Alle in Reih und Glied. So wollen sie uns, vom ersten bis zum letzten Atemzug. In Reihen in den Klassenzimmern, an den Supermarktkassen, am Arbeitsplatz, eingereiht im Verkehr, in den Ämtern der Bürokratie, in den Wahllokalen… bis zur letzten Reihe, die der Grabsteine auf den Friedhöfen. Eine ganze Existenz wird so in der Sicherheit eines Gefängnisses gefristet, mit Muskeln, die nur benutzt werden, um niederzuknien und Herzen, die nur Waren begehren.
Denn eben den Gefängnissen werden die Städte immer ähnlicher, alles wird restrukturiert, um besser überwacht, kontrolliert und durchsucht werden zu können. Die Bewohner sind wie Gefangene, die von der kapitalistischen Ausbeutung vereinnahmt und von den sozialen Zwängen gefesselt werden, auf Schritt und Tritt unter dem Auge einer Überwachungskamera. Alle mit der gleichen Illusion, dass sie durch das Flimmern der Bildschirme aus dem Alltag ausbrechen können.
Diese Gefängnisgesellschaft verspricht ein gutes Leben, verursacht aber nur Leid und Tod. Das machen die geplatzten Träume derer, die versuchen, die Grenzen zu dieser “Wohlstandsgesellschaft” zu überqueren und die bombardierten Körper derer, die an ihren Toren rebellieren, nur zu deutlich. Wer sich die Freiheit nimmt, nicht zu betteln, sondern selbstbestimmt den eigenen Weg zu gehen, wird mit einer Armee aus Gesetzgebern, Richtern, Bullen und Journalisten konfrontiert und soll unschädlich gemacht werden.
Während in Brüssel ein neues Maxi-Gefängnis gebaut wird, wird in Athen ein Sondergefängnis für rebellischere Gefangene eingeführt; während in Paris der Grundstein für den neuen Justizpalast gelegt wird, sind in Zürich und München weitere monströse Justiz- und Polizei-Zentren in Planung. Während die Mächtigen über nationale Grenzen hinweg Vereinbarungen zur Anwendung von Aufstandsbekämpfungsstrategien treffen, beeilen sich die Forschungslabore und die Sicherheitsindustrie, den sozialen Frieden herzustellen. Und überall, von Spanien über Italien bis Griechenland, bekommen diejenigen die Repression zu spüren, die sich des untolerierbarsten Verbrechens schuldig machen: mit der Unterwürfigkeit zu brechen und andere anzuspornen, dasselbe zu tun.
Menschen sind nicht geboren, um in Reihen zu stehen, den Kopf zu senken und auf die Erlaubnis zu leben zu warten. Das Leben beginnt da, wo wir den Kopf heben, unsere Verlangen bewaffnen und die Macht angreifen: indem wir alle Reihen sprengen.
Redaktioneller Hinweis: Der Beitrag “Die Reihen durchbrechen!” erschien im Juni 2015 bei Break the Ranks (https://breakranks.noblogs.org/post/2015/06/15/die-reihen-durchbrechen) und wurde von der Anarchistischen Bibliothek archiviert. Neue Debatte hat den Beitrag übernommen, um eine kritische Diskussion über den repressiven und destruktiven Charakter des neoliberalen bürgerlichen Staates einzuleiten, dem nicht nur die Fähigkeit fehlt, soziale Probleme zu lösen, wodurch er Anomie heranzüchtet, sondern der seine eigene Gewalt privaten Investoren als Ware feilbietet.

Alles beginnt mit dem ersten mutigen Schritt!
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Foto: Shmulik Elias (Unsplash.com)
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Eine Antwort auf „Die Reihen durchbrechen!“
Dieses primitive vulgäre System herausragend beschrieben, es ist offensichtlich. Danke herzlichst und weiter so!