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USA contra China: Der Showdown wird kommen

In der Geschichte haben es die großen Imperien selten vermocht, ihr Ende durch kluge Vorausschau zu koordinieren. Deshalb ist Krieg auch ein mögliches Szenario des Untergangs.

Wenn die Weltherrschaft ins Wanken gerät, dann wird es schwierig, die richtigen Koordinaten zu finden. Selten, sehr selten in der Geschichte haben es die großen Imperien vermocht, ihr Ende durch kluge Vorausschau zu koordinieren.

Der rauschende Abgang des Imperiums

Vielleicht ist es auch zu viel verlangt und es liegt nicht in der menschlichen Natur, sich mit dem abzufinden, was alles mit dem Niedergang assoziiert wird. Es geht in erster Linie um Verlust. Den Verlust von Gütern, den Verlust von Macht, den Verlust von Einfluss, den Verlust von Ansehen. Wer hätte bei einer derartigen Ballung nicht den Drang, sich mit aller Macht gegen diese Welle zu stemmen?

Fast kommt man zu dem Ergebnis, dass die vehemente Wehr gegen das beschriebene Desaster ein grundmenschliches Muster ist, in dem der prachtvolle, orchestrierte Untergang mehr Wert zu haben scheint als der kluge, aber als Schmach empfundene Rückzug.

Bei Betrachtung der USA und ihrer Politik, vor allem seit der Wahl des aktuellen Präsidenten, ist sehr deutlich geworden, dass der Niedergang des Imperiums durch einen rauschenden Abgang inszeniert werden soll. Wenn nicht gar die Vorstellung vorherrscht, man vermöge den die Vormachtstellung ablösenden Konkurrenten, sprich China, noch rechtzeitig zu vernichten.

Vieles, sehr vieles spricht dafür, dass alle vor dem großen Finale gezogenen Register bereits gezogen wurden – und nicht fruchteten.

Insgesamt sind drei, nicht unbedingt aufeinanderfolgende, sondern zugleich geschaltete Phasen zu beobachten: Die ideologische Auseinandersetzung, immer erstes Mittel, um aufkeimende Konkurrenten zu schwächen. Problematisch dabei ist, dass die eigene Verseuchung der politischen Argumentation durch doppelte Standards ziemlich gelitten hat und die Argumente, die gegen China vorgebracht werden, oft dem eigenen Handeln entsprechen. Das durchschauen viele und lassen sich nicht mehr für den eigenen Standpunkt gewinnen.

Auch kulturell ist die Dominanz des wankenden Imperiums dahin. Wo sind die Genres, Formen und Aussagen, die das ästhetische Empfinden der Menschen weltweit mobilisieren? Durch die flächendeckende Verdinglichung jeglicher Kunst und ihrer Deformation zur Discounter-Ware ist die Aura dahin.

Wenn politische Theorie und Kunst nicht mehr wirken, kommt die ökonomische Macht ins Spiel. Nur, wenn von Macht gesprochen wird, bezieht sich das in normalen Zeiten auf Produktivität, Technologie, Flexibilität und Innovation. Besonders auf diesem Sektor ist die Konkurrenz ausgesprochen mächtig und die zu beobachtenden Mittel von Schutzzöllen und Einfuhrbeschränkungen sind ein Indiz dafür, dass der Showdown auf wirtschaftlichem Gebiet längst gelaufen ist. Und das bezieht sich – vor allem an alle gerichtet, die sich mit einem schlichten Antiamerikanismus begnügen –, auch auf die wirtschaftlich starken Länder in der EU. Folglich also auch auf die Bundesrepublik Deutschland.

Krieg als Szenario des Untergangs

Produktivität sowie Technologie Chinas sind überlegen. Der Unterschied zu den USA besteht allerdings in einem Punkt, der vehemente soziale Sprengkraft besitzt. Im Gegensatz zu hiesigen Verhältnissen sind große Teile der US-amerikanischen Bevölkerung ohne chinesische Produkte auf dem Binnenmarkt aufgrund der Preise nicht mehr zu versorgen.

Was bleibt, im Szenario des Untergangs, ist der gute alte Krieg. Denn der neue Krieg, der über Bots und Akte intelligenter Sabotage ausgetragen wird, kann wahrscheinlich vom Konkurrenten besser geführt werden als von den Akteuren des alten Imperiums. Bleiben nur noch die Mittel, mit denen einst die Weltherrschaft erfochten wurde.

Trotz aller Paralyse, die der weltweit die Regierungen beschäftigende Corona-Virus mit sich gebracht hat, sollte auf keinen Fall vergessen werden, dass ein klassischer Krieg vorbereitet wird.

Das einzige, was auf Seiten des alten Imperiums zweifelhaft zu sein scheint, ist der festzusetzende Zeitpunkt. Niemand sollte sich Illusionen hingeben. Auch nicht in Verbindung mit diesem Szenario.

Vieles hat sich seit den Gründertagen in der Volksrepublik China geändert, hinsichtlich der Haltung gegenüber einem möglichen Krieg ist allerdings davon auszugehen, dass es immer noch so ist, wie zu Beginn. Da hieß es, man sei gegen den Krieg, aber man fürchte ihn nicht. Wenn das keine Warnung ist.


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Illustration: Neue Debatte

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Von Neue Debatte | Journalismus und Wissenschaft von unten

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

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