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Krieg & Frieden

Tja, jetzt knallt’s. So ist das.

“Nicht die Weltbeherrschung, sondern die Welterkenntnis ist der Sinn menschlichen Daseins. Denn wenn der Mensch nicht mit Vernunft seine Zukunft gestaltet, dann vernichtet er sich selbst.” – Aristoteles (384 – 322 v. Chr.)

KRIEG: RUSSLAND GREIFT DIE UKRAINE AN prangte es von der Titelseite der Bild-Zeitung. “Endlich!” mögen sich die journalistischen Kettensklaven gedacht haben. Schließlich waren Sie es, die den roten Teppich für die kriegslüsterne “westliche Wertegemeinschaft” in der Ukraine ausgerollt haben. Tja, jetzt knallt’s. So ist das.

Ich bin nicht eitel, wirklich nicht, aber ich möchte (muss!) an dieser Stelle zitieren, was ich bereits 2018 geschrieben hatte, als man in den “Qualitätsmedien” das Wort KRIEG in den Händen wog wie einen Kohlrabi auf dem Gemüsemarkt. Diese Verbrecher! Hier also das, worauf ich sie kurz aufmerksam zu machen versuchte:

Liebe Kollegen in den “Qualitätsmedien”, wenn ihr die verbale Aufrüstung gegen Russland weiterhin so vehement betreibt, wird etwas passieren, was euer Zeitempfinden im Bruchteil einer Sekunde bis in alle Ewigkeit auf den Kopf stellt: der atomare Albtraum. Josef Joffe, Herausgeber der ZEIT, wird vermutlich beim Putten zu einem Birdie fünfzig Meter weit über das gepflegte Grün in den nächsten Bunker geschleudert werden. An der Ericusspitze (1) fallen die beim Mittagstisch sitzenden Spiegel-Redakteure unter den berstenden Scheiben ihres Glaspalastes zuckend übereinander her. Bild-Chefredakteur Julian Reichelt (inzwischen gefeuert) besteigt vielleicht gerade seinen Audi A8 in der Tiefgarage des Konzerns und findet sich plötzlich im Freien wieder, weil das Gebäude über ihm mitsamt seinem Büro auf magische Weise verschwunden ist.

Andere Kollegen, die sich in den letzten Jahren die Finger wund geschrieben haben, um uns “kriegsverwendungsfähig” zu schreiben, sehen ihre Interviewpartner mit vor Schreck geweiteten Augen an sich vorbeifliegen, während ihnen selbst die Haut in Fetzen von den Knochen fällt. In der Elbphilharmonie hängt der Himmel vorübergehend voller wirbelnder Geigen und aus einem Flieger, der in zehn Kilometer Höhe über Hamburg hinweg Richtung Kopenhagen unterwegs ist, registrieren die Fluggäste erschrocken einen in rasender Geschwindigkeit aufsteigenden Pilz, der ihnen bald bis unter die Flügel reicht, während sich darunter die brennende Elbe ihren Weg durch ein gigantisches Trümmerfeld bahnt …

Hallo! Ja, ihr da in den Großraumbüros des Mainstreams, die ihr uns zu Bewohnern eines anderen Planeten machen wollt: Eure Zeit läuft ab, wenn ihr so weiter macht. Aber natürlich müsst ihr so weiter machen, das verlangt die Redaktionsräson. Na gut, dann hätte ich hier noch etwas für euch: Der US-Oberst Leutnant Steven Gventer (2) bestätigte die Dringlichkeit des NATO-Aufmarsches an der russischen Grenze. Wörtlich sagte er: “WIR SIND BEREIT, TÖDLICH ZU WERDEN!” Ist doch ganz in eurem Sinne, nicht wahr? Aber eine Schlagzeile kriegt ihr auf die Schnelle nicht mehr gebacken, wenn es so weit ist, das garantiere ich euch. Keine “Todesgrüße aus Moskau” und kein “Putin greift an”. Schade eigentlich, wird so mancher von euch denken, bevor er sein Haus und seine Kinder suchen geht …

Ich wusste nicht mehr um die Gnadenlosigkeit des Textes, der ein Szenario beschreibt, dass nun jede Sekunde Wirklichkeit werden kann. Gäbe es eine Instanz, die mit diesen Politgangstern ins Gericht ginge, ich würde sie sofort anrufen. Lebenslange Einzelhaft wäre noch zu milde für diese Bande, die in ihrem geopolitischen, auf Rohstoffe fixiertem Machtspiel bereit sind, dass Leben von Millionen unschuldiger Menschen aufs Spiel zu setzen.


“Nicht die Weltbeherrschung, sondern die Welterkenntnis ist der Sinn menschlichen Daseins. Denn wenn der Mensch nicht mit Vernunft seine Zukunft gestaltet, dann vernichtet er sich selbst.”

– Aristoteles (384 – 322 v. Chr.)


Ja, wenn es möglich wäre, die Demut, die Einsichten, die Warnungen, das Erinnern an Schönheit durch Poesie, die Appelle zur Mitmenschlichkeit, die Musik, den Mut zum Widerstand, die Friedenssehnsucht in den Herzen der meisten Menschen und die gegenseitige Unterstützung, – wenn es möglich wäre, aus dieser Melange, die zu allen Zeiten daran erinnerte, wie Menschen eigentlich gemeint waren, wenn es also möglich wäre, aus dieser positiv geladenen Energie ein Schwert zu schmieden, um der Brut den Kopf abzuschlagen, hätten wir gewonnen.

Da fällt mir ein Zitat von Heinrich Heine ein: “Die Literatur, das sind wir und unsere Feinde.” Kann man auf alles anwenden. Wir und unsere Feinde. Wir neigen dazu, das WIR groß zu schreiben. Ist auch nötig, angesichts der Mehrheitsverhältnisse.

Wir dümpeln in einem Meer aus Dummheit, das war immer so. Und Dummheit bestimmt das Weltgeschehen, haut sozusagen auf die Kacke, dass es spritzt und so mancher Philosoph sich das Braune von der Stirn wischt und sich fragt, ob es nicht gescheiter wäre, die Wahrheitssuche wieder aufzunehmen, auf den Pfad der Erkenntnis zurückzukehren, der aus der Zeit und in unbekannte Räume führt.

Was mich zurzeit betrifft, so fühle ich mich ausgehöhlt, nichts gereicht mir zur Stärkung. Aber hey! Ich bin nur Gast in dieser Landschaft der gefrorenen Dämmerung, die durch nichts zu bewegen ist. Es ist, als habe das Universum sie ausgeschieden.

Heute Nacht träumte ich, dass mir jemand feuchte Blütenblätter auf die geschlossenen Augen legte. Ich fühlte mich wie ein verirrter Schmetterling über den Gletschern eines gläsernen Gebirges. Und jetzt, jetzt gerade finde ich die neun Gesetze, die noch im alten Sanskrit (3) niedergeschrieben wurden. Die Gesetze zwei bis vier aus den “Rules for beeing human” möchte ich hier gerne zur Kenntnis geben. Mein “Fund” liegt in englischer Übersetzung vor, ihn ins Deutsche zu übersetzen war mir zu riskant.

2. You will learn lessons.

You are enrolled in a full-time informal school called life. Each day in this school you will have the opportunity to learn lessons. You may like the lesson or think them irrelevant and stupid.

3. There are no mistakes, only lessons.

Growth is a process of trial and error, experimentation. The “failed” experiments are so much a part of the process as the experiment that ultimately works.

4. A lesson is repeated until it is learned.

A Lesson will be presented to you in various forms until you have learned it, then you can go on the next lesson.

Wow! Good to know. Der Weg ist lang. Und wenn er auch noch unter atomarer Bedrohung gegangen werden muss, so soll es sein. A lesson is a lesson is a lesson …


Quellen und Anmerkungen

(1) Das Spiegel-Gebäude Ericusspitze ist ein Hochhaus in der Hamburger HafenCity im Quartier Brooktorkai/Ericus. Es wird seit 2012 von der Spiegel-Gruppe als Unternehmenssitz genutzt.

(2) Business Insider (20. März 2017): ‘We are fully ready to be lethal’: 1,100 US-led troops to send a message to Russia in Poland. Auf https://www.businessinsider.com/we-are-fully-ready-to-be-lethal-1100-us-led-troops-to-send-a-message-to-russia-in-poland-2017-3?op=1 (abgerufen am 23.2.2022).

(3) Sanskrit gilt als die antike Sprache des Hinduismus, die auf verschiedene Weise zur Kommunikation und zum Dialog mit den alten hinduistischen Himmelsgöttern verwendet wird. Neun Regeln für das Menschsein wurden überliefert.


Redaktioneller Hinweis: Der Beitrag “Tja, jetzt knallt’s. So ist das.” von Dirk C. Fleck wurde ursprünglich für Apolut.net verfasst und Neue Debatte zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Einzelne Absätze wurden zur besseren Lesbarkeit im Netz hervorgehoben und Anmerkungen ergänzt.


Ein ruhender Mensch auf einem weißen Bett. (Foto: Ahmet Ali Agir, Unsplash.com)

Alles beginnt mit dem ersten mutigen Schritt!

Journalismus hat eine Zukunft, wenn er radikal neu gedacht wird: Redaktion und Leserschaft verschmelzen zu einem Block – der vierten Gewalt. Alles andere ist Propaganda.


Foto: Nathalie Jolie (Unsplash.com)

Dirk C. Fleck (Jahrgang 1943) ist freier Journalist und Autor aus Hamburg. Er machte eine Lehre als Buchhändler, besuchte danach in München die Deutsche Journalistenschule und absolvierte Mitte der 1960er ein Volontariat beim „Spandauer Volksblatt Berlin“. 1976 siedelte er wieder nach Norddeutschland über und arbeitete bei der „Hamburger Morgenpost“, wo er Lokalchef wurde. Später war er Chefredakteur des „Hanse-Journal“, Reporter bei „Tempo“ und Redakteur bei „Merian“. Er arbeitete im Auslandsressort der Wochenzeitung „Die Woche“ und schrieb ab Mitte der 90er Jahre als freier Autor und Kolumnist für Tageszeitungen (u.a. Die Welt) und Magazine wie zum Beispiel Stern, GEO und Spiegel. Seit den 1980ern setzt er sich journalistisch mit den ökologischen Folgen der zügellosen kapitalistischen Wirtschaftsweise auseinander und verarbeitet seine Erfahrungen, Überlegungen und Recherchen in Romanen. Das Buch „Palmers Krieg“ erschien 1992 und beschäftigt sich mit der Geschichte eines Ökoterroristen. „GO! Die Ökodiktatur“ (1993) ist eine Auseinandersetzung mit den Folgen des Ökozid. Außerdem erschienen von Dirk C. Fleck die Bücher „Das Tahiti-Projekt“ (2008), „MAEVA!“ (2011), „Die vierte Macht – Spitzenjournalisten zu ihrer Verantwortung in Krisenzeiten“ (2012) und „Feuer am Fuss“ (2015).

Von Dirk C. Fleck

Dirk C. Fleck (Jahrgang 1943) ist freier Journalist und Autor aus Hamburg. Er machte eine Lehre als Buchhändler, besuchte danach in München die Deutsche Journalistenschule und absolvierte Mitte der 1960er ein Volontariat beim „Spandauer Volksblatt Berlin“. 1976 siedelte er wieder nach Norddeutschland über und arbeitete bei der „Hamburger Morgenpost“, wo er Lokalchef wurde. Später war er Chefredakteur des „Hanse-Journal“, Reporter bei „Tempo“ und Redakteur bei „Merian“. Er arbeitete im Auslandsressort der Wochenzeitung „Die Woche“ und schrieb ab Mitte der 90er Jahre als freier Autor und Kolumnist für Tageszeitungen (u.a. Die Welt) und Magazine wie zum Beispiel Stern, GEO und Spiegel. Seit den 1980ern setzt er sich journalistisch mit den ökologischen Folgen der zügellosen kapitalistischen Wirtschaftsweise auseinander und verarbeitet seine Erfahrungen, Überlegungen und Recherchen in Romanen. Das Buch „Palmers Krieg“ erschien 1992 und beschäftigt sich mit der Geschichte eines Ökoterroristen. „GO! Die Ökodiktatur“ (1993) ist eine Auseinandersetzung mit den Folgen des Ökozid. Außerdem erschienen von Dirk C. Fleck die Bücher „Das Tahiti-Projekt“ (2008), „MAEVA!“ (2011), „Die vierte Macht – Spitzenjournalisten zu ihrer Verantwortung in Krisenzeiten“ (2012) und „Feuer am Fuss“ (2015).

3 Antworten auf „Tja, jetzt knallt’s. So ist das.“

Richtig, Dirk C. Fleck, ein Rückfall in die Barbarei ist das, wo wir mitmachen sollen. Mit gebeugtem Rücken nur die eigenen Füße, gehüllt in Lumpen, auf der Stelle tretend, sehen, sehen dürfen. Nicht die Sterne. Nur nach Macht strebende Menschen wissen nicht, dass sie nichts wissen. Nichts vom Leben, vom Lernen lebenslang. Nichts vom Lernen an Fehlern, weil Leben eben Vielfalt ist. Wir wissen, dass wir nichts wissen, und das ist auch gut so. Nicht größenwahnsinnig, nicht gottgleich sein wollen, zum Leben gehört die Demut.

Wirtschaft, Politik und Kultur sind die Dimensionen menschlichen Wirkens, die unser Dasein ermöglichen, denn

– leben ist ein Vorgang, der nur gegenwärtig geschieht. Das gestern Lebendige kann heute noch sein, aber nicht so, wie es war. Und es wird sich auch künftig immer aufs Neue verändern.
– um existieren zu können, muss sich alles Seiende bewegen. Eingebunden in das universelle Weltgeschehen entfaltet sich das menschliche Leben.
– der Mensch an sich musste zunächst vom nur natürlichen zum heutigen auch psychosozialen Wesen einen langen Weg der Entwicklung gehen. Auf diesem Weg motivierten ihn zunächst urwüchsige Triebkräfte, die sowohl erhebend als auch zerstörend wirken und zum bewahren oder zum beenden des Wirklichen führen können.
– von Menschen nicht bewusst genutzte Ökosysteme passen sich spontan an die sie bestimmenden äußeren Bedingungen im Rahmen der sie bewirkenden und durch sie selbst mitverursachten Auf- und Abbauprozesse an und bewegen sich erhebend, verkomplizierend und ihre Existenz bewahrend, solange es eben die vorhandenen äußeren und inneren Bedingungen zulassen.
– alle Menschen müssen sich sowohl in die ökologischen Kreisläufe der Natur zwischen Produzenten, Konsumenten und Reduzenten, als auch in die ökonomischen Kreisläufe der menschlichen Gesellschaft zwischen Produktion, Distribution, Zirkulation, Konsumtion und Regeneration integrieren.
– erst das zu Bewusstsein befähigte und zu Kreativität begabte Wesen Mensch kann die Spontaneität natürlicher Entwicklungslinien in der Kultur seines Willens aufheben und sich mit harmonisch verlaufenden Wirtschaftskreisläufen in das Ökosystem Erde bewusst und zielorientiert eingliedern.
– das zum sprechen, denken und arbeiten begabte Wesen Mensch erhob sich aus dem Tierreich und konnte sich immer besser die Natur nutzbar machen. Aber wir müssen uns auch ständig zerstörerischen Kräften erwehren. Das gelingt uns nur im zwischenmenschlichen Miteinander.
– wir Menschen sind auch in unserer Wirklichkeit immer wieder mit Konflikten konfrontiert und müssen darum auch immer nach Kompromissen und Konsensen suchen. Unser gesellschaftliches Leben vollzieht sich im ständigen Lösen des Widerspruchs zwischen Integration und Emanzipation der zusammenwirkenden konkret Einzelnen.
– erst der selbstbewusste Mensch kann sich zielorientiert für eine Bewegungsrichtung entscheiden und dementsprechend seine Wirklichkeit gestalten. So wird es uns möglich, urwüchsige Natürlichkeit in bewusst gestalteter Kultur vervollkommnen zu können.
– das Handeln der Menschen dynamisiert die Bewegungen der Natur, ihres Lebendig-Seins und ihres Denkens erheblich. Dazu müssen wir alle immer wieder das jeweilig Notwendige ergründen und das dementsprechende Mögliche suchen.
– es sind die Fragen des Alltags, die uns auf der Suche nach Antworten und Lösungswegen zum Handeln motivieren und die uns zu konkreten Taten schreiten lassen. Darum muss das menschliche Handeln organisiert, koordiniert und zielbewusst gesteuert werden.

Das macht gemeinsames Denken und Handeln der Menschheit notwendig. Wenn wir Menschen unserem Dasein einen Sinn geben wollen, wenn wir das Wesentliche unseres Lebend-Sein entdeckt haben und wenn wir unseren Weg durchs Leben selbst finden und gestalten wollen, muss jede und jeder von uns in sich schauen, damit wir uns selbst begreifen und wir alle müssen um uns schauen, um unseren Platz in der Gesellschaft zu finden und letztendlich müssen wir über uns schauen, um zu erkennen, dass wir ein Teil eines großen Ganzen sind.

Es ist die selbe (kalte) Kriegsrhetorik, wie damals in den 1950er-1980er Jahren, die in den 2010er wieder aufgenommen wurde, als der fingierte Krieg gegen den Terror die Welt nicht mehr erschreckte und der Orient lichterloh abgebrannt wurde.

Es sollte ein Gesetz geben, welches die politischen Kriegstreiber verpflichtet sich persönlich im Morgengrauen zu duellieren, dann wäre vielleicht endlich Ruhe!
Oder: „Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!“
Leider damals wie heute, nur eine leere Floskel, wenn u.a. nicht mehr so vitale Klitschkobrüder (wir brauchen Waffen…) pathetisch über (ungegenderte) „Vaterlandstreue“ schwadronieren und ein Boris Reitschuster hinterher/mit marschiert… – Ups, ich vergaß, es ist ja immer NUR der böse Russe…

Talk im Hanger 7 Krieg in der Ukraine: Wer stoppt Putin?
https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa-29cffj1w12111/

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