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Die Revolution im Sudan

Im Interview mit labournet.tv spricht Ibrahim Khatab über die Revolution im Sudan, die im Dezember 2018 begonnen hat.

Ibrahim Khatab kommt aus dem Sudan. Er ist Mediziner, lebt seit 1997 in Berlin und engagiert sich politisch. Im Interview mit labournet.tv spricht er über die Revolution im Sudan, die im Dezember 2018 begonnen hat und bis heute anhält.


Im Juni 1989 putschte eine Gruppe von Offizieren um den Nationalisten und Militaristen Umar Hasan Ahmad al-Baschir. Al-Baschir ernannte sich zum Oberkommandierenden der Streitkräfte und zum Staatsoberhaupt.

Der Sudan unter al-Baschir

Mit Hilfe eines sogenannten revolutionären Kommandorats errichtete al-Baschir ein repressives islamisch-fundamentalistisches Regime und führte den Sudan praktisch wie ein Alleinherrscher. Der Sozialstaat, der sich zum Beispiel durch kostenlose Schul- und Universitätsbildung auszeichnete, wurde zerschlagen. Den Krieg gegen die Südprovinzen beendete das Regime von al-Baschir erst 2004.

Im Sommer 2008 sorgte die Ankündigung des Chefanklägers des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag für Aussehen, einen Haftbefehl gegen al-Baschir erwirken zu wollen. Die Vorwürfe reichen von Völkermord, über Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen im Darfur-Konflikt. Es war der erste Fall überhaupt, bei dem gegen einen amtierenden Staatschef ein Haftbefehl beantragt wurde. Zur Verhaftung kam es aber nicht. Zahlreiche Regime behinderten die Strafverfolgung und ignorierten den Haftbefehl.

Die Revolution im Sudan

Seit dem Putsch von 1989 wehrte sich die Bevölkerung gegen das Regime von al-Baschir, aber erst 2019 wurde er entmachtet.

Im Dezember 2018 begann eine friedliche Revolution. Im April 2019 demonstrierten Hunderttausende vor dem Hauptquartier der Armee in Khartoum und forderten den Sturz des Regimes. Die Armee reagierte und setzte al-Bashir ab. Doch an den Verhältnissen im Sudan änderte dies nichts, weil das Militär selbst an der Macht bleiben und die alten Herrschaftsverhältnisse erhalten will.

Dies führte zu weiteren Protesten. Am 3. Juni wurde eine Sitzblockade zerschlagen. Es gab über 100 Tote, etwa 300 Menschen werden bis heute vermisst. Auf der Suche nach einer politischen Lösung verhandeln die zivilen Revolutionsparteien, die durch den Gewerkschaftsbund SPA (Sudanese Professionals Association) unterstützt werden, mit dem Militär. Den Kern der SPA bilden junge Ärzte, die in den Krankenhäusern das Leid der Bevölkerung Tag für Tag vor Augen haben.


Informationen zum Videointerview

DIE REVOLUTION IM SUDAN

Deutschland: 2019
Länge: 34 Minuten
Realisierung: labournet.tv

Das Video ist Teil des Filmarchivs von labournet.tv, einem Projekt von Content – Verein zur Förderung alternativer Medien e.V.


Foto und Video: labournet.tv

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