Ich komme an einer schwarzen Klippe an. Meine Lungen brennen, der Schweiß läuft mir in die Augen. Es holt mich augenblicklich ein. Ich habe nie Abstand gewonnen. Dieses Gemisch war immer nur zwei Atemzüge hinter mir und jetzt holt es mich ein. Ich kann nicht mehr weiter. Es hat mich gehetzt, ich blieb nie stehen, doch jetzt …
In Windeseile, aber ohne Schock, legt es sich mir auf die Haut. Schließt mich ein. Ich fühle es von meinen Beinen und Armen mir in die Hände und Füße fließen. Mir vom Bauch in alle Richtungen kriechen. Ich strecke die Hände von mir, sehe in das schwarze Oben über mir, da erreicht es meinen Hals. Ich schließe meine Augen, stoße einen Klagegesang in die Dunkelheit und sinke in den Staub. Es hat mich wieder. In voller Gänze und ich werde wieder zu einem fast leblosen Fels; hier an dieser Klippe, an dieser Schlucht meines Selbst; mit den Tiefen der menschlichen Abgründe …
Und erst im letzten Moment meiner sterbenden Gedanken registriere ich, dass ich Konturen gesehen habe. Registriere ich, dass ich wieder sehen konnte, und ergebe mich, müde von all dem Schmerz …
Foto: lucas Favre (Unsplash)
Alex Ross emigrierte aus den schwäbisch-bayrischen Bergen in die Lüneburger Heide. Nach dem Abitur zog sie nach Hamburg, um ein Handwerk zu erlernen. Alex gibt sich als Autorin dem Schreiben hin und als Künstlerin der kreativen Malerei. Ihre Essays unterzieht sie dem Urteil der eifrigen Leserkultur. Sie schreibt über die kleinen Schönheiten und die großen Gemeinheiten des Alltags. Alex lebt im Norden Deutschlands.