Ich blicke mich in der Geschichte um und sehe Milliarden von Toten. Von Urbeginn an starben Menschen, Tiere und Pflanzen dahin wie Schaumkronen auf dem Meer. Jede Person, auf die ich mich berufen kann, ist tot. Ich lebe aus dem Nachlass Verstorbener und erlebe mich inmitten von Todeskandidaten.
Was mache ich also ein Aufheben um mich?
Redaktioneller Hinweis: Der Beitrag von Dirk C. Fleck ist einer von 258 Gedanken aus seinem Buch “La Triviata – Der Duft der Achtziger”. Er schrieb sie vor 33 Jahren auf und veröffentlichte sie erst 2018 im Verlag p.machinery. Mehr Informationen zum Buch und über den Autor gibt es auf der Webseite von Dirk C. Fleck.
Foto: Tom Barrett (Unsplash.com)
Dirk C. Fleck (Jahrgang 1943) ist freier Journalist und Autor aus Hamburg. Er machte eine Lehre als Buchhändler, besuchte danach in München die Deutsche Journalistenschule und absolvierte Mitte der 1960er ein Volontariat beim „Spandauer Volksblatt Berlin“. 1976 siedelte er wieder nach Norddeutschland über und arbeitete bei der „Hamburger Morgenpost“, wo er Lokalchef wurde. Später war er Chefredakteur des „Hanse-Journal“, Reporter bei „Tempo“ und Redakteur bei „Merian“. Er arbeitete im Auslandsressort der Wochenzeitung „Die Woche“ und schrieb ab Mitte der 90er Jahre als freier Autor und Kolumnist für Tageszeitungen (u.a. Die Welt) und Magazine wie zum Beispiel Stern, GEO und Spiegel. Seit den 1980ern setzt er sich journalistisch mit den ökologischen Folgen der zügellosen kapitalistischen Wirtschaftsweise auseinander und verarbeitet seine Erfahrungen, Überlegungen und Recherchen in Romanen. Das Buch „Palmers Krieg“ erschien 1992 und beschäftigt sich mit der Geschichte eines Ökoterroristen. „GO! Die Ökodiktatur“ (1993) ist eine Auseinandersetzung mit den Folgen des Ökozid. Außerdem erschienen von Dirk C. Fleck die Bücher „Das Tahiti-Projekt“ (2008), „MAEVA!“ (2011), „Die vierte Macht – Spitzenjournalisten zu ihrer Verantwortung in Krisenzeiten“ (2012) und „Feuer am Fuss“ (2015).
Eine Antwort auf „“… inmitten von Todeskandidaten.”“
Dass ich jetzt jeden Tag sterben kann, obwohl ich es geschafft habe, mich ohne die übliche “medizinische Versorgung” gesund zu halten, oder besser gesagt, WEIL ich diese seit 30 Jahren nie mehr in Anspruch genommen habe, juckt mich schon lange nicht mehr. Angst vor dem Sterben habe ich schon lange hinter mir gelassen. Ich meine, das gehört zum gesunden Erwachsen-Sein. Platon lässt es seinen Sokrates so schön in seiner Abschiedsrede an seine Freunde nach seinem Todesurteil sagen, dass die Angst vor dem Tode eine Einbildung ist, denn niemand weiß, ob der Tod nicht das Beste von allem ist. Er wird aber gefürchtet, als sei er das größte aller Übel. Nein, das ist es nicht, was mich quält und traurig oder auch wütend macht. Es ist die achtungslose, lieblose Art, wie diese Menschheit mit der ganzen wundervollen Schöpfung bisher bekanntermaßen umgegangen ist. Ich trauere um das, was mir so lieb und wert ist. Das kann mir nicht gleichgültig sein. Niemals!