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Ökonomie

China ist zu stark, um den Handelskrieg zu verlieren

Chinas Wirtschaft wächst weiter. Es gibt zahlreiche Gründe, warum das Land einen Handelskrieg nicht verlieren kann.

Chinas umsichtige Geldpolitik ist tragfähig, weil antizyklische Anpassungen sinnvoll sind, werden sie in Maßen angewendet und rechtzeitig umgesetzt, wenn die Inflation niedrig ist und die Geldmenge berücksichtigt wird. Ein vernünftiger Ansatz kann die Finanzierungskosten für alle Wirtschaftssektoren senken und damit Unternehmen, die sich Geld leihen, Vorteile bringen. Dies ist jedoch alles nur meine persönliche Sichtweise und sollte nicht mit der eines Experten für Finanz- und Geldpolitik verwechselt werden.

Chinas Wirtschaft wächst weiter mit einem stabilen Tempo

Die negativen Auswirkungen des anhaltenden Handelskrieges auf Chinas Wirtschaft scheinen nicht so gravierend zu sein, wie vom IWF1Der Internationale Währungsfonds (International Monetary Fund, auch bekannt als Weltwährungsfonds) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. und der Weltbank2Die Weltbank (World Bank) bezeichnet im weiten Sinne die in den USA angesiedelte Weltbankgruppe, eine multinationale Entwicklungsbank. Die Weltbankgruppe hatte nach dem Zweiten Weltkrieg den Zweck, den Wiederaufbau der durch den Krieg verwüsteten Staaten zu finanzieren. vorhergesagt. Nach meinem Kenntnisstand hat sich das BIP-Wachstum Chinas um triviale 0,1 bis 0,2 Prozent verlangsamt. China ist durchaus in der Lage, das von der Regierung festgelegte Wachstumsziel für 2019 von 6,0-6,5 % zu erreichen, das nur geringfügig unter dem von Indien erwarteten Wachstum von 6,7 % liegt.

China ist mit einem Anteil von 30 % derzeit der größte Motor für das weltweite Wirtschaftswachstum. Der stabilen Makroökonomie Chinas ist es zu verdanken, dass die Weltwirtschaft seit der Rezession 2009 nicht mehr geschrumpft ist. Die Befürchtungen, die Weltwirtschaft steuere auf eine Rezession zu, wurden jedoch nicht abgemildert, da das Wachstum des US-amerikanischen BIP3Das Bruttoinlandsprodukt (BIP; englisch: gross domestic product, GDP), gibt den Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen) an, die während eines Jahres und nach nach Abzug aller Vorleistungen innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft als Endprodukte hergestellt wurden. im Jahr 2019 voraussichtlich 2,2 % betragen wird und damit unter der im Jahr 2018 veröffentlichten Rate von 2,9 % liegt.

Chinas makroökonomische Indikatoren liefern die Antwort auf die erwarteten Ziele

Die wichtigsten makroökonomischen Indikatoren Chinas in der ersten Jahreshälfte 2019 entsprechen im Wesentlichen den Erwartungen. Der Verbraucherpreisindex (VPI)4Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Preisindex der durchschnittlichen prozentualen Veränderung des Preisniveaus bestimmter Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden. stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 nur um 2,2 % und lag damit nahe dem Ziel der Regierung von rund 3 %.

Die chinesische Wirtschaftspolitik spiegelt die Hoffnung wider, einen kontinuierlichen Übergang von rasanten Fortschritten zu einer qualitativ hochwertigen Entwicklung zu gewährleisten. Darüber hinaus hat China seine G20-Partner bei den wichtigsten makroökonomischen Indikatoren übertroffen.

China weist nach wie vor eine niedrige Inflation auf. Die Arbeitslosenquote (5,1 %) hat eine etwas niedrigere Zuwachsrate als in Indien. Und obwohl das finanzielle Defizit Chinas um 0,2 Prozentpunkte höher war als im Vorjahr, bleibt dieser Anstieg kontrollierbar.

Chinas verlangsamtes Wirtschaftswachstum ist nicht auf den Handelskrieg zurückzuführen

Chinas Wirtschaftswachstum ist in den letzten sechs Monaten auf 6,3 % (annualisiert)5Annualisiert bedeutet “auf das Jahr hochgerechnet”. gesunken, gegenüber 6,9 % im Jahr 2015. Die wesentlichen Gründe dafür sind die folgenden:

a. Die Zahl der Erwerbspersonen hat in China nicht zugenommen.

b. Die rasant gestiegenen Raten der Anlageinvestitionen in der gesamten Gesellschaft sind kontinuierlich gesunken.

c. Der Beitrag der wissenschaftlichen und technologischen Fortschritte zum Wirtschaftswachstum Chinas ist von 55,1 % im Jahr 2015 auf 58,5 % im Jahr 2018 gestiegen.

d. Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hat sich positiv auf den Umweltschutz ausgewirkt.

Dieser letzte Faktor spiegelt sich in einem weniger elastischen Energie-BIP-Wachstumskoeffizienten wider, der China helfen soll, einen Punkt zu erreichen, an dem die CO2-Emissionen, die ihren Höhepunkt erreicht haben, vorausschauend abgesenkt werden können. Dies wird die Verwirklichung wichtiger verbindlicher Ziele in den Bereichen Energieeinsparung und Umweltschutz erleichtern, wie sie im 13. Fünfjahresplan formuliert sind.

Welche Maßnahmen wird China ergreifen, um dem sich ändernden außenpolitischen Klima und dem Handelskrieg mit den USA zu begegnen?

a. Unternehmen, von denen mehr als 100 Millionen registriert sind, sollten aktiviert werden, durch gleichrangige Steuersenkungen und drastisch sinkende Gebühren. Der Value6Der (ökonomische) Wert (value) ist in der Wirtschaftswissenschaft die sich aus Preisen ergebende, quantitativ messbare Bedeutung von Wirtschaftsobjekten (Güter, Forderungen, Dienstleistungen), die dem Tauschverhältnis eines Wirtschaftsobjekts zu einem anderen oder einem maximal akzeptablen Grenzpreis (Entscheidungswert) entspricht. ist auf 1,17 Billionen RMB7Renminbi ist die Währung der Volksrepublik China. Sie wird von der Chinesischen Volksbank herausgegeben. Die Einheiten der Währung sind Yuan. Ein Yuan entspricht rund 0,13 Euro. angekommen, die von Januar bis Juni variieren. Das bedeutet, dass im Jahr 2019 zwei Billionen RMB übertroffen werden sollten.

b. Der riesige Inlandsmarkt sollte vollständig erschlossen werden. Das Gesamtvolumen der Einzelhandelsumsätze mit Konsumgütern ist in den ersten beiden Quartalen im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 % gestiegen und damit höher als in jedem anderen Land. Der Online-Einzelhandel mit physischen Waren im ganzen Land verzeichnete ein Wachstum von 21,6 % und trug 19,6 % zum Umsatzvolumen bei. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte machen über 60 % des wirtschaftlichen Fortschritts aus.

c. Chinas 5G-Markt sollte frühzeitig gestartet werden. Die gesamten damit verbundenen Investitionen dürften sich in den nächsten fünf Jahren zwischen 900 Milliarden und 1,5 Billionen RMB (circa 130,8 Milliarden bis zu 218,0 Milliarden US-Dollar) bewegen, sodass China zum größten 5G-Markt der Welt aufsteigen kann.

d. Alle Wirtschaftszweige sollten weiter geöffnet werden. Chinas Negativliste 2019 von Industrien, die keine ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) zulassen, spiegelt bereits die Öffnung der Wirtschaft wider. Die ausländischen Direktinvestitionen sind um 6,8 % gestiegen und liegen weltweit an zweiter Stelle.

e. Die Zölle sollten auf einen von der Nachfrage abhängigen Satz gesenkt und die nicht zollamtlichen Handelshemmnisse sorgfältig beseitigt werden. Der Import von Waren und Dienstleistungen sollte proaktiv hinzugefügt werden. Die Handelsaktivitäten (Import/Export) zwischen China und seinen Partnern der “Belt and Road Initiative”8Das Projekt One Belt, One Road (Ein Gürtel, eine Straße) beziehungsweise Belt and Road Initiative (BRI) bündelt seit 2013 die Interessen und Ziele der Volksrepublik China zum Auf- und Ausbau interkontinentaler Handels- und Infrastruktur-Netze zwischen der VR China und über 60 weiteren Ländern Afrikas, Asiens und Europas. Ziel der Belt and Road Initiative (BRI) ist die Schaffung eines eurasischen Wirtschaftsraums, der vom Gelben Meer an der Ostküste Chinas bis an den Atlantik reicht und auch Afrika einbezieht. sind in der ersten Jahreshälfte 2019 um 9,7 % gestiegen.

f. Die Wechselkurse sollten in einem angemessenen und ausgewogenen Rahmen gehalten werden. China hat noch nie einen Abwertungskrieg ausgelöst.

g. China verfügt über ein enormes Maß an Kraft, um den von den USA ausgelösten Handelskrieg in Bezug auf Wirtschaft, Handel, Wissenschaft, Technologie und internationalen Einfluss anzugehen.


Redaktioneller Hinweis: Der Beitrag von Hu Angang erschien unter dem Titel “China Is Too Strong to Lose the Trade War” beim Valdai Discussion Club. Er wurde von Neue Debatte übernommen und vom ehrenamtlichen Team von Neue Debatte aus dem Englischen übersetzt. Der Valdai Club wurde 2004 gegründet und arbeitet heute mit Meinungsbildnern aus Bereichen wie internationale Beziehungen, Weltpolitik, Wirtschaft, Sicherheit, Energie, Soziologie und Kommunikation zusammen. Wir danken dem Valdai Club für die Zustimmung zur Übernahme und Veröffentlichung.


Foto: Denys Nevozhai (Unsplash.com)

Hu Angang (Jahrgang 1953) kommt aus China. Er promovierte 1988 in Ingenieurwissenschaften und ist heute Wirtschaftsprofessor an der Tsinghua Universität in Peking und Leiter des Center for China Study an der Tsinghua Chinese Academy of Sciences (Chinesische Akademie der Wissenschaften).

Von Hu Angang

Hu Angang (Jahrgang 1953) kommt aus China. Er promovierte 1988 in Ingenieurwissenschaften und ist heute Wirtschaftsprofessor an der Tsinghua Universität in Peking und Leiter des Center for China Study an der Tsinghua Chinese Academy of Sciences (Chinesische Akademie der Wissenschaften).

2 Antworten auf „China ist zu stark, um den Handelskrieg zu verlieren“

Interessanter Beitrag, Danke. Aber neben Wirtschaftswachstum und BIP gibt es auch Ansätze ethische Gesichtspunkte neben dem reinen Wachstum der Wirtschaft zu berücksichtigen. Konkret: Welcher Anteil des BIP entfällt i China uns in den USA auf Rüstungsproduktion, die die zwar zur Steigerung des BIP beiträgt, aber kein Beitrag zum gesellschaftlichen Wachstum im Sinne von Weiterentwicklung darstellt?

Tja, aber wir alle wissen doch was Amiland macht, wenn ein Land nicht so funktioniert wie es sich die amerikanische Regierung wünscht, oder?? Siehe Korea, Vietnam, Irak, Afghanistan, Grenada und, und, und und jetzt zur Zeit wird der Iran bedroht! Amerika ist der schlimmste Kriegsverbrecher seit dem Ende des II Weltkrieges und jeder Krieg fing mit amerikanischen Lügen und Unterstellungen an, nicht zu vergessen!!!

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