Erst gestern traf mich wieder ein Kommentar, der darauf hinwies, dass eine Sache sehr gut dargestellt und analysiert worden sei, aber tatsächlich praktische Folgen aus dem ganzen Unterfangen in Zweifel gestellt wurden. Diese Haltung ist immer wieder zu finden und sie ist verständlich.
Das Sprachorgan der Regierung
Zumindest seit geraumer Zeit ist immer mehr Menschen deutlich geworden, dass die Darstellung der Welt in den Medien, die für viele einstmals als relativ zuverlässig galten, nicht dem entspricht, wie sie sich wirklich entwickelt.
Zunächst machte sich Verwunderung breit, und viele sahen das sogar noch als ein persönliches Problem an, weil sie die andere Wahrnehmung nur auf sich selbst bezogen. Allmählich wurde jedoch klar, dass es zu einem Massenphänomen geworden war.
Der Kommunikations- und Informationskomplex des Landes war zunehmend zu einem Sprachorgan einer Regierung verkommen, das nicht mehr kontrollierte, sondern verlautbarte und begann, erziehen zu wollen.
Die Denunziation der anderen
Das alles ist einer immer größeren Menge von Menschen bekannt. Und nicht nur das! Nach vereinzelten Stimmen, die sich in klassischen Publikationsmedien Gehör verschafften, sind ganze Plattformen und neue Organe entstanden, die regelmäßig analysieren und kommentieren.
Dass auch Rattenfänger die Möglichkeiten der Kommunikationswelt nutzen, wurde von den Kritisierten dahin gehend genutzt, dass die tatsächlich seriös kritisierenden mit den Rattenfängern in einen Topf geworfen wurden. Das saß, weil es dazu führte und dazu führt, dass sich die Regierenden ihrerseits irreversibel isoliert haben. Und die sie in den Medien vertretenden Stimmen ebenso.
Jegliches Vertrauen wird zerstört, wenn die Denunziation der anderen Auffassung Oberhand gewinnt. Diese Haltung hat sich im Lager von Regierung wie in den öffentlich-rechtlichen Medien derartig ausgeprägt, dass von einem Stadium der kollektiven Verblendung gesprochen werden muss.
Weltbilder wie vor der Aufklärung
Statt sich zu läutern, wird unter Hochdruck an den wildesten ideologischen Konstrukten gearbeitet, um Feindbilder zu konstruieren, die vom eigenen kollektiven Versagen ablenken.
Wer ehrlich ist, lehne sich zurück, betrachte das Weltgeschehen und reflektiere das von Regierung wie Medien vermittelte Bild. Was herauskommt, ist eine sehr schlichte Schwarz-Weiß-Zeichnung, die allem gerecht wird, nur nicht der Wirklichkeit. Schlimmer noch: Die Dichotomie, die mentale wie politische Teilung der Welt, zerfällt in die Guten und Heiligen hier und die Schurken und Verbrecher dort.
Wir haben es mit einem Weltbild zu tun, das vor-aufklärerisch ist und gut zu dem passt, was vor allem die Deutschen in besonderer Weise traumatisiert hat: das vor dem Dreißigjährigen Krieg.
Kritik als Urstoff
Zurück zu dem eingangs erwähnten Einwand: Es ist richtig, dass die politische Organisation einer notwendigen Kritik nicht auf der Höhe der Zeit ist. Bei denen, die immer so gerne als Etablierte bezeichnet werden, hat die sich mehr und mehr verbreitete Kritik nicht niedergeschlagen. Das dort vertretende Personal wird davon auch wohl nicht überzeugt werden können.
Es stellt sich die Frage, ob die klassischen, uns bekannten Formen der politischen Organisation und Koalition überhaupt noch relevant sein werden. Dass sie sich entwickeln werden, und gegebenenfalls sehr schnell, davon bin ich überzeugt.
Aufgrund der sich zuspitzenden Lage in der Welt, in der eine untergehende Hegemonie zunehmend nervös und kriegsbereit ist, lässt sich sehr gut die zunehmende Ungeduld nachempfinden, die entsteht, wenn vieles bereits klar ist, jedoch noch keine politische Valuta von Gewicht darstellt. Das ist gefährlich.
Dennoch darf es nicht dazu führen, die Kritik als untaugliches Mittel zu diskreditieren. Sie ist der Urstoff, aus dem vieles entsteht, um Lernprozesse auszulösen, und Klarheit in den Köpfen herzustellen. Nur klare Köpfe werden in der Lage sein, aus der Politik wieder etwas zu machen, was interessengeleitet und kalkulierbar ist.
Die Welt ist tatsächlich komplexer als die reaktionären Dilettanten uns weiszumachen gedenken. Und: Wer nicht lernen will, muss fühlen!
Foto: Yeshi Kangrang (Unsplash.com)
Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.
2 Antworten auf „Kritik als Urstoff: Wer nicht lernen will, muss fühlen!“
Betrachtet man einmal die heutige Gesellschaft und zwar gerade die, die im Mittel finanziell gut versorgt ist, so muss man doch feststellen, dass hier eine psychische Störung vorliegen muss. Das zeigt sich darin, dass bei Problemen nie vom eingeschlagenen Denken abgewichen werden kann. Einige Verhalten sollen zeigen, dass dann nicht vom eingeschlagenen Pfad abgewichen wird. Auch finden immer nur Reaktionen auf Krisen statt Aktionen.
Beginnen wir mit der größten Schändlichkeit, der wir uns bedienen, es ist das Geldsystem. Mehr Unheil als dieses Geldsystem kann nicht angerichtet werden. Da werden Kriege nur wegen der Ausbeutung von Rohstoffen geführt. Da liegen riesige Klimaprobleme vor der Tür und die Menschheit überlegt, ob man wohl mit diesen oder anderen Steuern den Menschen diese Änderung schmackhaft machen kann. Die Regierenden haben Angst, Wählerstimmen zu verlieren. Dabei sollte doch als Erstes überlegt werden, ob die erforderlichen Hilfsmittel zur Behebung zur Verfügung stehen. Das nötige Geld herzustellen ist wohl Eins der leichtesten Übungen, wenn der Umgang mit Geld ein Anderer würde. Es dürfen doch wichtige Veränderungen nicht an Geld scheitern. Und fast alle Bürger sehen dieser Unart interessenlos zu, sie haben nur Zeit für die eigenen Probleme.
Da hat man bei dem großen Bankencrash die südeuropäischen Länder die Bürger so stark mit den Bankschulden belastet, obwohl diese nicht die Verursacher waren. Und immer noch leiden diese Länder darunter. Der Grund ist wieder dem Geldsystem anzulasten. Man soll durch Sparen Schulden tilgen. Sparen heißt aber weniger Umsatz und damit weniger Geld. Diesem Verbrechen sehen sogar 500 Millionen Menschen einfach zu, sie müssen also an einer psychischen Störung leiden.
Da ist die Regierung stolz, den größten Freihandelsvertrag abgeschlossen zu haben. Da wir gezwungen sind, Energie einzusparen, ist dieser Vorgang auch nur als psychische Störung einzuordnen, gerade jetzt sind doch Einschränkungen gefordert.
Da bemüht sich die BRD Exportweltmeister zu werden und zu bleiben. Dabei stehen heute schon Forderungen an das Ausland von einer Billion Euro an. Wir bauen anscheinend lieber Autos statt im eigenen Land genügend Ärzte, Pfleger und Lehrer zu haben. Hier ist wieder eine psychische Störung erkennbar, weil wir wohl stolz sind, wenn Ausländer deutsche Autos fahren.
Da sind im eigenen Land alle Straßen übervoll mit Fahrzeugen, die oft im Stau stehen. Nun wird überlegt, wo man noch mehr Straßen bauen kann. Dagegen sollte es sinnvoll sein, zu überlegen, ob es nicht notwendig ist, uns einzuschränken. Es gab Zeiten, da gab es auf Autobahnen große Abstände zwischen Fahrzeugen, haben wir uns zu viel Luxus zugelegt. Wenn hier nicht eine Denksperre vorliegt, könnte hier Abhilfe geschaffen werden.
Das Sonderbare ist, dass fast alle davon betroffen sind. Es muss wohl schon in der Schule diese Denksperre eingeprägt worden sein, die für das ganze Leben reicht. In der Öffentlichkeit wird von Regierung und Medien alles versucht, diese Denksperre mit aller Macht aufrecht zu halten.
ZU den Freihandelsabkommen: Das die neueren Abkommen unsozial und undemokrartisch sind. ist jedem einsichtig,der die bei change.org veröffentlichten Verfassungsbeschwerden liest. Das Hochjubeln deser Abkommen beachtet im übrigen nicht die Rechtsprechung des Bundesverfassungerichts. Nach den Urteilen vom 30.06.2009 zum Vertrag von Lissabon und vom 26.02.2014 zur Sperrklausel bei der Europawahl müssen die Parlamente der Mitgliedsstaten zustimmen. Die Abkommen sind daher noch nicht rechtsverbindlich. Warum wird dies nicht allgemeiin mitgeteilt?? Wer auf “Volksverdummung” setzt, braucht sich über Wahlerfolge derAfD nicht zu wundern