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Das neue Paradigma: Eskalation!

Das Hirngespinst des Krieges geistert durch viele internationale Gremien. Bemüht von Kräften, die einfach einmal ausprobieren wollen, was geht.

Die Grundmuster menschlichen Handelns sind einfach und zahlenmäßig überschaubar. Wir alle kennen das Spiel, das wir uns gegenseitig liefern. Hass, Neid, Selbstsucht, Gier, aber auch Liebe, Güte, Nächstenliebe und Duldsamkeit.

Alles kennen wir, und über alles verfügen wir. Die Fähigkeit des Menschen, in unterschiedlichen dieser aufgezählten Kategorien zu glänzen, ist immens. Ein Individuum auf ein einziges Grundmuster zu reduzieren, ist eine synthetische Angelegenheit.

In natura existiert so etwas nicht. Alle Menschen spielen in mehreren Grundmustern, wobei jeweils die Dominanz und Ausprägung eines bestimmten durchaus vorkommt. Also bitte keine Taschenspielertricks! Sie führen zu unrealistischen Prototypen und Feindbildern.

Welches der aufgezählten Grundmuster für ein Phänomen verantwortlich ist, das allenthalben in der internationalen Politik zu beobachten ist, lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Ich bin geneigt, die Quelle bei den negativen Erscheinungen zu suchen, weil das Resultat des zu betrachtenden Verhaltensmusters zu nichts Gutem führen wird. Es geht um die willentliche Eskalation.

Bewährte und eingespielte Kommunikationsforen und Kommunikationsstrukturen werden missbraucht, um den Dissens, der zweifelsohne existiert und der nichts Neues ist, in eine andere Phase des Handelns zu eskalieren.

Immer wieder wird mit der Möglichkeit der qualitativen Steigerung des verbalen Dialogs gedroht. Die Schimäre des Krieges geistert durch viele internationale Gremien. Bemüht von Kräften, die einfach einmal ausprobieren wollen, was geht.

Um den Paradigmenwechsel in der internationalen Politik zu erklären, reicht es nicht aus, sich auf einzelne Individuen zu fokussieren. Das wäre zu schlicht und gehört vielleicht bereits zu der Technik, die das Ablenken vom Eigenen zum Inhalt hat. Also bitte nicht nur Donald Trump oder Waldimir Putin!

Es ist, und das mutet bereits wie ein Treppenwitz an, es ist komplexer!

Auch unser eigenes Land hat sich in die Sprache der Eskalation eingereiht, ohne allerdings auf sich alleine gestellt dazu in der Lage zu sein, in ein Szenario des Krieges einzusteigen. Ob das im Zeitalter wachsender Bedrohungen gut so ist, sei dahin gestellt, dass es sich aber um ein hochbrisantes Vabanque handelt, falls die erhitzten, aber immer noch kalt kalkulierten Worte in eine heiße Phase ballistischen Feuers eskalieren, ist eindeutig.

Wer eine solche Politik goutiert, geht entweder davon aus, sich noch früh genug aus dem Staub machen zu können oder er ist nicht ganz bei Trost. Vielleicht hülfe eine olfaktorische Lektion verbrannten Menschenfleisches, wer weiß?

Auch wenn die internationale Politik eine hoch komplexe Angelegenheit ist, so spricht dennoch nichts dagegen, sie einmal unter das Brennglas zu nehmen und nach den menschlichen Grundmustern zu untersuchen, die anfangs genannt wurden.

Welcher Trieb, welche Anlage, welches Begehren liegt dem zugrunde, das wir betrachten wollen? Und was bei einer solchen Übung prima vista ins Auge sticht, ist die Herkunft der menschlichen Grundmuster aus dem ersten Block:

Hass, Neid, Selbstsucht und Gier. Hinzu kommt noch das Machtstreben.

Von Nächstenliebe und Duldsamkeit kann wohl nicht gesprochen werden. Bei diesem Ergebnis könnte man zu dem Ergebnis derer kommen, die den Staat als Hauptdarsteller in diesem Spiel par excellence ablehnen.

Weil noch viele Perspektiven der Analyse gebraucht werden, muss jede Technik eingeübt sein. Ich möchte alle ermuntern, sich der Übung zu unterziehen, herauszufinden, welche menschlichen Grundmuster handlungstreibend sind: in der engen Umgebung wie in der “großen” Politik.


Foto: Brandi Ibrao (Unsplash.com).

Politologe, Literaturwissenschaftler und Trainer | Webseite

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

Von Gerhard Mersmann

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

Eine Antwort auf „Das neue Paradigma: Eskalation!“

Mal abgesehen von der Raffgier scheinen mir aggressive Grundmuster in größeren sozialen Gebilden siegreicher zu sein. Große Staaten sind von ihnen wohl mehr beherrscht als kleine. Dabei werden die Formen der Aggression immer primitiver, bis man den Eindruck hat, dass dahinter kaum noch differenzierte Menschen stehen.
Aber auch die “kleinen” Menschen, die sich mit Mächten identifizieren, übernehmen diese Primitivität. Ich bin nicht der erste, der den Massen eine Primitivität unterstellt. Nicht weil sie dumme Menschen wären, sondern weil sie in dieser Psychologie aufgehen.
G.K.

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