Was seit Anfang 2020 mit eingängigen Medienchiffren Pandemie, Corona, Covid 19, Δ-Variante oder wie auch immer sonst bezeichnet wurde, ist in den sozialwissenschaftlich relevanten Aspekten, Dimensionen und Folgen vor allem offensichtlich ein in westlich-spätbürgerlichen Gesellschaften in dieser Form bisher nicht gekannter Konformitätsschub. (1) Und untergründig ein bisher nicht vorstellbarer tiefgreifender Prozess der Entgesellschaftlichung, der auch Soziozid genannt werden kann, weil er Gesellschaft (2), verstanden als Prozess der Notwendigkeit des Umgangs von Menschen miteinander, meint. Oder in der einzig mir bekannten öffentlichen Begriffsbestimmung:
“Sociocide can be defined as any act of a person or persons which adversely impacts upon a society or culture to a negative degree. Generally determined to be a direct result of a lack of proper, responsible parental guidance during formative years, sociocide is akin to genocide enacted against a race or ethnic culture, save that sociocide is any act which adversely impacts any given societal culture, regardless of span or ethnic divide.” (3)
Freilich sind auch in Deutschland alle seuchenpolitischen Maßnahmen wie auch ihre bisherigen, bis heute andauernden und größtenteils soziozidalen Repressionsmaßnahmen nicht voraussetzungslos: politisch hauptverantwortlich für die Entwicklung seit Anfang 2020 war und ist die Bundeskanzlerin als seit Herbst 2005 amtierende Regierungschefin.
Sie erklärte öffentlich auf der Pressekonferenz am 19.2.2021 nach der G-7-Konferenz: “dass die Pandemie erst besiegt ist, wenn alle Menschen auf der Welt geimpft sind.” (4) Merkel offenbarte damit ihre ideologische Grundposition als neototalitär-globalistische Allmachtsfantasie.
Die sozioziale Ideologie der aktuellen Pandemie wurde Anfang 2020 durch die Weltgesundheitsorganisation WHO am 12.3.2020 propagiert. (5) Und namentlich von Merkel und ihrem hyperaparten Kabinett mit den Ministern Spahn (CDU, Gesundheit), Altmaier (CDU, Wirtschaft) und Seehofer (CSU, Inneres) an der Spitze angenommen, umgesetzt und am 28.3.2020 im “Infektionsschutzgesetz” als epidemische Lage von nationaler Tragweite, die angeblich “uns alle” und bis heute bedrohen soll, in angstverstärkender und panikerzeugender Weise bürger(rechts)feindlich festgeschrieben.
Was die politisch Verantwortliche dieser Lage betrifft, so sind zwei diesen Ereignissen vorgelagerte Sachverhalte wichtig:
Erstens im Allgemeinen die jahrelange Untätigkeit; ein vor dieser Entwicklung warnender Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz wurde am 3.1.2013 als Bundestagsdrucksache veröffentlicht. (6)
Zweitens erklärte Merkel in ihrer Rede auf der virtuellen Davos-Konferenz am 26.1.2021 zum Komplex der in der Losung Impfen, Impfen, Impfen aufscheinenden Impfhysterie im speziellen: “Heute vor einem Jahr war noch nicht allen klar, dass wir in einer Pandemie leben werden, aber manche haben es schon gewusst oder geahnt. Dazu gehörte (…) der Chef von BioNTech, der mir erzählt hat, dass er am 24. Januar die Entscheidung gefällt hat, das gesamte BioNTech-Forschungsprogramm umzuwerfen, um einen mRNA-Impfstoff (…) zu entwickeln.” (7)
Bei der 2020/21 virulenten und keineswegs nur Virologen, Epidemiologen, Immunologen und sonstige angebliche oder wirkliche Krankheitskenner beschäftigenden Seuche nebst bisherigen seuchenpolitischen Maßnahmen und ihren gesellschaftlichen Folgen handelt es sich um den bewussten Versuch, Gesellschaft(en) und das immer schon auf Austausch und Verkehr ihrer Mitglieder beruhende Zusammenleben nachhaltig, wirksam und dauerhaft zu verletzten und in der Konsequenz letztendlich zu zerstören.
Insofern wird, auch in zitierter Begriffsbestimmung von Soziozid, der Zusammenhang zum bisher weltweit destruktivsten Menschheitsereignis der Neuzeit, Genozid oder Völkermord, deutlich. Wobei als Besonderheit etwas, das jeder (Allgemein-) Mediziner kennt, nämlich die Verstärkung von Krankheit und Leid durch falsche Therapie auffällt: die staatlich beanspruchte human(istisch)e Politik des Leben retten (saving lives) verkehrt sich, im Sinne des US-amerikanischen Genozidforschers Irving Horowitz (8), ins Gegenteil: in das soziale Faktum des destruktiven Leben nehmen (taking lives).
Quellen und Anmerkungen
(1) Zur Kritik s. Lewis A. Coser: Über die Tugenden des Nonkonformismus in der Soziologie; in: Berliner Journal für Soziologie. Sonderheft 1991: 9-14; sowie die Hinweise von Richard Albrecht auf https://soziologisch.wordpress.com/2012/03/03/die-tugenden-des-nonkonformismus/ (abgerufen am 18.8.2021).
(2) Richard Albrecht, GESELLSCHAFT. Einführung in soziologische Sichten; in Aufklärung & Kritik, 2/2014: 169-187; Netzversion: http://www.gkpn.de/Albrecht_GESELLSCHAFT.pdf (abgerufen am 18.8.2021).
(3) Urban Dictionary: sociocide (2007).
(4) Bundesregierung.de (19.2.2021): Pressekonferenz von Kanzlerin Merkel nach der G7-Videokonferenz. Auf https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/buerokratieabbau/pressekonferenz-von-kanzlerin-merkel-nach-der-g7-videokonferenz-1860056 (abgerufen am 19.8.2021).
(5) Weltgesundheitsorganisation (12.3.2020): WHO erklärt COVID-19-Ausbruch zur Pandemie. Auf https://www.euro.who.int/de/health-topics/health-emergencies/coronavirus-covid-19/news/news/2020/3/who-announces-covid-19-outbreak-a-pandemic (abgerufen am 19.8.2021).
(6) Deutscher Bundestag (3.1.2013; Drucksache 17/12051): Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012. Auf https://dserver.bundestag.de/btd/17/120/1712051.pdf (abgerufen am 19.8.2021).
(7) WELT Nachrichtensender (26.1.2021): Weltwirtschaftsforum: Rede von Angela Merkel auf dem Gipfel in Davos. Auf https://youtu.be/wkiewGDLu78 (abgerufen am 19.8.2021).
(8) Irving Louis Horowitz: Taking Lives. Genocide and State Power. New Brunswick 1980; vgl. Richard Albrecht, “Leben retten”: Irving Louis Horowitz’ politische Soziologie des Genozid, in: Aufklärung & Kritik, 14 (2007) I: 139-141.
Redaktioneller Hinweis: Thematisch bezogene Kolumnen von Richard Albrecht erschienen im Fachjournal soziologie heute: Much Ado About Few: Covid19-Virus – Pandemie – Coronakrise. Von der Definitionsmacht zum Risikoparadox, 71/2020: 46; Adios Companeros oder Wird alles gut? 72/2020: 46; Eine Festung der Engstirnigkeit. Wissenschaft in postmodern(istisch)en Zeiten, 74/2020: 43; dieser Text ist der gekürzte erste Teil des Autorenbeitrags “Die gesellschaftlichen Tugenden des Nonkonformismus. Aktualisierte Erinnerung an einen Text von Lewis Coser 1991”; in: soziologie heute, 78/2021: 34-36.
Foto: Dimitar Belchev (Unsplash.com)
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Richard Albrecht ist habilitierter Gesellschaftswissenschaftler – Dozent – Publizist. Forschungsansatz The Utopian Paradigm (1991). 2010-2022 Autor des Fachmagazins soziologie heute, 2011-2021 des Netzmagazins trend.infopartisan und 2019-2022 des Netzjournals Neue Debatte.
2 Antworten auf „Soziozid: Corona-Politik als destruktives Programm“
“in westlich-spätbürgerlichen Gesellschaften in dieser Form bisher nicht gekannter Konformitätsschub”
Spätberufene Konformisten befeuert vom Eifer des Konvertiten.
… und unbestritten, dass die ganze covid-pandemie samit ihren toten ein lächerlicher klacks ist, gegenüber der weltweiten verelendung und den toten, die es abermillionenfach weltweit gibt, aufgrund von hunger und anderen krankheiten, und um dass sich fast niemand ernsthaft kümmert, siehe rüstungsausgaben im vergleich zu “entwicklungshilfen” usw = die covid-pandemie als willkommene ablenkung von all jenen großen problemen, die letztlich auch dieser pandemie zugrunde liegen …
die welt ist in einem wahrhaft desolaten gesamt-zustand, und insofern das jetzige pandemie-geschwafel und herumtun nur willkommener nebenkriegs-schauplatz, denn den mächtigen ists ganz offensichtlich völlig egal, ob leute an covid oder am sonstigen elend sterben