöhung der Regelsatzbeträge für Kinder nur den Staat betrügen und
  • den eigenen Nachwuchs gleich mit.

Ich könnte noch den Vorschlag des hessischen Ministers für Justiz (!) Christean Wagner, CDU, nachliefern, der auf der CeBIT in Hannover im Frühjahr 2005 elektronische Fußfesseln für Arbeitslose gefordert hatte, ausdrücklich nochmal wiederholt in einer offiziellen Pressemitteilung „seines“ Ministeriums vom 10. März 2005, außerdem die Bemerkung des vormaligen Vorsitzenden des Rings Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) Gottfried Ludewig aus der Anne-Will-Show vom 25. Mai 2008, die grundgesetzwidrige Forderung nämlich, dass für Zwangsarbeitslose die Halbierung des Wahlrechts eingeführt werden solle.

Und nicht zuletzt hätte ich an dieser Stelle auch noch die Bemerkungen eines weiteren Wissenschaftlers zitieren können, die Thesen des Honorarprofessors für Wirtschaftsphilosophie an der Universität Potsdam Gerd Habermann, der sich in der WELT am 30. Oktober 2010 dahingehend geäußert hat, die Würde des Menschen bestünde darin, dass er sich vom Tier unterscheide, und zur Würde eines Hilfebedürftigen, der Geld vom Staat annehme, gehöre es, sich dessen zu „schämen“. Das alles hat mit Grundgesetz und Humanität natürlich nichts mehr zu tun und ist nichts anderes mehr als Ausdruck der schieren Menschenverachtung.

In allen diesen Fällen bleibt es bei demselben Resultat:

Mit Hartz-IV und seiner Begleitpropaganda hat auf massivste Weise die Menschenfeindlichkeit Einzug gehalten in unser Land, ein „Sozialrassismus“, wie Grosser das genannt hat, und wir alle stehen vor dem bestürzenden Paradox, dass seit einiger Zeit ausgerechnet „Sozialpolitik“ die Entmenschlichung dieses Landes befördert.

„Klassenkampf von oben“ nennt das Michael Hartmann, Professor für Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt; als „Verrohung des Bürgertums“, vor allem seiner sogenannten „Eliten“, bis in signifikant nachweisbare Gewaltbejahung und Gewaltbereitschaft hinein, hat das Team um den Pädagogen Heitmeyer diesen fortschreitenden und sich beschleunigenden Entwicklungsprozess qualifiziert.

Dazu nur zwei Zahlen aus der Studie des Heitmeyer-Teams vom Sommer 2011: Knapp 53 Prozent aller Befragten stimmten der Aussage zu: „Die meisten Langzeitarbeitslosen sind nicht wirklich interessiert, einen Job zu finden.“ Damit war die Zustimmungsquote zu diesem Satz gegenüber dem Vorjahr um fast 5 Prozentpunkte angestiegen; und 61,2 Prozent aller Befragten stellten sich hinter die Formulierung: „Ich finde es empörend, wenn sich die Langzeitarbeitslosen auf Kosten der Gesellschaft ein bequemes Leben machen.“ Die Vorjahreszahl hatte noch 57,2 Prozent betragen.

Dass diese Art von „Empörung“ nichts, aber auch gar nichts zu tun hat mit jener Empörung, zu der Stéphane Hessel 2010 in seiner Broschüre „Empört Euch!“ aufgerufen hat, muss wohl nicht erläutert werden. Hessel hat zum Aufstand aufgerufen im Namen der Menschenrechte, nicht im Namen ihrer Vernichtung.


Rudolph Bauer/Holdger Platta (Hrsg.): Kaltes Land. Gegen die Verrohung der Bundesrepublik. Für eine humane Demokratie. (Mit einem Vorwort von Stéphane Hessel) Laika-Verlag Hamburg 2012.


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Foto: Paolo Trabattoni (Pixabay.com, Creative Commons CC0) und Rubikon.news

Autor und Wissenschaftsjournalist bei Rubikon | Webseite

Holdger Platta (Jahrgang 1944) ist Autor und Wissenschaftsjournalist. Er studierte Germanistik, Geschichte, Pädagogik und Politologie. Er verfasste zahlreiche Rundfunk-Features zu sozialpsychologischen Themen und zum Rechtsextremismus und schrieb wissenschaftliche Beiträge für Fachzeitschriften wie Psyche, Neue Sammlung, psychosozial und Psychologie heute. Zuletzt erschienen von ihm die Bücher „New-Age-Therapien“, „Identitäts-Ideen“ und „Kaltes Land“.

Von Holdger Platta

Holdger Platta (Jahrgang 1944) ist Autor und Wissenschaftsjournalist. Er studierte Germanistik, Geschichte, Pädagogik und Politologie. Er verfasste zahlreiche Rundfunk-Features zu sozialpsychologischen Themen und zum Rechtsextremismus und schrieb wissenschaftliche Beiträge für Fachzeitschriften wie Psyche, Neue Sammlung, psychosozial und Psychologie heute. Zuletzt erschienen von ihm die Bücher „New-Age-Therapien“, „Identitäts-Ideen“ und „Kaltes Land“.

12 Antworten auf „Kalter Faschismus“

Der ausserordentliche, ausführliche und präzise recherschierte Artikel wird von mir an alle – echt – sozial denkenden Freunde weitergeleitet. Davon gibt es allerdings nicht viele, leider.

Obwohl mir viele Beispiele für eine menschenverachtende und absolut unsoziale Folge von Hartz IV bekannt sind, bin ich erschüttert. Speziell über die Kommentare der scheinheiligen Christen. Speziell über die Führungskräfte einer Partei, die mit grossen Idealen im IXX Jahrhundert startete und nun die Urheber des Hartz IV wurden. Der Chef verdient nun viel, viel Geld bei seinen russischen Arbeitsgebern…

Fairerweise muss ich bekennen, dass viele Bekannte in den neunziger Jahren, wenn sie sich ausgelaugt und arbeitsuntauglich fühlten, nicht besonders eifrig nach einem neuen Job suchten. Auch hörte ich manchmal die treuherzige Aussage: “Jetzt muss ich endlich mal wieder “krank feiern”. Denn meine Kollegin hat dieses Jahr schon zweimal diesen “Sonderurlaub” in Anspruch genommen. Ich wundere mich auch, dass ein Neffe, der es durch Faulheit nicht einmal zum Volksschulabschluss schaffte, durch die Unterstützung des Staates, und der liebenden Oma ziemlich gut überlebt. Er lebt für seine Poppmusik, die ihm hin und wieder bei einer Feier einen 50 €- Schein beschehrt. Der Staat bezahlt ihm eine winzige Wohnung und die Kohlen für die Heizung im Winter.

Aber die brutalen Folgen von Hartz IV waren nicht abzusehen, als ausgerechnet die Sozialdemokraten ihr Projekt durchsetzen konnten, (von dem letztendlich Angela Merkel profitieren konnte) Hundertachundsechzig Euro im Monat sollen für einen Arbeitslosen reichen? Diejenigen, die das errechnet haben, geben diese Summe mehrfach täglich aus. Sie errechnen nicht ein Existenzminimum, sie wollen “angebliche faule Arbeitslose” bestrafen, weil sie ihnen unterstellen, dass sie nicht mehr arbeiten wollen.

Bleibt mir nur zu bemerken, dass es arme Länder gibt, die mangels Resourcen, ihren unglücklichen Bürgern, noch weniger zu bieten haben: maximal ein Jahr Unterstüzung für Arbeitslose, danach nichst, nicht einmal Hartz IV

“Der ausserordentliche, ausführliche und präzise recherschierte Artikel wird von mir an alle – echt – sozial denkenden Freunde weitergeleitet.”

Von mir auch. Siehe heute hier: https://www.nachdenkseiten.de/?p=46891#h17

Dieser Artikel zeigt auf, welche destruktive, Arbeits-Ideologie vorherrscht.
Daher verstehe ich nicht Ihre, als “Fairerweise” angeführten, Bekenntnisse über Menschen, die sich dem Totalitätsanspruch dieser Arbeits-Ideologie entziehen.

Mir gefällt, dass Ihr Neffe für seine Musik lebt und auf diese seine Weise auch dem Gemeinwohl dient. Ich finde es völlig in Ordnung, dass der ‘Staat’ (wer ist das?) die Kosten trägt für, “eine winzige Wohnung und die Kohlen für die Heizung im Winter.

Vielleicht habe ich Sie auch missverstanden?

Es ist ein echtes Trauerspiel, dass man sich bei jedem Gedanken, der nicht im Interesse des Mainstreams liegt, so stark entschuldigen muss. Ist nicht die fehlende Demokratie der Grund, dass ein Volk, das diese vielen Unzulänglichkeiten wahrnimmt, dann in irgendeiner Form aufbegehrt. Im grunde ist es das Geldsystem, das immer nach Jahrzehnten solche Macht auf alles ausübt, sodass nicht eine Regierung in der Lage ist und wahrscheinlich selbst nicht erkennt, um hier frühzeitig genug zu reagieren,

Ist Entmenschlichung nicht auch etwas zutiefst menschliches? Denn selbst wenn ein Mensch dazu fähig ist, so ist er immer noch ein Mensch. Die dunkle Seite in uns, die, wenn wir sie verleugnen, Besitz von uns ergreift, uns so zu sagen kontrolliert. Genauso wie der Faschismus, der nie wirklich aufgearbeitet wurde, nicht nur von uns Deutschen, denn „alle“ waren am 3. Reich beteiligt. Und nun kriecht der Faschismus wieder hervor, in Gestalt des Kapitalismus, Hartz4, Neoliberalismus, Nahostkonflikt, Hiroshima usw… Doch wir können noch so weit in unsere Geschichte zurückschauen, jede Epoche hatte ihre Entmenschlichten! Haben wir daraus gelernt, oder nur verdrängt? Wie ist es dann möglich, dass sich unsere Geschichten immer nur wiederholen?

Jeder Mensch hat ein Recht auf Faulheit und jeder Mensch hat ein Recht auf Arbeit. Erst wenn wir das zutiefst verstanden haben, dann ist vielleicht eine Gesellschaft frei von (geistiger) Armut und irrationalen Dogmen möglich.

als ich selbst von hartz4 getroffen wurde, hatte ich auch diese gesellschaftliche stigmatisierung erlebt – einerseits im eigenen umfeld und andererseits durch die ausführenden institutionen und die politisch-mediale begleitung, welche sie hier konzentriert zusammengefaßt haben. mir war vor allem eins völlig klar: ich darf das nicht persönlich nehmen und niemals eine sanktion kassieren. mit meinem selbstbewußtsein war dies schwer zu vereinbaren – ich mußte sehr hart daran arbeiten – es war eine knallharte “lebensschule” …

jedoch meine allerersten gedanken waren genau der auch von ihnen verwendete vergleich: mit unschuldig stigmatisieren und gekennzeichneten juden im dritten reich – das erkennen von arbeits-dienst-richtlinien aus dieser zeit bzw. deren oft fast unveränderte übernahme in die texte der hartz4-gesetze …

mich hat niemand verstanden = mein gefühl erschien fast allen maßlos übertrieben und ich beschäftigte mich viel mit psychologie und faschismus – zumindest nahm ich mir diese nun vorhandene zeit dafür …

ich habe gelernt, materiell sehrsehr bescheiden zu leben – und mich auf wirklich wichtiges zu konzentrieren – und nein! ich werden die hartz4-gesetze niemals entschuldigen oder erklärend verteidigen … und doch: das schlimmste war die entwürdigung und stigmatisierung = das ausgeschlossen sein besonders von jeder art urlaubsreisen und kulturveranstaltungen bzw. der “freiheit” einer ganz individuellen wahl in allen lebensbereichen, da diese ständig vom nicht vorhandenen geld eingeschränkt wurden.

doch selbst wenn man es ganz individuell erträglich gestalten kann, bleibt der schrecken über die dahinter stehende ideologie und “moral” dieser politik, die auch ich als faschistoid in ihren tendenzen empfinde – mich jedoch auch zum freiwilligen außenseiter gemacht hat: denn da will ich nicht dazugehören …

jetzt als armutsrentnerin sind die schikanen vorbei – das wenige geld ist nicht mehr geworden – doch ich habe die frei verfügbare zeit als großen wert kennen+ nutzen gelernt.

totalitär-faschistoide nebel umwölken die gesellschaft immer dichter … jetzt geht es an die seelen und gedanken der menschen … leider muß sich da jeder selbst schützen und immer wieder vertrauensvolle solidarität üben – und das bei gleichzeitiger erkenntnis der fest verzurrten fallstricke und hintertüren, um nicht der” trommel seines schlachters freudig hinterherzulaufen” >>> nach wirklich echten und sinnvollen FREUDEN suchen ist eine hervorragende aufgabe der zeit!

Einen herzlichen Dank für diesen wirklich gut recherchierten Artikel. Aber wie weit doch schon die Indoktrination in Deutschland fortgeschritten ist, ist die Tatsache, dass Cum-Ex Betrügereien, dem Staat, über 30 Milliarden gekostet hat, aber der Aufschrei in Deutschland hielt und hält sich in Grenzen. Dagegen wenn jemand nur schwarz fährt, oder bewusst oder unbewusst überfordert 5 Euro zu viel bekommen hat, schreit die Republik auf? Oder seit Jahren bekommen wir tagtäglich in den Medien von den sog. “Clans” erzählt, wie kriminell ein paar Millionen ergaunert wurden, aber die Cum EX Betrügereien was Milliarden betraf, wurde und wird kaum geschrieben?

Oder die Diesel Betrügereien, keiner wer dafür verantwortlich wurde vor Gericht gestellt, kosten dem Steuerzahler aber Milliarden, statt dessen wurde und wird noch verharmlost mit der zynischen Bezeichnung: “Schummel Software” Und noch ein letztes, dank der Deregulierung der Finanzmärkte haben sich einige in den Finanzplätzen im Großen Stil dazu genutzt, zum Teil mit krimineller Energie, um hunderte Milliarden verzockt. Die Steuerzahler haben die gerettet, und mit Hunderten Milliarden, und wurde jemand dafür zur Verantwortung gezogen in Deutschland? Statt dessen wurde aus einer Finanzkrise eine Staats Schuldenkrise gemacht.

Bitte schreiben Sie ein 1-2 Sätze, um was sich der Inhalt des durch den Link erreichbaren Artikels dreht, damit jeder die Möglichkeit hat, zu entscheiden, ob er diesen wirklich “anklicken” will oder nicht.

Darf man vergleichen? Ja man muß! Denn sonst wären die 60 000 000 mio Menschen ‘umsonst’ gestorben!

Ich rede immer von Reanimation der “lebensunwerten Leben” (wo viele KZInsassen auch nach 45 noch ‘wie Dreck behandelt wurden) (und wo man erst jetzt (!!!)so langsam dazu übergeht, auch ihnen zu gedenken!)
#Asozialenverfolgung, #Volksschädling, #Arbeitsscheu

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kennzeichnung_der_Häftlinge_in_den_Konzentrationslagern
“Schwarze Dreiecke für Asoziale”
http://www.ooegeschichte.at/epochen/nationalsozialismus/soziale-aspekte/fuersorge-und-asozialen-politik/

(Hinweis Admin: Link gelöscht. Bitte beachten Sie die Erläuterungen in der Netiquette zu Links in Kommentaren.)

https://www.deutschlandfunk.de/stigmatisierung-asozial-zur-genese-eines-nazi-begriffs.1148.de.html?dram:article_id=324068
“„Also asozial waren dann die Bettler, die Landstreicher, auch Gruppen, die man als Zigeuner bezeichnete, aber auch mittellose Alkoholkranke, Leute, die mit Unterhaltszahlungen im Rückstand waren. Und insbesondere dann alle als arbeitsscheu eingeschätzten Fürsorgeempfänger.()
Es ist keine Organisation entstanden wie bei anderen Häftlingsgruppen, weil die Verfolgung der NS gegenüber der Asozialengruppe doch anknüpfen konnte an langjährige Ausgrenzungen, die schon vorher bestanden. Und die Asozialenverfolgung der Nazis weitgehend nicht als NS spezifisch verstanden wurde.“
https://www.deutschlandfunk.de/asoziale-im-nationalsozialismus-die-letzten-vergessenen.724.de.html?dram:article_id=322567

Was ich kritisiere: es wird mit hartz nur auf hartz geguckt und damit indirekt die Aussortierung betoniert!
Hartz steht für ein widersinniges Gesamtpaket: auf der einen Seite werden Reiche gefördert und gepäppelt und bekamen Sonderrechte (Steuerflucht z.B.) und daneben wird dann die pegidistische Armenbemessung ‘frei gegeben’!
Maschmeyers wurde reich, Riester, die Allianz, die vielen unnützen Experten, die Beraterindustrie!

Zweitens wird unter Hartz gern nur der Arbeitslose gesehen: hartz ist -ähnlich der unwerten Leben- ein Gesamtpaket! Da sind Rentner, Kranke, Kinder, Alleinerziehende, psychisch Kranke etc pp zusammengefasst worden! Und diese Zusammenlegung wird noch mit zemlich weit gefasster Überwachung komplettiert!

Was mich damals so geschockt hat: warum wurde es von rotgrünlinken durchgesetzt?
Was ist da in uns verankert worden, dass wir eine ‘nach unten tret’ Verachtung offensichtlich mittlerweile in den Genen haben!

Erschreckend finde ich, dass genau jene die denen da arbeitsscheue vorwerfen Beifall klatschen wenn die Neofeudalen “Geld arbeiten lassen”, jetsetten, rumprassen, golfen …. Nichts tun!

Neofeudal: jedes Filmchen über Sissi und andere ist da sehr aufschlußreich: warum ‘gönnen’ wir denen oben die Millionen und denen unten nicht die Brotkrume?

(Maaßen geht in den vorzeitigen Ruhestand: kriegt also ab jetzt bis zur Rente eine leistungslose Zuwendung! Und kann dann richtig Knete mit Vortràgen, Büchern und anderem machen!)

Hartz-IV ist die Wiederauflage des Elberfelder / Straßburger-Grundmodells der Armenfürsorge aus dem Jahre 1850. Auch hier wurden den Bedürftigen die Bürgerrechte entzogen. Die Auflagen sind fast identisch mit dem heutigen Zweiten Buch Sozialgesetzbuch.

Noch spannender wird es, wenn man sich mit der Marienthal-Studie von 1933 beschäftigt. Die Grundlage zur heutigen Ermittlung der Regelbedarfe (EVS). Über Verbrauchseinheiten hat man seinerzeit festgelegt, wieviel Kilogramm Rindfleisch mit Knochenzuwaage oder Kartoffeln einem Haushalt für 14 Tage zugestanden werden kann. Zur Kontaktpflege der ortsansässigen Bevölkerung arrangierte man Kleideraktionen, Schnittzeichenkurse, Mädchenturnkurse und Erziehungsberatung.

Auch das heutige Case-Management der Jobcenter gab es schon. Über Persönlichkeitsanalysen konnte man jeden Bedürftigen einer bestimmten Kategorie zuordnen. Zur Auswahl standen die Resignierten, Ungebrochenen, Verzweifelten und die Apathischen. Aus dieser Analyse hat der damalige Sozialdemokrat Otto Bauer den Schluss gezogen, dass diese Art der Verelendung keine Revolution nähren würde, weil Arbeitslosigkeit zu Resignation und Apathie führt und nicht den Willen freisetzt, die Welt und die ökonomische und soziale Ordnung radikal umzugestalten.

Auch heute ist nichts anderes zu erwarten. Mit einem geschickten Demokratie-Management durch Soft-Power-Techniken, wie es Rainer Mausfeld nannte, kann man die “Illusion von Demokratie” bequem aufrecht erhalten. Wichtig ist, die Herde einigermaßen auf dem gewünschten Kurs zu halten. Hierzu zählen auch die “Demos gegen Rechts”, die unbewusst im Schulterschluss mit dem Finanzfaschismus stattfinden.

Zum Demokratie-Management gehören nämlich auch die Gewerkschaften, die ihre Fähnchen schwenken, während DGB-Chef Hoffmann verkündet, dass die Menschen eher Hartz-IV befürworten würden als ein bedingungsloses Grundeinkommen. (https://www.morgenpost.de/politik/article215815093/DGB-Chef-Hoffmann-lehnt-Gruenen-Plaene-fuer-Hartz-IV-ab.html).

Daher ist es an der Zeit, sich nicht nur zu “empören”, sondern mit neuen und bislang unbekannten Parteien zu beschäftigen, die einen gemeinwohlorientierten Gesellschaftsvertrag einfordern und dort auch einzutreten (siehe http://www.ini146.de und http://www.initiative146.de). Nur wenn es uns gelingt, gemeinsam diesen Wertewandel in die Parlamente zu tragen und die Machtverhältnisse umzukehren, können wir diese Entwicklung noch stoppen.

In den Parlamenten, in den Sie etwas ändern wollen, sitzen links, rechts und in der Mitte diejenigen, die für diese Zustände verantwortlich sind. Es ist kaum anzunehmen, dass die Verursacher plötzlich die Retter seien. Gebraucht werden Basisdemokratie und Volksentscheide, die durch die vorhandene Technik leicht abbildbar sind. Da braucht niemand einen Vormund, der sich Partei nennt. Das sind Auslaufmodelle.

Wir haben das Jahr 2019/07.Einer der besten Beiträge die ich bisher zum Thema gelesen habe.Ihr Beitrag trifft genau meine Wahrnehmung.Mir geht es total beschissen und habe Depressionen.Irgendwann sollte man die Fehler nicht bei sich mehr suchen weil alles so gewollt ist wie es ist.
Ergänzend zum Titel wären noch die “Graf Lamsdorf Papiere” glaube die hießen so. eine art alg2 war damals irgendwie schon geplant.

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