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Gesellschaft

George Soros, der Philanthrop

Wenn es in Zeiten der Globalisierung eine Personifizierung für die Privatisierung des Weltgeschehens gibt, dann ist es der US-Amerikaner George Soros.

Es gibt Zufälle, die sind gar keine. Sie sind Bestandteile einer klug ausgedachten und mit Umsicht ausgestalteten Strategie. Und es gibt Menschen, die verfügen über die Macht, Dritte so über sich schreiben zu lassen, wie sie sich selbst sehen.

Zufälle, die keine sind und Bezeichnungen, die nur dem Bezeichneten gefallen, solche Fälle hingegen gib es wiederum selten, weil wir eigentlich in Zeiten leben, in denen vieles öffentlich wird und die Öffentlichkeit selbst auch so manch lichten Moment genießt.

Das Phänomen, über das hier räsoniert wird, nennt sich George Soros. In den meisten Netz-Notizen ist hinter dem Namen noch zu lesen, dass es sich um einen US-Amerikaner mit ungarischen Wurzeln handelt und um einen überaus erfolgreichen Börsenspekulanten.

Manchmal steht auch noch da, dass Soros gegen ganze Nationen und ihre Währungen spekuliert und in einigen Fällen sogar schwächere Länder wirtschaftlich ruiniert hat. Er selbst ging immer mit Billionen Dollar schweren Gewinnen aus den Manövern. Ach ja, und zumeist ist noch zu lesen, dass dieser George Soros ein Philanthrop sei, einer, der die Menschen liebt.

Jenseits des unter sozialen Gesichtspunkten durchaus als pervers zu bezeichnenden Triebes, es an der Börse mit ganzen Volkswirtschaften zu treiben, glänzt Soros mit Aktivitäten seiner von ihm gegründeten und gelenkten Stiftungen. Das Interessante dabei ist, dass Soros immer dort aktiv wird, wo einst Samuel Huntington[1] in seinem heiß diskutierten Buch The Clash of Civilizations die Grenzen ausgemacht hatte, an denen unterschiedliche Zivilisationen aufeinanderprallen.

Das waren bis dato zumeist Länder in Osteuropa und auf dem Balkan, was nicht davon abhielt, auch einmal in Hongkong oder in der arabischen Welt tätig zu werden.

Und was macht das Netzwerk des Philanthropen? Es geht an die Börse und spekuliert mit den jeweiligen Landesanleihen, es kauft Zeitungen und Radiostationen und es gründet Schulen und Hochschulen. Es bedeutet, dass das Land auf die Bahn der Schuldknechtschaft gebracht werden soll, dass Meinungen gemacht werden für willfährige politische Alternativen und dass die Jugend des Landes im Sinne der wirtschaftsliberalen Doktrin des Stifters erzogen wird.

Und dass der einstige Ungar nun das Spiel im Land seiner Eltern wieder spielen wollte, ist nicht verwunderlich, aber genauso wenig dem Land Ungarn wie anderen Ländern zu wünschen. Nun wird die Universität, die er dort gegründet hat, geschlossen, weil Ungarn sich eine derartige Einmischung in die inneren Angelegenheiten verbittet. Dass ausgerechnet das im Westen, und ausgerechnet in der Bundesrepublik für Empörung sorgt, spricht für die eigene Krise.

Ausgerechnet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Mann, der mit dem Koalitionszwang die eigene politische Mutter verspeiste, ohne auch nur zu rülpsen, ausgerechnet dieser Präsident krakeelt nun seit einiger Zeit, mit den Sanktionen gegen die von Soros finanzierte Universität in Budapest sei die Freiheit der Wissenschaften und des Westens an sich bedroht.

Meint er es ernst, so ist er ein Scharlatan. Spielt er die Rolle nur, so ist er auch ein Scharlatan. Denn wenn es eine Personifizierung für die Privatisierung des Weltgeschehens in Zeiten der Globalisierung gibt, dann ist es George Soros.

Seine Figur symbolisiert wie kaum eine andere, dass die Finanzspekulation momentan über allen anderen Werten der Zivilisation steht. Und so schnell kann es gehen, da ist der verhasste Viktor Orban weitsichtiger als der Präsident der Werterepublik.


Quellen und Anmerkungen

[1] Samuel Phillips Huntington (1927-2008) war ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler. Er lehrte am John M. Olin Institute for Strategic Studies der Harvard-Universität in Cambridge und war Berater des US-Außenministeriums. In seinem 1996 veröffentlichten Buch The Clash of Civilizations (Kampf der Kulturen) wendet sich Huntington gegen die Vorstellung einer universellen Weltkultur. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges war diese Position ab Ende der 1980er vertreten worden. Huntingtons Thesen wurden 1993 in der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik „Foreign Affairs“ des Council on Foreign Relations erstmals veröffentlicht. Huntington geht davon aus, dass es zu einer Verlagerung des Konfliktes zwischen Ideologien, welche die nationalstaatlich verfassten Bündnisse geprägt hätten, kommen wird. Diese würden zu einem Konflikt zwischen acht bis neun Zivilisationen (verstanden als globale Kulturräume) werden, weil diese bei der Eindämmung der westlichen Dominanz mit ihrer Geschichte, ihren Sprachen, ihren Wertvorstellungen und ihren Religionen die höchste sinnstiftende Einheit geworden seien. Insbesondere die Kulturräume der Hindu, Sini und des Islam seien aufstrebend. Die Geopolitik würde dadurch multipolar und eine Herausforderung für die westliche Zivilisation, da diese zu lange die Auffassung vertreten habe, die ökonomische Modernisierung führe zum Durchbruch westlicher Werte. Huntington fordert aus diesem Grund eine Geopolitik der Macht und die Stärkung der westlichen Identität nach außen und innen. Mehr Informationen auf: https://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Phillips_Huntington (abgerufen am 12.12.2018).  


Illustration: Geralt (Pixabay.com, Creative Commons CC0).

Politologe, Literaturwissenschaftler und Trainer | Webseite

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

Von Gerhard Mersmann

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

7 Antworten auf „George Soros, der Philanthrop“

Ein interessanter Artikel, besonders für mich als halbe Ungarin, die nächstes Jahr wieder zurück zieht in die Diktatur… Was Sie über Soros schreiben, kann ich nur bestätigen, und es ist mir ein Rätsel wie ein Mensch, der Menschen mit Spekulationen gegen Volkswirtschaften schadet, in unserer westlichen Hemisphäre als Philanthrop bezeichnet werden kann. Allerdings muss angemerkt werden, dass Viktor Orbán bei ihm gelernt hat und sich dieses Wissen auf ebenso unanständige Weise zu Nutze macht. Er hat mittlerweile fast alle relevanten ungarischen Medien unter seiner Fuchtel, allabendlich wird in den Hauptnachrichten von einem “Soros-Plan” schwadroniert, den es in der erzählten Form gar nicht gibt (Fake-News vom Feinsten), und seine Familienmitglieder und Freunde kaufen mit finanzieller Unterstützung aus Brüssel (EU-Subventionen z.B. im Bausektor) das ganze Land auf. Dazu Auslandsimmobilien für die Zeit, wenn sie (vielleicht irgendwann) aus Ungarn verjagt werden, weil sie das Land vollkommen ruiniert haben. Warum ist dieser Despot noch an der Macht? Weil Ungarn ein hervorragendes, nicht allzu fernes Billiglohn-Land für die deutsche Automobilindustrie ist. (Warum sich viele Deutsche gute deutsche Autos leisten können? Weil sie nicht in Deutschland produziert werden.) Das Land (Ungarn) ist stabil, weil das Volk kaum mehr muckt und aufgegeben hat. Neues geplantes Arbeitsgesetz: es “darf” 400 Stunden im Jahr mehr gearbeitet werden, entlohnt werden darf diese Arbeit aber auch erst nach 3 Jahren, wenn das dem Arbeitgeber gefällt (unentlohnte Arbeit = Sklavenarbeit?). Laut ungarischem Außenminister heißt die deutsche Automobilindustrie im Land dieses neue Gesetz sehr willkommen. Es ist eine Schande.

Interessanter Artikel… heruntergebrochen scheint mir der eine ein “Liberaler” übelster Sorte der andere ein “Konservativer” zu sein.. Präsident Viktor Orbán sozusagen als ein Gegenspieler, welcher sich mit aller Leidenschaft vor sein Land stellt und es vor solchen Perversionen schützen möchte (nur so eine “innenbildliche” Vermutung;) … einen schönen Tag wünsche ich (habe ungarisch-jüdische Verwandtschaft) <3

https://www.n-tv.de/politik/Proteste-gegen-Ungarns-Arbeitsgesetz-eskalieren-article20774341.html .. das „Humankapital“ zwischen allen Fronten… eine Schande ist in meinen Augen, dass solche Entwicklungen durch politische Lügen, Unfähigkeit (Rahmenbedingungen) und Arroganz der „Volksverteter“ in Europa möglich geworden sind .. vermutlich wird moderne Sklaverei so bald nicht mehr funktionieren. Die globale Ebene wird gegen die lokale ausgespielt.. ebenso werden „Humanismus“ und andere Wörter mehr in der ursprünglichen Bedeutung uminterpretiert

Hallo ann christina,
Ja, es ist eine Schande. Es sind alles kleine Eisschollen an Informationen, die uns eine Vermutung anzeigen, welche ungeheuerliche Dimension dieser unsichtbare Eisberg Korruption angenommen hat. Das Böse ist immer und überall…….
Die gelben Westen sind ein kleiner Hoffnungsschimmer, doch erstens versucht man sie gerade zu unterwandern und zweitens hat Macron noch etliche Eskalationsstufen im Ärmel. Die Bewegung hat nur eine Chance, wenn die Polizei, das Militär und alle anderen unter Waffen stehenden Organe aufhören gegen ihr eigenes Volk vorzugehen. Des weiteren braucht es solidarische Unterstützung und keinen Voyorismus.
Gleiches gilt für die Situation für Ihre ungarischen Landsleute. Erst wenn die betroffenen Menschen sich ihrer eigentlichen Kraft bewusst werden, wenn es gelingt die verschiedenen Arten der Unterdrückungen durch eine freundlichere Vision, ja eines Menschen verbindenden humanistischen und Umwelt schützenden Zieles zu erwecken, gibt es eine letzte Chance auf Veränderung der vorherrschenden Zustände.
Nur die Vision, der Europa umspannenden Linken allein ist dafür viel zu schwach.
Ich habe immer öfter die Hoffnung auf eine Evolution des menschlichen Geistes im Sinne von echter Erkenntnis der Zusammenhänge aufgegeben. Und es geht mir wirklich nicht gut damit.

LG
Uwe Leonhardt

Damit ich nicht missverstanden werde: Ein solcher Diktator wie der o.genannte und weltweite Trends hin zu undemokratischen Despoten, zu Unterdrückung und Terror, die aktuellen Ereignisse in Ungarn, von denen ich eben gelesen habe sind für mich mehr als beängstigend…. die innerbildliche Ebene sucht eine andere Sicht, ein umfassenderes Verstehen und Gründe… ja, eine freundlichere europäische globale Vision und Hoffnung ist möglich in jedem selbst, erst einmal… so meine Überzeugung und Hoffnung .. durch echte und ernsthafte Spiritualität und mögliche Eigenverantwortung…. eine Befreiung des Individuums von falschen Ideen, Ideologien, Gefolgschaft und Obrigkeitshörigkeit .. weg von falschen „Wir“-Vorstellungen (Kollektivismen) und banalem Materialismus hin zu einem spirituelleren und liebevolleres Sein… jeden Tag aufs Neue.. 💫

Hallo Miteinander,
Gerhard Schöne sang in einem seiner Lieder: ” Als mein kleiner Wellensittich aus dem Fenster flog, hackte eine Schar von Spatzen auf ihn ein, denn er war wohl etwas anders und sah nicht so aus wie sie, und das passt in Spatzenhirne nicht hinein…… u.s.w.”
Das gesamte Lied trifft heute immer noch zu. Damit meine ich ausdrücklich nicht die hier Schreibenden.
Jedoch habe ich mein bisheriges Leben als kritischer Geist und Optimist rückblickend unangepasst verbracht. Hier wünsche ich auch oda2015, dass ihre beschriebene individuelle Zuversicht ansteckend sei und reichlich Nachahmer finden werde. Vielleicht haben andere Länder da bessere Ansätze als wir zum großen Teil verdorbenen egoistischen Deutschen. Es gab aber auch Zeiten, als Spanienkämpfer den um ihre Freiheit kämpfenden Spaniern zu Hilfe eilten…….Nun, die Geschichte hat auch dazu reichlich Material zu bieten. Solidarität ist heute unpopulär geworden. Gut, dann müssen wir wirklich erst mal kleiner denken und handeln.

Allen einen friedlichen Advent!

Hallo Uwe Leonard, die Geschichte vom Wellensittich (der in sicherer gepflegter Umgebung aber wohl in Gefangenschaft lebte … und anscheinend eine Veränderung, Verbesserung suchte) und die Grausamkeit der hackenden Spatzen ist etwas traurig .. aber er hat es hoffentlich überlebt 😅 ..so geht es dem Menschen oder einem selbst ja leider auch öfter mal… ein Individuum (zb 👩🏼‍🎨) unterscheidet sich in irgendeiner evtl gerade unmodernen Art und Weise, von gefühlten Mehrheiten und wird bekämpft, behackt… isoliert… was hilft, was schützt den Einzelnen abgesehen von eigenem Überlebenswillen, genetischen und gelernten Prägungen und eventueller Hilfsbereitschaft von den Nächsten in einer echten (!) Notsituation: hoffentlich die Familie, eine Gemeinschaft, klare Regeln, Gesetze… ein Rechtsstaat… wird dieser permanent mit Füßen getreten überdehnt gebeugt missachtet, missbraucht, wie von o.g., wird es für den Normalbürger evtl schwierig mit Vertrauen, Zuversicht und friedlich freudvoll gelebter Nächstenliebe .. nur so ein paar Gedanken dazu… Egoismus ist für mich, als ein von Gemeinschaftsgeldern bezahlter priveligierter StaatsIntellektueller/Forscher/Politiker etc. zu keinem neu gedachten WIR – das heißt zu machbare Zukunftsvisionen einladen zu können … Wünsche ebenfalls einen angenehmen – hier verschneiten ☃️🙏🏼 friedlichen 3. Advent ❣️

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