Was unterscheidet den Geistreichen, den Gebildeten, vom Genie? Seine mangelnde Identität, sein fehlender Mut zu leben und zu sterben. Während der Gebildete in feiner Distanz zum Leben bleibt, gibt sich das Genie dem Leben hin. Es kann seine Kunst, diese Arbeit am Rande des Unaussprechlichen, wie Musil sagt, nicht abtrennen.
Für Genies sind die Märkte verschlossen, auf denen sich die Geistreichen tummeln, ein Genie lebt volles Risiko, ohne jegliche Spekulation auf einen zu erzielenden Vorteil.
Das ist hart, denn niemand wird aus gesicherten Verhältnissen heraus gerade jene unterstützen, die diese Verhältnisse radikal in Zweifel stellen. Man ist ja froh, wenn man die Quälgeister des eigenen Gewissens los wird.
Das Leben ist hart, heißt es, Sie sind den Anforderungen nicht gewachsen, mein Herr …
Redaktioneller Hinweis: Der Beitrag von Dirk C. Fleck ist einer von 258 Gedanken aus seinem Buch “La Triviata – Der Duft der Achtziger”. Er schrieb sie vor 33 Jahren auf und veröffentlichte sie erst 2018 im Verlag p.machinery. Mehr Informationen zum Buch und über den Autor gibt es auf der Webseite von Dirk C. Fleck.
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Dirk C. Fleck (Jahrgang 1943) ist freier Journalist und Autor aus Hamburg. Er machte eine Lehre als Buchhändler, besuchte danach in München die Deutsche Journalistenschule und absolvierte Mitte der 1960er ein Volontariat beim „Spandauer Volksblatt Berlin“. 1976 siedelte er wieder nach Norddeutschland über und arbeitete bei der „Hamburger Morgenpost“, wo er Lokalchef wurde. Später war er Chefredakteur des „Hanse-Journal“, Reporter bei „Tempo“ und Redakteur bei „Merian“. Er arbeitete im Auslandsressort der Wochenzeitung „Die Woche“ und schrieb ab Mitte der 90er Jahre als freier Autor und Kolumnist für Tageszeitungen (u.a. Die Welt) und Magazine wie zum Beispiel Stern, GEO und Spiegel. Seit den 1980ern setzt er sich journalistisch mit den ökologischen Folgen der zügellosen kapitalistischen Wirtschaftsweise auseinander und verarbeitet seine Erfahrungen, Überlegungen und Recherchen in Romanen. Das Buch „Palmers Krieg“ erschien 1992 und beschäftigt sich mit der Geschichte eines Ökoterroristen. „GO! Die Ökodiktatur“ (1993) ist eine Auseinandersetzung mit den Folgen des Ökozid. Außerdem erschienen von Dirk C. Fleck die Bücher „Das Tahiti-Projekt“ (2008), „MAEVA!“ (2011), „Die vierte Macht – Spitzenjournalisten zu ihrer Verantwortung in Krisenzeiten“ (2012) und „Feuer am Fuss“ (2015).