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Widerstand & System

Vor und nach der Krise: Das alltägliche Blutbad der Ausbeutung

Die Themen, die sich gerade am Horizont der jetzigen Krise ankündigen, werden uns noch lange begleiten: Die Abschaffung des Bargeldes und die Einführung digitaler Identitäten.

Die neue Wirklichkeit

Jemand meinte einmal, die Unterdrückbarkeit des Menschen kenne keine Grenzen. Der Mensch ist ein Gewöhnungstier und nach einem kurzen Schock, scheint er sich an jeden Zustand anpassen und gewöhnen zu können, egal wie erniedrigend und beengend dieser auch sein mag.

Eine Weltbevölkerung unter Quarantäne, Regieren per Ausnahmezustand, Verbot jedes sozialen Lebens – und nach einigen Wochen fühlt es sich schon fast normal an. Man gewöhnt sich an die Einschränkungen – an das Home-Office ebenso wie an den Verlust der Bewegungsfreiheit.

In dieser harten Stunde rücken wir zusammen, zeigen uns einsichtig und zollen der Kanzlerin Respekt, dass sie den Schutz der Gesundheit über den Schutz der Wirtschaft stellt…

Moment mal… waren wir denn vor dieser Krise alle gesund, glücklich und frei?

Die zur Zeit durch Medien und Staat erzeugte Fiktion und Angst, dass uns ein Massensterben droht, wenn wir uns nicht einschränken, blendet aus, dass der globale Kapitalismus tagtäglich Massensterben produziert. Mehr als eine Milliarde Menschen leidet weltweit an Hunger, wovon täglich tausende sterben, während in Deutschland täglich circa ein Drittel der Lebensmittel im Müll landet…

Mehr als 700.000 Menschen krepieren jährlich an HIV, obwohl es bereits Gegenmedikamente gibt, die aber wegen der Monopole der Pharmaindustrie nicht bezahlbar verkauft werden…

Jeden Tag verrecken Menschen durch in Deutschland produzierte Waffen in Kriegen im Jemen, Mexiko, Afghanistan oder Syrien… und Tausende werden von US-amerikanischen Drohnen, die von Deutschland aus gesteuert werden, im Nahen Osten in Stücke zerfetzt… In den letzten fünf Jahren sind mehr als 20.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken, da es keine legalen Fluchtrouten nach Europa gibt…

Und weltweit sterben jedes Jahr 2,4 Millionen Menschen durch Arbeitsunfälle, ermordet durch das Gewinnstreben der kapitalistischen Ordnung. Und eben diese Ordnung, die täglich all dieses Leid und Elend hervorbringt, soll nun plötzlich unsere Gesundheit schützen? Ich glaube, es wäre unser psychischen und physischen Gesundheit am dienlichsten, diese verpestende und krank machende Ordnung zu meucheln!

Regieren durch Angst

Das Erzeugen von Angst ist seit jeher eine der wichtigsten Herrschaftstechniken. Ein Mensch, der sich nicht nur fürchtet, also im Angesicht einer konkreten Gefahrensituation angespannt ist und nach einem Ausweg sucht, sondern in permanenter Ängstlichkeit lebt, ist einfach zu regieren.

Wer in ständiger Angst lebt, hat weniger Selbstbewusstsein, isoliert sich mehr, macht sich abhängig und unselbstständig, sucht nach Schutz und starken Führern, hat Angst vor dem Unbekannten und Fremden, versinkt in Lethargie, Depression und Ohnmacht – und hat vor allem Angst zu rebellieren.

Zu solch gehorsamen Sklaven werden wir nicht nur erzogen und sozialisiert, so eine Angst wird uns regelrecht antrainiert, indem konkrete Ängste geschürt und dann verallgemeinert werden. Die Angst vor der Zukunft, die Angst vor den Fremden, die Angst vor dem Terror, die Angst vor dem Virus…

Während wir innerhalb des derzeitigen Ausnahmezustandes mehr und mehr voneinander isoliert werden, einsam vor Bildschirmen vergammeln, um unsere Zukunft und Jobs bangen und jegliche Regung und Emotion hinter einer Atemschutzmaske verbergen, füllen sich die Straßen mit starken und uniformierten Beschützern.

Die Gesetze und Regelungen ändern sich so schnell, dass man letztendlich mit allem rechnet, schließlich alles toleriert und sich an die Willkür der Staatsmacht gewöhnt. Ob die Uniformierten nun Spaziergänger verscheuchen oder nicht, überall laufen Securities und Bullen herum, ob im Supermarkt, im Park oder an der Grenze…

Man gewöhnt sich nicht nur an ihre Präsenz, sondern auch daran, dass sie in einen Moment Leute von der Straße verscheuchen und im nächsten die sich nach draußen Wagenden nur mit milden und wachsamen Blicken beehren.

Indem wir voneinander isoliert und gleichzeitig überwacht und zur Passivität gedrängt werden, verstärkt der Staat seine soziale Kontrolle und Macht. Egal wie sich die nächsten Monate entwickeln, diese Maßnahmen der Militarisierung werden bleiben und immer alltäglicher werden, denn dem Staat ist immer daran gelegen, die Macht seiner Institutionen und repressiven Organe auszuweiten und seine Ordnung zu verewigen.

Vor der Krise, nach der Krise

Seit es den Kapitalismus gibt, bringt dieser immer Krisen hervor. Wenn die Weltwirtschaft nun kollabiert, tut sie dass nicht wegen Corona. Es war klar, dass es irgendwann eine Weltwirtschaftskrise geben wird, diese Krise ist nur der Auslöser, die Schuld trägt das Wirtschaftssystem selbst und nicht der Virus.

Denjenigen, die zukünftig ohne Job und Cash dastehen, wird man vorhalten, dass die Ursache dafür in der “Corona-Krise” liege – obwohl Krisen unvermeidlicher Teil der kapitalistischen Wirtschaft sind.

Jeder hat sich im Angesicht des Ausnahmezustandes und der staatlichen Maßnahmen zu positionieren, niemand kann sich verstecken…
Der Kapitalismus nutzt solcherlei Krisen und Unterbrechungen nicht nur, um die nicht überlebensfähigen Firmen auszusortieren und sich neu zu ordnen, sondern um sich maßgeblich weiterzuentwickeln und dem nächsten Wirtschaftswachstum eine neue Richtung zu geben. Die Themen, die sich gerade am Horizont der jetzigen Krise ankündigen, werden uns noch lange begleiten: Die Abschaffung des Bargeldes und die Einführung digitaler Identitäten.

Ein Virus bietet hierfür den idealen Anlass. Doch die westlichen Staaten sind sich der Gefahr sehr bewusst nicht in das Fettnäpfchen der “Überwachungsstaaten” á la China zu tappen und versuchen ihre Innovationen langsam, selbstkritisch und unter Einbeziehung von Pseudo-Kritik einzuführen. Und natürlich nicht verpflichtend, sondern immer “freiwillig”… und Stück für Stück kann man nur noch bargeldlos bezahlen und an Sachen teilnehmen (Reisen, Nahverkehr, Schulen, Unis, Konzerte, Bibliotheken et cetera), wenn man sich “freiwillig” einen E-Ausweis erstellt bzw. einen elektronischen Immunitätsnachweis oder Impfnachweis et cetera.

Lassen wir uns nicht von dem orwell’schen Doppelsprech verwirren, dass uns weis machen will, dass es ein großer Unterschied wäre, ob Bewegungs- und Kontaktdaten nun zentral oder dezentral gespeichert werden – Überwachung ist Überwachung und Kontrolle ist Kontrolle und unvereinbar mit Freiheit.

Gegen die Rückkehr zur Normalität!

Jetzt mal ehrlich: Haben wir nicht alle in den letzten Wochen interessante Momente erlebt? Die Erfahrung, dass etliche Menschen gewillt sind die vom Staat auferlegten Regeln zu brechen, wenn sie für sie keinen Sinn ergeben… die Gewissheit, dass wir für uns selbst entscheiden können, ob und wann wir heraus gehen wollen und welches Verhalten für uns angemessen erscheint… der Wille, selbst Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen, auch wenn diese als kriminell Verstöße abgestempelt werden könnten… und dann diese unverhoffte Solidarität, wenn Unbekannte am Isarufer vor herannahenden Bullensschweinen warnen!

Und hat nicht auch diese Polarisierung etwas erleichterndes, etwas ehrliches? Jeder hat sich im Angesicht des Ausnahmezustandes und der staatlichen Maßnahmen zu positionieren, niemand kann sich verstecken…

Man sieht, wie die Leute der Freiheit und den Freiheitsberaubern generell gegenüber stehen, wer für sich selbst entscheiden und denken kann und wer sich als Denunziant erweist… und wer wie ein Lamm nach neuen Hirten sucht und alten Erklärungsmustern im neuen Gewand hinterherläuft.

Während in den Pariser Banlieues Bullen aus den Straßen vertrieben werden und lodernde Barrikaden die Nacht erhellen, schreien Revoltierende im Libanon im Schein brennender Banken und Militärfahrzeuge aus vollem Halse: “Die Politiker lenken unsere Aufmerksamkeit mit dem Coronavirus ab, um uns weiter bestehlen zu können!”

Und in dieser Parole scheint einiges an Wahrheit zu stecken: Auch wenn theoretisch jeder an dem Virus erkranken und sterben kann, sind es diejenigen, die wirklich hart von der Krise betroffen sind, die auch davor für den Kapitalismus nur Auszubeutende und zu Bestrafende gewesen sind – die Armen, die Lohnabhängigen mit beschissenen Jobs, alle, die nicht im reichen Westen sitzen und zur Elite gehören und vor allem alle in Flüchtlingslagern und Knästen Eingeschlossene.

Vielleicht wäre es Zeit einzusehen, dass alle Armen und Ausgebeuteten weltweit schon immer diejenigen waren, die am meisten an der todbringenden Pest des Kapitalismus leiden und vom bewaffneten und kriegsbringenden Staat dazu gezwungen werden, weiter zu schuften und ihre Lebenszeit für den Preis des Überlebens aufzuopfern.

Ich denke, es ist Zeit, das Leben zu umarmen und den Aufstand gegen die Schlächter und Bluthunde der alltäglichen Ausbeutung zu wagen!


Redaktioneller Hinweis: Der Beitrag “Das alltägliche Blutbad der Ausbeutung” von Fernweh wurde veröffentlicht in der Anarchistischen Straßenzeitung (Nr. 33, Mai 2020, München) und von der Anarchistischen Bibliothek archiviert. Neue Debatte hat den Beitrag, der sich mit dem Corona-Ausnahmezustand auseinandersetzt, übernommen, um eine kritische Diskussion über die Folgen der von den Regimen weltweit der Bevölkerung verordneten Maßnahmen in der sogenannten Coronakrise zu ermöglichen. Der Text wurde redaktionell überarbeitet, einzelne Absätze eingefügt und zur besseren Lesbarkeit im Netz hervorgehoben.


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Eine Antwort auf „Vor und nach der Krise: Das alltägliche Blutbad der Ausbeutung“

Meine Gedanken beim lesen des Beitrags der „Neuen Debatte“ am 19. Julie 2020 mit dem Thema „Vor und nach der Krise: Das alltägliche Blutbad der Ausbeutung“:

Was ist gegenwärtig Los in der Welt?

Da sitzen sie nun einmal im Jahr in Davos beziehungsweise in München, die negativen Helden unserer Zeit, die Oligarchen mit ihren Marionetten. Von Jahr zu Jahr, immer mehr durchdrungen von der Melancholie des Untergangs, spielt sich auch immer hemmungsloser dieser Untergang nach dem Muster ab: Verlieren – ja, aber erst zum Schluss. Ein Motto, das in der modernen Welt bekanntlich einen Riesen Erfolg hat.
Unsere Welt wird immer deutlicher von der allgemeinen Krise des Kapitalismus geprägt. Akut äußert sich diese, dass sie in kurzer Zeit aufeinanderfolgend in vielen Varianten erscheint, wie Wirtschafts- und Finanzkrisen, die Flüchtlingskrise, die Terrorkrise, die Syrienkrise, der Ukrainekrieg und so weiter. Das auf Sand gebaute Kartenhaus der neoliberalen Global-Player fällt zusammen. Die Bestien im Haifisch-Becken werden immer bösartiger. Aggressives Gegeneinander um geostrategische Einflusssphären, um Rohstoffe, Energiequellen, Absatzmärkte und billige Arbeitskräfte endet immer mit Zerstörung und Krieg.
Aber nichts muss so bleiben wie es ist, wenn man das jeweils Notwendige benennt und das Mögliche tut. Aufklärung über das Warum, das Was und das Wie ist die Grundlage für zielorientiertes Verändern.
Einige Beispiele: „Reicht es denn nicht allmählich mit dem systematischen Gemurkse, das uns schon so lange Zeit ‚die da oben’ – die Wirtschaftsbosse, die Politiker, der ‚Staat’ – als Normalität verkaufen und Ist jetzt nicht, wie so häufig in den vergangenen Jahrhunderten, die Zeit gekommen Tschüss ihr da oben zu rufen und die Sache wieder selbst in die Hand zu nehmen“ fragt sich Peter Zudeik in seinem Buch vom baldigen Ende des Kapitalismus. Und er zeigt darin auf, wie berechtigt seine Fragen sind. Zum Beispiel – Das elementarste Problem der Kluft zwischen armen und reichen Ländern sei der Hunger. „Täglich verhungern weltweit 50 000 Menschen, vor allem Kinder. Dabei könnten sie alle satt werden. Allein die Menge des weltweit geernteten Getreides könnte die Weltbevölkerung ernähren. Aber Getreide wird in den Industrieländern vorzugsweise als Viehfutter verwendet. Und in den reichsten Ländern verbrauchen die Menschen vierhundertmal soviel wie die in den ärmsten.“ Anfang des Jahres 2008, als die große Wucht der Finanzkrise allenfalls zu erahnen war, habe eine Nahrungsmittelkrise den Globus heimgesucht. „Mais, Weizen, Reis wurden plötzlich sprunghaft teurer. Der Preis für Reis stieg in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince um fast 80 Prozent.“ Hungerrevolten seien die Folge gewesen, nicht nur in Haiti. Auch im Senegal in Burkina Faso Mauretanien und Kamerun seien die Menschen auf die Straße gegangen. „Ein Grund für die Preisexplosion waren Spekulationen an der Board of Trade in Chicago, der einzigen Terminbörse, an der Reis gehandelt wird. Der Kapitalismus ist nicht gerecht, er will es nicht sein. Kann es nicht sein wollen“, müsse man genauer sagen, stellt Peter Zudeik auf der Rückseite seiner Buches „Tschüss ihr da Oben“ fest. (Peter Zudeik – Tschüss ihr da oben – Westend Verlag Frankfurt an Main 2009)

Warum ist das so?

In bitterer Wirklichkeit hat es sich gezeigt, dass die Welt anders werden muss. Wir Menschen sind nun angehalten zu reagieren. Wir sind verpflichtet, daraufhin zu wirken, dass die Notwendigkeit, auf so etwas reagieren zu müssen, durch die Möglichkeit des Agierens im Sinne der Menschlichkeit ersetzt werden muss. In aller Konsequenz muss den Ursachen dafür, dass Menschen anderen Menschen so etwas Schreckliches antun können und wollen, nachgegangen werden um sie zu beseitigen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich nahezu weltweit, anderes ausschließend und verdrängend, und scheinbar alternativlos die kapitalistische Wirtschaftsweise durchgesetzt. Bertold Brecht zeichnet in seinem „Galilei“ ein düsteres Zukunftsbild: „Ihr mögt mit der Zeit alles entdecken, was zu entdecken ist, und euer Fortschreiten wird doch nur ein Fortschreiten von der Menschheit weg sein. Die Kluft zwischen Euch und ihr kann eines Tages so groß werden, dass Euer Jubelschrei mit einem Entsetzensschrei beantwortet werden könnte.“ (Bertold Brecht – Leben des Galilei – Reclam Leipzig 1968)
Die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges und vor allem die Entwicklung der Atombombe bewogen Brecht auf den möglichen Missbrauch wissenschaftlicher Erkenntnisse aufmerksam zu machen. Der durch die Hochrüstungsprogramme von NATO- und Warschauer Pakt- Staaten verursachte universale Entsetzensschrei brachte eine starke internationale Friedensbewegung hervor, und mit dem Zusammenbruch des sogenannten realsozialistischen Weltsystems gab es einen gewissen Abbau hochkomplizierter und gefährlicher Waffensysteme. Aber immer noch werden neue Waffen entwickelt, produziert, und nachdem es das „Gleichgewicht des Schreckens“ nicht mehr gibt, zu egoistischen Zwecken, zur Durchsetzung von Interessen einzelner und zum Stimulieren von Entwicklungen in sich nicht konform verhaltenden Regionen eingesetzt.
Die Unterdrückten und Ausgebeuteten wissen oft nicht anders als mit Terroranschlägen oder Selbstmordattentaten auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Seit dem 11. September 2001 ist alles anders in der Welt. Diese lakonische Feststellung bereitet den Menschen seit diesem Tag Unbehagen und Angst. Die Welt ist jedoch durch die verheerenden Anschläge in New York und Washington nicht anders geworden. Es ist nun vielmehr die Gewissheit offenbar, dass sie es trotz schlimmer und schlimmster Erfahrungen, besonders aus den Geschehnissen des vergangenen Jahrhunderts, immer noch nicht ist!

Wie soll’s nun weiter gehen?

Je nach Charakter der Gesellschaftsverhältnisse unter denen Politik stattfindet, geschieht dies überwiegend kontrovers oder ebenso konstruktiv, herrscht mehr oder weniger Toleranz, wird Macht und Gewalt tendenziell im mehrheitlichen Konsens oder in diktatorischer Einseitigkeit ausgeübt. Politik ist die Art und Weise, wie ein Gemeinwesen geführt und gestaltet wird, sie ist eine Kulturleistung der Menschen, die in Gesellschaft zusammenleben. Mittels der Wirtschaft fügt sich der Mensch in die Bewegungsvorgänge der Wirklichkeit, konkreter in den Stoff- und Energiewechsel beziehungsweise die informationsübertragenden Kreisläufe zwischen allen Produzenten, Konsumenten und Reduzenten des Ökosystems Erde ein. Von Kulturstufe zu Kulturstufe erarbeiten sich die Menschen, aus allumfassender Wahrheit schöpfend, das Wissen und Können, um alle ihre Bedürfnisse befriedigen und ihre Wirklichkeit in schöner Vervollkommnung gestalten zu können.
Sowie im alltäglichen Handeln der Menschen als auch in den entscheidenden Orientierungen durch herausragende und befähigte Persönlichkeiten liegen die Ursachen für Sternstunden aber auch Katastrophen menschlichen Wirkens. Die Gegebenheiten und Bedingungen unserer Existenz zwingen uns stets Widersprüche zu lösen und dabei wiederum neu zu überbrückende Gegensätze hervorzubringen, die sich aus den stofflich energetischen Auf- und Abbauprozessen unseres natürlichen Körpers, aus unserer psychischen Erregbarkeit und aus individueller Selbstbehauptung in sozial geregelter Gesellschaft ergeben. Daraus erwächst, sehr verschieden in Erscheinung tretend, das gesamte multikulturelle Mensch-Sein. Jede Kulturleistung der Menschheit muss durch schöpferisches Arbeiten erwirtschaftet und in politischem Diskurs gestaltet werden.
Unser menschliches Mit- und Füreinander fordert den weiteren Ausbau der Demokratie, um die schöpferischen Potenzen aller nutzen, Engagement fördern, Gefahren erkennen, Risiken minimieren sowie Entscheidungen durch das Zusammenführen der Kompetenz der Betroffenen zu fundieren.

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