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Die Geldroboter

Beim Wertpapierhandel geht es um Geschwindigkeit. Algorithmen nutzen den kleinsten Vorteil aus. Einen gesellschaftlichen Nutzen hat diese Zockerei nicht.

Wer am schnellsten ist, der gewinnt. Diese Logik herrscht im Hochfrequenzhandel der internationalen Börsen, wo sich der Handel mit Aktien längst zu einem Technologiewettlauf transformiert hat. Beim high-frequency trading hat der menschliche Broker ausgedient.

Entstanden ist ein mit Computern und Algorithmen betriebener Wertpapierhandel, der sich durch extrem kurze Haltefristen und hohe Umsätze auszeichnet, und sich im Mikrosekundenbereich abspielt.

Der kleinste Vorteile wird ausgenutzt, was kurzzeitige und teilweise massive Kursschwankungen hervorruft, die auf Seiten der Anleger oft genug begleitet werden von Unsicherheit.

Der frühere Europaparlamentarier Martin Ehrenhauser, im Herbst 2018 Gast von Moderator Herbert Gnauer im Kitchen Talk von Idealism Prevails, setzt sich in seinem Buch “Die Geldroboter – Wie Hochfrequenzmaschinen unser Erspartes einkassieren und Finanzmärkte” destabilisieren kritisch mit dem Hochfrequenzhandel auseinander.

Er beschreibt nicht nur die Veränderungen, denen die Börsen durch die technischen Entwicklungen unterworfen sind, sondern hinterfragt den Nutzen für die Finanzmärkte und die Gesellschaft.

Den im Hochfrequenzhandel eingesetzten Strategien stellt Ehrenhauser alternative Lösungsansätze entgegen, die in der Europäischen Union zwar angedacht, aber bisher nicht umgesetzt wurden.

Der Versuch, die enorme Geschwindigkeit des Handels durch eine verpflichtende Haltedauer wenigstens um einige Sekundenbruchteile zu drosseln, scheiterte am Einspruch des Europäischen Rates.

Auch in den USA zocken die Algorithmen mit. Der US-amerikanische Senator Charles Schumer hatte bereits 2009, dem Jahr der globalen Finanzkrise, die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC (United States Securities and Exchange Commission) aufgefordert, diese Handelsform zu verbieten. Passiert ist nichts. Das Finanzcasino der “Geldroboter” ist weiterhin geöffnet.


Zur Person: Martin Ehrenhauser (Jahrgang 1978) ist ein ehemaliger Politiker, Autor und Unternehmer. Er war von 2009 bis 2014 fraktionsloses Mitglied des Europäischen Parlaments. In dieser Zeit war er unter anderem Haushaltskontrolleur in Haiti und EU-Wahlbeobachter beim Unabhängigkeitsreferendum im Südsudan. Bei der Europawahl 2014 war er Spitzenkandidat von Europa anders, einem politisches Bündnis aus der Kommunistischen Partei Österreichs, der Piratenpartei, der Partei Der Wandel und Unabhängigen. Nach einer Kochlehre studierte Ehrenhauser in Österreich und England Betriebswirtschaft (MBA) und Politikwissenschaft (Mag. phil.). Nach Praktika in Berlin und Beirut war er als Büroleiter des unabhängigen EU-Abgeordneten, früheren Spiegel-Journalisten und Bestsellerautors Hans-Peter Martin im EU-Parlament tätig. Ehrenhauser veröffentlichte das Sachbuch “Die heimliche zweite EU-Bürokratie” und den Bildband “Offstage”, als Herausgeber die Bücher “Mehr Mut, Bürger!” und “Demokratie in Gefahr”. Sein Buch “Die Geldroboter, wie Hochfrequenzmaschinen unser Erspartes einkassieren und Finanzmärkte destabilisieren” erschien im März 2018. Weitere Informationen auf seiner Homepage: www.ehrenhauser.at.


Idealism Prevails ist ein unabhängiges Medium aus Österreich.Über Idealism Prevails: Als unabhängige Medienplattform baut Idealism Prevails unter dem Motto „To Make The World A Better Place“ seit Sommer 2016 einen Ort zur gesellschaftlichen Begegnung und Bewusstseinsbildung auf. Idealism Previals berichtet bilingual und abseits des Medien-Mainstreams, veröffentlicht Berichte, Veranstaltungsreports und gestaltet Events mit dem Ziel, den Dialog über die Herausforderungen unserer Gesellschaft zwischen Experten und der Bevölkerung zu intensivieren. Mehr Informationen auf www.idealismprevails.at


Foto: Chris Liverani (Unsplash.com)

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