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Rezension

Alessandro Baricco: Die Barbaren

Es geht nicht mehr um Tiefe und Qualitäten, sondern das oberflächliche Arrangement.

Die Menschheit befindet in einem Epochenumbruch. Künstliche Intelligenz und Computerprogramme verändern die Entscheidungsprozesse. Sie modulieren Wissenschaft und Technik und verformen Ethik und Moral. Im Fahrwasser der Digitalisierung durchdringt die Kommerzialisierung alle Lebensbereiche und sozialen Schichten – und entleert den Sinn des Seins.

Alessandro Baricco: Die Barbaren. Über die Mutation der Kultur. (Quelle: YouTube/Gerhard Mersmann)

Wie verändern Internet, Vernetzung und neue Technologien die Wahrnehmung von der Welt und welche Auswirkungen wird dies alles auf Gesellschaft und Kultur haben? Der italienische Schriftsteller Alessandro Baricco (Jahrgang 1958) analysiert in seinem Essay “Die Barbaren – Über die Mutation der Kultur” den Bruch mit dem Gestern.

Baricco meidet die Abstraktion. Sein Weg führt über Musik, Wein, Fußball, Essen und Google bis zum Verlust der Seele, die gegen Benotung ausgetauscht wird. Es scheint, als folge Baricco den Gedanken des Philosophen Byung-Chul Han, der den Terror des Gleichen in der Müdigkeits- und Transparenzgesellschaft beschrieb – ein System, geprägt durch Konformismus, ständige Angst und Depressionen. Han nennt es Neoliberalismus.

In “Die Barbaren” attestiert Baricco einen Kulturverfall, lehnt diesen aber nicht ab. Die Plünderung des Alten beschreibt er humorvoll, im Ergebnis bleibt die Sachlichkeit der Analyse: es geht in der neuen Epoche nicht mehr um Tiefe und Qualitäten, sondern das oberflächliche Arrangement.


Informationen zum Buch

Die Barbaren – Über die Mutation der Kultur

Autor: Alessandro Baricco
Genre: Anthropologie/Philosophie
Sprache: Deutsch
Seiten: 224
Veröffentlichung: August 2018
Verlag: Hoffmann und Campe
ISBN: 978-3-455-40580-4



Illustration und Video: Neue Debatte und Gerhard Mersmann

Politologe, Literaturwissenschaftler und Trainer | Webseite

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

Von Gerhard Mersmann

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

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