Was anstellen mit Personal, das bestimmte Entscheidungen trifft, die sich als falsch erweisen und zu gravierenden Folgen führen? Die Entscheidung darüber, ob man sich von Menschen trennt, die solche Fehler begangen haben, hängt in der Regel davon ab, ob man davon ausgehen kann, dass sie aus Fehlern lernen und dass sie sich gegenüber der sozialen Organisation, für die sie agieren, als loyal erweisen.
Ist beides nicht gegeben, das heißt, wird aus Fehlern nicht gelernt und ist es ihnen im Grunde genommen egal, was aus der Organisation wird, dann muss gehandelt werden – und man muss sich schnell von ihnen trennen. Denn der Weg eines weiteren Verbleibs ist in dramatischen Linien vorgezeichnet.
Das Spektakel, das sich aus Sicht derer, die nicht lernfähig sind und deren Loyalität gegenüber ihren Auftraggebern nicht gegeben ist, ergeben wird, möchten sich viele nicht einmal ausdenken. Die Muster sind bekannt: Eigene Fehler werden nicht gesehen. Die eigenen Entscheidungen, die zu großem Schaden geführt haben, werden nach wie vor als richtig bezeichnet. Der einzige Grund für das Scheitern wird in der Unzulänglichkeit anderer gesucht. Nicht selten, das sei erwähnt und ist hinreichend bekannt, bei den Geschädigten selbst. Organisationen, und damit sind kleine soziale Einheiten, Klubs, Vereine, Kommunen wie Staaten gemeint, die nicht in der Lage sind, sich von Fehlleistern mit aller Konsequenz zu trennen, landen in der Zerrüttung, in der Insolvenz oder im Ruin.
Trennung vom überforderten Personal
Wer nicht das intellektuelle Format besitzt, zu prognostizieren, dass, wenn man einer Großmacht, selbst wenn sie gewaltig schwächelt, nicht dreißig Jahre lang ohne Konsequenzen mit der Kanone vor der Nase herumfuchtelt kann, ist fehl am Platz. Und wer es gewusst hat, aber sich nicht getraut hat, den Mächtigsten im eigenen Verbund zu sagen, dass er bei einem solchen Unterfangen nicht dabei ist, hat nicht die Haltung, die für die Wahrnehmung solcher Mandate notwendig ist. Beides ist derzeit festzustellen und beides reicht für eine Trennung aus.
Und wer als Reaktion auf die zu erwartende Aktion dieser Großmacht versucht, das, was militärisch nicht lösbar ist, mit Sanktionen zu bewerkstelligen, die allerdings die Grundlagen der eigenen Existenz gefährden, der stellt in einer derartigen Situation zum zweiten Mal unter Beweis, dass er deplatziert ist.
Kommt dann noch die Reaktion dazu, dass für die Konsequenzen der eigenen Handlungen alle möglich anderen ausgedeutet werden, ist es an der Zeit, so schnell wie möglich die Reißleine zu ziehen. Eine andere Möglichkeit existiert nicht. Das, was momentan zu beobachten ist, ist die chronische Überforderung des Personals in den beschriebenen Funktionen.
Der Weg des Provinzialismus
Wer jetzt noch glaubt, dass es in dieser Konstellation eine Entwicklung zum Positiven geben kann, macht sich relativ schnell dessen schuldig, was man im Wirtschaftsrecht die Insolvenzverschleppung nennt.
Die EU-Osterweiterung als Junktim (1) zu der der NATO, die Gefolgschaft des bellizistischen Kurses seitens der USA gegenüber Russland und eine Sanktionspolitik, die Deutschland und die EU systemisch schwächt; die internationale Isolation des sich täglich feiernden Werte-Westens auch in Ländern, die nicht in der Nähe der neuen Großmacht China zu suchen oder im verbliebenen Kordon Russlands angesiedelt sind, muss jedem analytisch denkenden Menschen zeigen, auf welchen Kurs uns diese Politik eines unter einer narzisstischer Störung leidenden Provinzialismus geführt hat.
Wer nicht lernen will, muss fühlen, heißt es in einer klugen Weise. Es ist an der Zeit!
Quellen und Anmerkungen
(1) Ein Junktim (auch Junktimklausel) nennt man in der Rechtswissenschaft die Bestimmung einer Rechtsnorm, dass eine im Rang unter ihr stehende Rechtsvorschrift eine bestimmte Regelung nur in Verbindung mit einer anderen Regelung treffen darf. Ein Beispiel ist die Junktimklausel in Art. 14 Abs. 3 Satz 2 Grundgesetz, wonach eine Enteignung “nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen” darf, “das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt”.

Alles beginnt mit dem ersten mutigen Schritt!
Journalismus hat eine Zukunft, wenn er radikal neu gedacht wird: Redaktion und Leserschaft verschmelzen zu einem Block – der vierten Gewalt. Alles andere ist Propaganda.
Foto: Waldemar Brandt (Unsplash.com)
Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.
2 Antworten auf „Das Personal: Wer nicht lernen will, muss weg!“
“Wer nicht lernen will, muss fühlen, heißt es in einer klugen Weise.” Es ist (schon so lange) an der Zeit! Aber die, die nicht lernen wollen, sind in der Überzahl. Es sind feudale Strukturen eingekeht, und es gibt eine Mehrzahl, die gehorchen WOLLEN. Die Feudalherren haben Macht und Geld, aber keine Empathie. Die können Unrecht auf keinen Fall fühlen und wir haben keine Macht, sie vor ein weltliches Gericht zu bringen.
wir alle “im westen” = in europa, und zuvörderst DE, werden ausbaden, was unsere geradezu schwachsinnig agierenden regierungen bzgl russland treiben. nur bin ich der meinung, dass zb unsere regierung DE garnicht schwachsinnig ist, denn “cui bono”?, die haben ganz bewusst und vorsätzlich eine “zeitenwende” eingeleitet, denn das ganze desaster jetzt kommt der grünen ideologie 1:1 entgegen, besser könnte es für diese ideologie garnicht laufen. mir kommen lediglich die mitregierenden “sozis” totalverblödet vor, aber die hattten sich ja schon unter schröder mit agenda 20… ganz deutlich “vom volk” verabschiedet.
was im moment geschieht, “der abbau deutschlands”, ist keine “unfähigkeit”, sondern wird mit voller absicht betrieben,behaupte ich.