Seit Mitte Oktober 2019 wird in Santiago de Chile jeden Freitag demonstriert. Im ganzen Land wurden dutzende Einkaufszentren abgefackelt, hunderte Polizeireviere verwüstet, ebenso Büros, Hotels und Banken. Neue soziale Akteure, fern der Parteien und Institutionen, haben die chilenischen Eliten in Angst und Schrecken versetzt. Sie fordern ein neues Gesellschaftsmodell.
Es steht an allen Wänden:
“Chile war die Wiege des Neoliberalismus und wird hier beerdigt werden.”
Niemand hatte die sozialen Unruhen und die Revolte in Chile vorausgesehen, auch nicht die radikale Linke, die gegen das Unrechtsregime von Augusto Pinochet, von 1973 bis 1990 Diktator Chiles, bewaffneten Widerstand geleistet hatte.
Eine Jugend ohne Zukunft und die Revolte in Chile
Die neuen Akteure, die für eine Neuordnung der Gesellschaft eintreten und den Neoliberalismus beseitigen wollen, werden „Flaites“ genannt: ein Schimpfwort, am ehesten zu übersetzen mit Proleten.
Es sind Jugendliche aus den Vorstädten oder vom Land; ohne Bildung und ohne Zukunft, ausgeschlossen von den Sozialprogrammen und den „Wohltaten“ der Marktwirtschaft. Sie kümmern sich nicht um politisch korrekte Sprachregelungen, sind keine Veganer und haben, auch wenn viele Frauen auf den Barrikaden sind, mit traditionellen Feministinnen wenig zu tun.
Die Geduld ist am Ende
Und obwohl die Medien die Flaites als „Chaoten“ und „Randalierer“ bezeichnen, lässt sich die chilenische Mittelschicht davon nicht abschrecken. Die jungen Leute kämpfen auch für sie, wird den Journalisten in die Mikrofone gesprochen und in die Notizblöcke diktiert. Und dieser Kampf findet Zuspruch, denn im Andenstaat ist die Geduld am Ende.
Informationen zur Dokumentation
Revolte in Chile
Argentinien: 2019
Sprache: Deutsch
Länge: 22:30 Minuten
Realisierung: Gaby Weber
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Illustration und Video: Neue Debatte und Gaby Weber
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