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Krieg & Frieden

Von Selbsterfüllung und dem Überleben

Der Humanismus liegt auf der Straße und verblutet. Es geht nicht um Selbsterfüllung, sondern ums Überleben.

Augenhöhe, Wertschätzung, Achtsamkeit, Nachhaltigkeit, Wertegemeinschaft: Im politischen Diskurs wie im Arbeitsleben der bundesrepublikanischen Gesellschaft dominieren momentan Begrifflichkeiten, die aus der eigenen Historie erklärlich sind und vieles von dem widerspiegeln, was sich zumindest in der Mittelklasse in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat.

Im Hinblick auf die Bevölkerungsteile, die im täglichen Existenzkampf stehen, dürften diese Kategorien graue Theorie sein. Und wir reden von mindestens 10 Millionen Menschen.

Zugegeben, das ist ein Schätzwert, gehen wir jedoch von einer realen direkten Arbeitslosenzahl von circa 3,3, Millionen aus und circa 7 Millionen, die als unterbeschäftigt gelten, also denjenigen, die von ihrem Verdienten nicht leben können, sind wir bereits bei über zehn Millionen [1].

Und bei der Betrachtung der Weltereignisse, die gekennzeichnet sind von Naturkatastrophen, Kriegen und daraus resultierenden Migrationsbewegungen, dann dürfte schnell klar sein, inwiefern Augenhöhe und Wertschätzung, Achtsamkeit et cetera Werte sind, die momentan globale Relevanz genießen.

Dass den Globus Krisen überziehen, ist kein Novum. Dass die Menschheit diese bisher alle in ihrer eigenen Geschichte überlebt hat, lag an schlichtem Überlebenswillen und der Bereitschaft, sich dem Übel entgegenzustellen.

Räson statt Gier

Die drei großen, immer wiederkehrenden Plagen waren Hungersnöte, Krankheiten und Kriege. Dank einer mächtigen Zivilisationsentwicklung sind die ersten beiden Faktoren de facto Gefahren, die vermieden werden könnten, griffe die Menschheit auf die Mittel zu, die sie als Kollektiv bereits besitzt: Es gäbe genug Nahrung für alle, würden die Produktionsweisen und Güter disseminiert [1] und es gäbe die Chance, große Epidemien zu verhindern, würden die Mittel von denen bereitgestellt, die sie entwickeln und innehaben. Beides gelänge nur, wenn sich die sozialen Rahmenbedingungen um die Katastrophe herum verbesserten: gute Regierungsform statt Korruption, Räson statt Gier.

Lediglich eine der immer wiederkehrenden Katastrophen ist quasi in der historischen DNA des Homo sapiens vorhanden. Es handelt sich um den Krieg als Mittel der Konfliktlösung. Momentan wurden wir wieder Zeugen, wie die unterschiedlichen Interessen der Welt, die geleitet sind von Vormachtstreben, Ressourcenbeherrschung und Marktbesitz, alles, was das humane Kollektiv seit dem letzten Weltkrieg an Räson gefunden hatte, wieder schreddert. Das Fazit: Es gelingt hervorragend.

Sehen Sie genau hin: Diejenigen, die in ihrer politischen Rhetorik fließend von Wertschätzung und Nachhaltigkeit sprechen, beherrschen ebenso die militärische Eskalationsterminologie.

Das mag man Rollenkompetenz nennen, aber es ist auch nicht ganz abwegig, einen Begriff zurück ins Leben zu rufen, der seit dem Kalten Krieg aus dem Vokabular verschwunden war. Es ist der des Doppelzünglers und bezeichnet jene, die dazu in der Lage sind, morgens von Wertschätzung und Work-Life-Balance in der Bundeswehr zu reden und die aus Afghanistan zurückkehrenden traumatisierten Soldatinnen und Soldaten totzuschweigen und nachmittags neue Kriegsdrohnen zu bestellen. Da mutiert der Homo sapiens schnell mal zum Reptil, und da wird es Zeit, sich an die Realitäten zu gewöhnen.

Selbsterfüllung, Überleben und Humanismus

Denn die eingangs genannten Begriffe und die mit ihnen bezeichneten Werte sind Fremdworte für die französischen Gelbwesten wie für die Menschen in Venezuela. Sie helfen nicht den Umweltopfern in Brasilien und nicht den ersaufenden Migranten im Mittelmeer.

Gut gemeint sind die Begriffe vielleicht einzuordnen als Seufzer der geschundenen Seele, als ein religiöser Strohhalm, weil in realiter [3] der Humanismus längst auf der Straße liegt und verblutet. Nicht Selbsterfüllung, sondern Überleben steht auf dem Programm.


Quellen und Anmerkungen

[1] Telepolis: “Die Arbeitsmärkte waren in Deutschland noch nie in einem so schlechten Zustand”. Auf https://www.heise.de/tp/features/Die-Arbeitsmaerkte-waren-in-Deutschland-noch-nie-in-einem-so-schlechten-Zustand-4252613.html?seite=all (abgerufen am 03.02.2019).

[2] Dissemination bedeutet „Streuung“ oder „Aussaat“.

[3] Realiter ist ein Adverb. Es bedeutet in Wirklichkeit.


Foto: Jessica Lewis (Unsplash.com)

Politologe, Literaturwissenschaftler und Trainer | Webseite

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

Von Gerhard Mersmann

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

9 Antworten auf „Von Selbsterfüllung und dem Überleben“

Hier scheiden sich die Geister: Nacktes Überleben hat für unsereins gar keinen Wert, für andere ist es aber immer das Erste und Einzige. Vermutlich handelt es sich dabei um die Mehrheit. Und deshalb läuft alles weiter in den Untergang , wie gehabt. Die Unwissenheit ist einfach zu groß. Abgesehen davon degeneriert z.B. die menschliche Hirntätigkeit schon seit geraumer Zeit allein durch die Zahllosen Schwermetallgifte, die an der Luft in Nanoform frei gesetzt werden und von uns allen ständig eingeatmet werden. In dieser Richtung gibt es aus meiner Sicht gar keine Hoffnung mehr für des Überleben. Aber auch so etwas wissen die “Überlebenswilligen um jeden Preis” eben alles nicht und sie wollen auch gar nichts davon wissen. Hoffen wir auf Wunder! Die gibt es ja immer wieder, weil wir nie alles wissen.

HINWEIS ADMIN: Wenn Sie die Aussage treffen “Abgesehen davon degeneriert z.B. die menschliche Hirntätigkeit schon seit geraumer Zeit allein durch die Zahllosen Schwermetallgifte,…”, belegen Sie diese mit Quellen, damit die Leserschaft den Zusammenhang nachvollziehen und sich in die Diskussion einbringen kann. Weitere Hinweise finden Sie in der Netiquette.

Ich berufe mich bei dem Satz über das Degenerieren der Hirne u.a. auf eine betreffende aktuelle Aussage von Dr. Hans Joachim Mutter. Es handelt sich da bei den Metallen u.a. um Aluminium und Quecksilber, letzteres das Giftigste nicht-strahlende auf der Erde. Aber das ist natürlich nicht alles. Wir stehen ja auch unter dem Einfluss von strahlendem Schwermetall wie z.B. Uranium durch die vor allem von USA verwendeten Waffen nahezu überall auf der Welt(DU-Waffen). Dazu kommt, was mit den Chemtrails ständig von oben aus der Luft ausgebracht wird. Ferner wurde und wird immer noch das gefährliche Quecksilber in den Mund von Zahnarztpatienten implantiert(nur mit der Empfehlung versehen: nicht für Kinder und Schwangere geeignet, aber z. B. in Deutschland immer noch nicht verboten!) und es ist auch in den Impfsera enthalten, die den meisten heute schon im Babyalter verabreicht werden, nämlich, wenn die Eltern sich nicht gegen die Empfehlungen der Schulmediziner zur Wehr setzen und ihr Neugeborenes brav impfen lassen. Quecksilber durchbricht die Blut-Hirn-Schranke. Kann sich also im Gehirn der Neugeborenen ablagern(einem noch nicht ausgewachsenen Gehirn, das noch nicht seine schützenden Hüllen voll entwickelt hat. Internationale Impfgegner sehen die Ursache der sog. “plötzlichen Kindstode” darin. Aber auch später ist es, genauso wie alle anderen Schwermetalle, zeitlebens hoch gefährlich für unser Hirn und den gesamten Organismus. Quecksilber kann buchstäblich Löcher in menschliches Gewebe “brennen”.
Der Mensch wühlt schon sehr lange gewaltsam Stoffe tief aus der Erde heraus, die von Natur aus dort hin gehören und gut tun und nirgendwo anders, wo sie nur Unheil anrichten.

Da kann ich jele nur beipflichten: Die Unwissenheit ist zu gross und wird durch Euren Quellennachweis auch noch bestätigt. Schwermetallgifte in der Luft ist ein alter Hut. Allein die Dialysen haben ernorm zugenommen und nicht nur wegen Diabetes 1. Auch die radioaktive Belastung seit den 1950er Jahren durch über 1000 Atomtest ist eine Tatsache. Krebs mutiert zur Volkskrankheit.
Aber hier zu den Fakten vom Umweltbundesamt: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2018-12-13_texte_107-2018_schwermetallemissionen_0.pdf
Und hier eine Zusammenfassung:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2018-12-13_texte_107-2018_schwermetallemissionen_zusammenfassung.pdf

Übrigens: Ich benutze seit über 3 Jahren fluoridfreie Zahnpasta und habe keine Probleme mit Karies oder Parodontose, obwohl es doch gar nicht sein kann.
Selbst meine Zahnärztin wollte es mir nicht glauben.

PS: Euer Seitenrelaunche sieht optisch ganz hübsch aus, aber technisch eine Katastrophe. Seiten werden manchmal unvollständig angezeigt, auf Android fehlen Buttons, Browser stürzen ab. Ältere Firefoxversionen und Betriebsysteme haben fast keine Chance die Layer anzuzeigen. Ausserdem viel zu lange Ladezeiten. Kommentare werden meist erst beim 2.-3. Mal akzeptiert, oder gar nicht. Grafiken und Videos auf älteren Systemen nicht darstellbar. Euer Spendenfenster lässt sich auf kleineren Bildschirmen nicht wegklicken und somit ist ein weiterlesen unmöglich.
Eure Seiten habe ich mir angeschaut auf XP, Win 7 und 10, Linux, Android. Mit Chrome, Firefox, Explorer, Seamonkey, Opera.

Hinweis Admin: Doppelpost gelöscht. Die Nennung von Quellen soll jedem eine sachliche Auseinandersetzung mit einem Themen ermöglichen, auch demjenigen, dem ein Sachverhalt unbekannt ist, der sich aber mit diesem auseinandersetzen will. Mehr dazu findet sich hier. Vielen Dank für die Anmerkungen zur technischen Umsetzung, sie werden an die Redaktion weitergegeben.

Ständige effektive Entgiftung(v.a. von Schwermetallen) ist heute überlebensnotwendig und das sollte bekannt gegeben werden. Ich verstehe daher das Wegzensieren meines postes nicht.

HINWEIS ADMIN: Wenn Sie die Auffassung vertreten, dass Kommentare zensiert werden, verzichten Sie bitte auf weitere Kommentierungen.

Ich glaube nicht, dass Ihr Kommentar zensiert wurde. Es handelt sich eher um ein technisches Problem, was seit dem Relaunch verstärkt auftritt. Ich selber muss Kommentare mehrfach abschicken, weil sie sonst nicht abkommen. Weiter oben habe ich schon darauf hingewiesen.

Allerdings lässt die Antwort vom Admin Zweifel aufkommen, ob die neue Debatte wirklich noch 100% Journalismus und Wissenschaft von unten ist, oder mittlerweile schon zu gross dafür ist?

Und natürlich werden Kommentare zensiert, zwar öffentlich und mit dem Feigenblatt der Nettiquette, aber auch das ist Zensur. Soviel Wahrheit sollte ein Blog, der sich offen, ehrlich und ohne doppelten Boden verpflichtet fühlt schon aushalten können.

Danke, Morgentau. Ich fand die Antwort von ND auch sehr unfreundlich und es bestätigt mir das Feeling, was ich eh schon hatte: Ich bin hier nicht erwünscht. Unbestechliche Aufrichtigkeit in der Argumentation zahlt sich eben immer noch nirgends aus. Auf diesem Stand sind wir trotz allen Anzeichen des Untergangs immer noch in der Welt.

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