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Ferdinand Tönnies: “Kritik der öffentlichen Meinung”

“Die Zeitung selber ist und wird im Verlaufe der neueren Entwicklung immer mehr eine kapitalistische Unternehmung, liegt auch als solche dem großen Kapital näher als dem Grundbesitz. Ihr Hauptgeschäft bildet das Inseratenwesen und die Reklame, das sind die Werkzeuge des kommerziellen und industriellen Kapitals.” – Ferdinand Tönnies (Soziologe und Philosoph)

Erinnerung an einen soziologischen “Klassiker”. Und statt einer Einleitung vorab ein Blick in ein bekanntes englischsprachiges Lexikon (nebst Übersetzung):

Ferdinand Tönnies born July 26, 1855, near Oldenswort, Schleswig died April 9, 1936, Kiel, Ger – German sociologist whose theory reconciled the organic and social-contract conceptions of society. – A teacher at the University of Kiel from 1881, Tönnies was best known for Gemeinschaft und Gesellschaft (1887; Community and Society, 1957). He was well known in Great Britain for his English-language editions of writings by the 17th-century philosopher Thomas Hobbes. Tönnies’ conception of will was central to his sociological theory. He identified Wesenwille (natural will), which involves a judgment of the intrinsic value of an act rather than its practicality and which varies in degree of rationality, and Kürwille (rational will), which is a conscious choice of means to a specific end. In his view, Wesenwille is manifested in Gemeinschaft (community), which is maintained by traditional rules and a universal sense of solidarity and which fits the organic theory of social union. Gemeinschaft tends to change into the Kürwille-based Gesellschaft (society), in which rational self-interest is the stronger element. Gesellschaft must be held together by deliberately formulated prescriptions and may be explained in terms of the social-contract theory. In practice, all societies show elements of both kinds of will, because man’s conduct is neither wholly instinctive nor wholly reasoned. – Although Tönnies disavowed totalitarianism (including Nazism in his own country) and found some degree of voluntarism in all social relationships, he believed that every social organization has a collective will, presenting aspects of both Wesenwille and Kürwille. He dealt with this subject in Die Sitte (1909; Custom, 1961) and Kritik der öffentlichen Meinung (1922; “Critique of Public Opinion”). To him, the “public opinion” of a total society expresses the communal will that certain social and political actions be performed or abstained from and implies the use of sanctions against dissidents. – In 1889 Tönnies, who in part owed his notion of Kürwille to Thomas Hobbes, produced English editions of Hobbes’s Behemoth and Elements of Law, Natural and Politic; both were reissued in 1928. He also wrote Thomas Hobbes Leben und Lehre (1896; »Thomas Hobbes’s Life and Doctrine«). (1)

Ferdinand Tönnies, geboren am 26. Juli 1855 in der Nähe von Oldenswort, Schleswig, gestorben am 9. April 1936 in Kiel, Deutschland – deutscher Soziologe, dessen Theorie die organische und die sozialvertragliche Konzeption der Gesellschaft miteinander in Einklang brachte. – Tönnies, der seit 1881 an der Universität Kiel lehrte, wurde vor allem durch sein Werk Gemeinschaft und Gesellschaft (1887; Community and Society, 1957) bekannt. In Großbritannien wurde er durch seine englischsprachigen Ausgaben der Schriften des Philosophen Thomas Hobbes aus dem 17. Jahrhundert bekannt. Tönnies’ Konzeption des Willens war von zentraler Bedeutung für seine soziologische Theorie. Er unterschied zwischen dem Wesenwillen (natürlicher Wille), der eher ein Urteil über den inneren Wert einer Handlung als über ihre Zweckmäßigkeit beinhaltet und dessen Rationalitätsgrad variiert, und dem Kürwille (rationaler Wille), der eine bewusste Wahl der Mittel zu einem bestimmten Zweck darstellt. Seiner Ansicht nach manifestiert sich der Wesenwille in der Gemeinschaft, die durch traditionelle Regeln und einen universellen Sinn für Solidarität aufrechterhalten wird und die der organischen Theorie des sozialen Zusammenschlusses entspricht. Die Gemeinschaft neigt dazu, sich in die auf Kürwille basierende Gesellschaft zu verwandeln, in der das rationale Eigeninteresse das stärkere Element ist. Die Gesellschaft muss durch bewusst formulierte Vorschriften zusammengehalten werden und lässt sich mit der Theorie des Gesellschaftsvertrags erklären. In der Praxis weisen alle Gesellschaften Elemente beider Willensarten auf, denn das Verhalten des Menschen ist weder völlig instinktiv noch völlig vernunftgeleitet. – Obwohl Tönnies den Totalitarismus (einschließlich des Nationalsozialismus in seinem eigenen Land) ablehnte und ein gewisses Maß an Voluntarismus in allen sozialen Beziehungen feststellte, glaubte er, dass jede soziale Organisation einen kollektiven Willen hat, der sowohl Aspekte des Wesenwillens als auch des Kürwillens aufweist. Er behandelte dieses Thema in Die Sitte (1909; Custom, 1961) und Kritik der öffentlichen Meinung (1922). Für ihn drückt die “öffentliche Meinung” einer Gesamtgesellschaft den gemeinschaftlichen Willen aus, bestimmte soziale und politische Handlungen durchzuführen oder zu unterlassen, und impliziert die Anwendung von Sanktionen gegen Andersdenkende. – 1889 gab Tönnies, der seinen Begriff der Kürwille zum Teil Thomas Hobbes verdankte, englische Ausgaben von Hobbes’ Behemoth und Elements of Law, Natural and Politic heraus; beide wurden 1928 neu aufgelegt. Er veröffentlichte auch Thomas Hobbes Leben und Lehre (1896).

Ferdinand Tönnies etwa 1915 Foto Ferdinand Urbahns, Public Domain

Ferdinand Tönnies (1855-1936) war Soziologe und Philosoph. Die Fotografie entstand um 1915.

Foto: Ferdinand Urbahns (Public Domain)

Aus diesem Grundtext lässt sich erschließen: Ferdinand Tönnies war als Begründer der Soziologie als Wissenschaft im Deutschland des ausgehenden 19. Jahrhunderts im anglofonen Bereich (und auch nicht zuletzt in den Vereinigten Staaten von Amerika, den USA) als mehrsprachiger Gelehrter von Rang ein geachteter Fach- und Zeitgenosse.

Tönnies stand keineswegs im Schatten Max Webers. Auch dies sprach der langjährige Präsident der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft, der sich selbst so ironisch wie untertreibend seinen Studenten gegenüber als “Tönniesfunktionär” präsentierte, an: Lars Clausen (8. April 1935 bis 20. Mai 2010), selbst ein gelehrter Soziologe in Deutschland, hat in seinem Tönniesporträt (2) aber nicht nur dies skizziert. Sondern sich auch der jeden Biografen bewegenden Frage gestellt, wie ein anderer “zu seiner Zeit mit dem Leben zurecht zu kommen versucht”. (3)

Lars Clausen hat die Entwicklung des “Bauernkinds vom Heubarg” (4), das Deutsch wie Dänisch sprach, dessen Abiturfächer 1871 “auf dem humanistischen Gymnasium Griechisch, Latein, Hebräisch, Englisch, Französisch, Dänisch” waren, das einundzwanzigjährig 1877 “auf Latein über das Orakel des Zeus Ammon in Siva promoviert” und sechsundzwanzigjährig 1881 in Kiel habilitiert wurde, und dessen besondere und besonders kreative intellektuelle Leistung als “Begründer” der Soziologie in Deutschland auch von der philosophisch-methodologischen Seite her beschrieben:

“Das Geheimnis des sozialen Lebens sei es, den vielfältig einander verneinenden Kräften aller handelnden Menschen gegenüber eine besondere, eine ganz ausgefallene Überlebenschance willentlich zu ergreifen – die gegenseitige soziale Bejahung. Sie erscheint zunächst widernatürlich, Verneinung ist der Normalfall, aber gerade deswegen ist die Bejahung eigens erklärungsbedürftig. Wiegestalt nun die zugleich willens- und denkfähigen Menschen ihre wechselseitigen Bejahungen ausüben, wie sie sie empfinden oder kalkulieren, das ist der besondere Erkenntnisgegenstand dieser neuen Wissenschaft.”

Lars Clausen war in Kiel Direktor des Soziologischen Seminars der Christian-Albrechts-Universität. (Foto: Friedrich Magnussen, Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 de)

Lars Clausen war in Kiel Direktor des Soziologischen Seminars der Christian-Albrechts-Universität.

Foto: Friedrich Magnussen, Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 de

Kritik der öffentlichen Meinung

Hier interessieren Aspekte, Facetten und Gedankensplitter zur Nicht/Rezeption von Tönnies bedeutender gegenwartssoziologischer Studie Kritik der öffentlichen Meinung (1922). Dabei geht es um überprüfte – und überprüfbare – strukturierte Hinweise speziell zur Wissenschaftsgeschichte von Tönnies’ soziologisch wichtiger Studie zur öffentlichen Meinung (folgend KdöM). (5)

Das heißt auch: Relevante Inhalte von KdöM, Tönnies’ analytische, deskriptive, empirische, historische Aussagen und normative Forderungen – vor allem: Öffentliche Meinung vs. öffentliche Meinung; modernes Funktionaläquivalent zur traditionellen Religion; Produktionsprozesse öffentlicher Meinung; Öffentliche Meinung als neuzeitliche Religion; Tripleaggregatzustände: luftig, flüssig, fest; Kritik von “Gefühlspolitik” und “Meinungssoldaten”, politikgeschichtliche Nach- richtenzensur und/als Informationsmanipulation im Ersten Weltkrieg; sowie soziologisch wichtige Faktoren wie sozialer Wandel, soziale Kontrolle, soziale Integration interessieren in diesen Anmerkungen zur Nicht/Rezeption der KdöM weniger.

Dass Tönnies’ recht “deutsches” Buch, das bisher drei Ausgaben erfuhr, international und besonders im angloamerikanischen Sprachraum – mit aspekthafter Ausnahme weniger deutschsprachiger US-Soziologen (aus) der Schule der “City of the Big Shoulders” (Carl Sandburg), vor allem Robert Ezra Park (1864-1944) und Louis Wirth (1897-1952) – nicht rezipiert wurde, ist unbestreitbar. Wesentlicher freilich ist – und bleibt – die bisherige Nichtrezeption in der deutschen Mainstreamsoziologie wie im gesamten deutschsprachigen fachsoziologischen Bereich der letzten achtzig Jahre. Sie ist vor allem einem nonrezeptionellen Doppeltatbestand geschuldet.

Erstens diskutierte René König weder in der Erst- noch in der Neuauflage seines weitverbreiteten Fischerlexikons “Soziologie” (6) öffentliche Meinung als Stichwort und/oder Tönnies’ Buch im Zusammenhang mit Konformität/sozialer Kontrolle. Dabei sah sich König in seinem berechtigten Misstrauen gegenüber der ab 1933 in Deutschland nachhaltig faschistisch organisierten “Gemeinschaft” (7) von Theodor Geigers aufklärender Soziologie und dessen Distanz zu Tönnies’ Begriffskonstruktion Gemeinschaft – Gesellschaft bestätigt (8).

Zweitens zeigte auch Jürgen Habermas in seiner fachlich anerkannten, 1962 unter dem Titel Strukturwandel der Öffentlichkeit als Buch veröffentlichten Marburger Habilitationsschrift (1961), dass er nicht nur Tönnies’ Buch zur KdöM, sondern auch Tönnies’ daran anschließenden weiterführenden Essay nicht kannte (9). Hier präzisierte Tönnies, was bereits Max Weber auf dem ersten Deutschen Soziologentag (1911) zur Soziologie der Presse, zum “Charakter der Zeitungen” und zur “Vertrustung des Zeitungswesens” (10) ausführte:

“Die Zeitung selber ist und wird im Verlaufe der neueren Entwicklung immer mehr eine kapitalistische Unternehmung, liegt auch als solche dem großen Kapital näher als dem Grundbesitz. Ihr Hauptgeschäft bildet das Inseratenwesen und die Reklame, das sind die Werkzeuge des kommerziellen und industriellen Kapitals.” (11)

In seiner Marburger Habilitationsschrift, die unter dem Titel Strukturwandel der Öffentlichkeit 1962 als Buch erschien und seinen Ruhm als “Öffentlichkeits-Theoretiker” (12) begründete, kanzelte Habermas Tönnies’ Studie so zusammenhangslos wie grundfalsch als Zusammenfassung von “Untersuchungen der älteren deutschen Soziologie” (13) ab. Habermas wertete seine – und unabhängig davon, ob “das sowieso kein Arsch versteht” (14) oder nicht – eigene Arbeit maßlos auf.

Der Soziologe Max Weber 1894.

Der Soziologe Max Weber (1864-1920) definierte Herrschaft als “Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden”.

Foto: Gemeinfrei

Rezeption

Anders als in dieser politischen Soziologie wurde Tönnies’ begriffliche, theoretische und empirische Arbeit zur KdöM in der deutsch(sprachig)en Publizistik und empirischen Medienwissenschaft als soziologische Kritik von Konformitätsdruck und herrschender Meinung 1980 von Elisabeth Noelle-Neumann im Zusammenhang mit ihrer “Schweigespirale” oder medienbezogenen Konformitätsverstärkungs-These diskutiert. Dort wurde besonders die bekannte (an klassische Physik erinnernde) Aggregatzustandstriade der Meinung hervorgehoben (15).

Horst Pöttker (2001) schätzte Tönnies als “Klassiker der Sozialwissenschaft” und nahm das Aggregatzuständekapitel der KdöM in seine Edition auf (16). Harry Pross bewertete (in der Süddeutschen Zeitung: 4.12.2002) die Neuausgabe von Tönnies KdöM im Rahmen der Gesamtausgabe von Tönnies’ Texten (1988) als aktueller denn beim Ersterscheinen vor allem wegen des “Zusammenhang[s] von [moderner] öM und [traditioneller] Religion.” In diesem Wissenschaftsfeld gilt der Soziologe Tönnies wegen seiner KdöM – wie Walter Lippmann wegen seines im gleichen Jahr erschienenen “Public Opinion”- Buchs – als einer der “Pioniere für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, die wichtige Beiträge zur politischen Kommunikationsforschung geleistet haben.” (17)

Freilich kannten – und schätzten – historisch Kundige des Alt-Soziologen Kritik der öffentlichen Meinung als dessen, nach Gemeinschaft und Gesellschaft (1887), “zweites Hauptwerk” (18). Und es ist auch nicht etwa so, dass allein in den letzten Jahren im wissenschaftlichen Umfeld des neuen Tönnies-Interesses etwa “Klagenfurter” Richtung (19) die KdöM angemessen rezipiert, diskutiert und referiert würde.

Insofern kann, anstatt eine fundierte Kritik der öffentlichen Meinung neu zu erfinden, durchaus an den bisher wichtigsten “vergessenen” Leitaufsatz “Kieler” Provenienz angeschlossen werden; und dies nicht nur, weil die Autorin am ersten Tag des Dritten Kieler Tönnies-Symposions (1987) an ein vom “späten” Tönnies im Ausblick seiner Einführung in die Soziologie (1931) nacherzähltes hellenisches Gleichnis erinnerte (20): Das soziologisch bedeutsame Höhlengleichnis. Es berichtet von Menschen, die im Leben “nie etwas anderes als die Schatten gesehen haben, die sie für die wirklichen Dinge halten” …

Bildliche Veranschaulichung der Situation der Höhleninsassen im Höhlengleichnis. (Foto: 4edges, CC BY-SA 4.0)
Bildliche Veranschaulichung der Situation der Höhleninsassen. (Illustration: 4edges, CC BY-SA 4.0)

Im Bereich der akademischen Soziologie in Deutschland war es lange Jahre lang allein der über ihre Geschichte und Entwicklung forschende und lehrende eigensinnig-nonkonformistische Marburger Soziologe Heinz Maus (1911-1978), der betonte, dass Tönnies mit seiner KdöM-Studie “soziologisches Neuland” betreten hätte (21).

Und so vergingen nahezu acht Jahrzehnte bis Anfang der Zehnerjahre des neuen Jahrhunderts Tönnies’ Kritik der öffentlichen Meinung in der deutschsprachigen Soziologie endlich rezipiert und – nicht ohne hintersinnige Ironie – auf dem Innsbrucker Dreiländerkongress 2011 unter der habermasorientierten Programmformel Neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit bearbeitet wurde (22) – ein auf ein doppeltes Paradox verweisender Tatbestand:

Die besonders späte Rezeption des reifen Tönnies als Ausdruck allgemeiner Widersprüche in Leben und Werk des Begründers von Soziologie als Wissenschaft im bürgerlichen Deutschland lässt auch die Widersprüchlichkeit von Soziologie und Gesellschaft paradigmatisch im Bereich ihrer von Ferdinand Tönnies 1922 untersuchten Öffentlichkeit aufscheinen.

Quellen und Anmerkungen

(1) Encyclopaedia Britannica: Ferdinand Tönnies (German sociologist). Auf https://www.britannica.com/biography/Ferdinand-Tonnies (abgerufen am 1.9.2022).

(2) Lars Clausen: Ferdinand Tönnies (1855-1936); in: Christiana Albertina, 63/2006: 63-69; alle Hinweise von Clausen auf Tönnies hiernach. – Der Autor war von 1970 bis 2000 Lehrstuhlsoziologe an der Christian-Albrechts-Universität [CAU] Kiel, von 1978 bis 2010 Präsident der Kieler Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft [FTG] und 1993/94 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie [DGS]; s. das Clausen-Gedächtnisheft der FTG: Tönnies-Forum, 19 (2010) 2: 76 p.

(3) Werner Mittenzwei: Zur Biographie Brechts; in: Sinn und Form, 37 (1985) 2: 255-258.

(4) Lars Clausen 2006: 63ff.; zu Tönnies s. auch Richard Albrecht: Ferdinand Tönnies (1855-1936). Zum 75. Todestag eines soziologischen Klassikers; in: soziologie heute, 4 (2011) 16: 31-33; auch in: Tönnies-Forum, 21 (2012) 1: 48-54.

(5) Ferdinand Tönnies: Kritik der öffentlichen Meinung. Berlin: Julius Springer, 1922, XII/583 p.; zweite Auflage 2002 in der Ferdinand-Tönnies-Gesamtausgabe (= FTGA) Bd. 14; in dritter Auflage als Faksimileausgabe der ersten; Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller, 2006, 583 p.

(6) Fischerlexikon “Soziologie” (Frankfurt/Main 1959; Neuauflage 1967, Letztauflage April 1979: 404.-405. Tsd.) – sowohl Tönnies’ empirisch-wissenschaftliche Analyse als auch sein öffentlich-politisches Engagement sind in der derzeitigen ganzdeutschen Gewerkschaftslinken sei’s unbekannt sei’s tabuiert: Rolf Geffken, Maritimer Klassenkampf; in: junge Welt vom 26. Mai 2010: 10-11; s. dagegen als historisch-materiale Darstellung: http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburger_Hafenarbeiterstreik_1896/97 (Link abgerufen am 1.9.2022); dort sind auch die jeweils wichtigsten zeitnahen Tönnies-Veröffentlichungen zum Strike 1896/97 als einem der bedeutendsten Arbeiterkämpfe im Deutschen Reich 1871-1918 überhaupt verzeichnet (jeweils vier Beiträge Tönnies’ in der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Vierteljahreszeitschrift “Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik” und in der politischen Wochenzeitschrift “Ethische Kultur. Wochenschrift für sozial-ethische Reformen”).

(7) Markus Zürcher: Der Mythos der Gemeinschaft. René König als Emigrant in der Schweiz; in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 47 (1995) 1: 157-165; s. auch Richard Albrecht: “Einmal Emigrant – immer Emigrant” – René König; in: soziologie heute, 3 (2010) 10: 30-33.

(8) Theodor Geiger: Ideologie und Wahrheit. Eine soziologische Kritik des Denkens [1953]. Neuwied-Berlin: Luchterhand, 1968: 92f.; ders.: Arbeiten zur Soziologie. Hg. Paul Trappe. Neuwied/Rhein; Berlin-Spandau 1962 [= Soziologische Texte 7]: 78f.; zum Begriff der Gemeinschaft des dort Kritisierten zusammenfassend Ferdinand Tönnies: Der Begriff der Gemeinschaft; in: ders.: Soziologische Studien und Kritiken. Zweite Sammlung. Jena: Gustav Fischer, 1926: 268-276.

(9) Ferdinand Tönnies: Macht und Wert der Öffentlichen Meinung; in: Die Dioskuren. Jahrbuch für Geisteswissenschaften, 2 (1923) 1: 72-99.

(10) Max Weber: Geschäftsbericht; in: Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages [1910] Reden und Vorträge […]. Tübingen: J. C. B. Mohr (Siebeck) 1911 [= Schriften der Deutschen Gesellschaft für Soziologie I/1], hier 45-47; s. ders.: Vorbericht über eine vorgeschlagene Erhebung über die Soziologie des Zeitungswesens; als Manuskript gedruckt, Heidelberg o. J., 7 p.; als Original in: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Signatur Cb54.61:1.2.08; bis zur ersten daran anschließenden soziologischen Dissertation [Frankfurt/Main, 16.02.1931] vergingen zwanzig Jahre; s. Wilhelm Carlé: Weltanschauung und Presse. Eine Untersuchung an zehn Tages-Zeitungen. Als Beitrag zu einer künftigen Soziologie der Presse. Frankfurt/Main: Voigt & Gleiber, 154 p.

(11) Ferdinand Tönnies (1923): Macht und Wert der Öffentlichen Meinung. S. 72ff.

(12) Rolf Wiggershaus: Jürgen Habermas. Reinbek: Rowohlt, 2004 [= rororo monogra- phie/rm 50644], 156 p., hier 59.

(13) Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft [1962]. Neuwied-Berlin: Luchterhand, 1975 (7. Auflage), 400 p., zit. 346f., Anm. 39, als in die Buchfassung hurtig eingeschobene Fußnote [das Namensverzeichnis verweist auf Tönnies: 381]; kritisch wurde in der mikroempirischen Studie zur Jürgen-Habermas-Rezeption im deutschsprachigen Netzlexikon Wikipedia zu Habermas’ Marburger Habilitationsschrift angemerkt: “Dort fehlt jeder Hinweis auf bedeutsame Studien von Georg Friedrich Rebmann (1768-1824); hier einschlägig: Kosmopolitische Wanderungen durch einen Theil Deutschlands [1793]; Neuausgabe Frankfurt/Main: Insel, 1968, 167 p. [= Sammlung Insel 34] und Ferdinand Tönnies (1855-1936), hier einschlägig: Kritik der öffentlichen Meinung. Berlin: Julius Springer, 1922, XII/583 p., sowie zusammenfassend ders. in: Die Dioskuren, 2 [1923] l: 72-99; ders. in: Die Böttcherstraße, 1 [1928] 1: 36-42«; s. Richard Albrecht: “Weltmacht Habermas”; in: Tönnies-Forum, 18 (2009) 2: 5-25, hier 22; Anm. 68; s. auch die Kurzkritik an Habermas’ “Öffentlichkeit” von Gabriele Schreib: Die Illusion von “Öffentlichkeit” und “öffentlicher Meinung”; in: Lars Clausen u.a. (Hg.), “Ausdauer, Geduld und Ruhe”. Fragen und Quellen der Tönnies-Forschung. Hamburg: Fechner, 1991, 71-101, hier 93-95.

(14) Ernst Bloch: Revolution der Utopie. Frankfurt/Main: Campus, 1979, 114 p., hier 87.

(15) Elisabeth Noelle-Neumann: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut. Frankfurt/Main-Wien-Berlin: Ullstein, 1982 (= Ullstein-Sachbuch 34093), xvi/303 p., hier bes. 91f.; auch später dies.: Öffentliche Meinung; in: Politische Kommunikation in der demokratischen Gesellschaft. Ein Handbuch mit Lexikonteil. Hg. Otfried Jarren et.al., Wiesbaden: VS, 1998, 764 p., hier 81ff.; kritisch zur “Schweigespirale” als “Herdentrieb”-These Richard Albrecht in: Publizistik. 29 (1984) 3-4: 617-621; ders.: “Demoskopie als Demagogie” – Kritisches aus den Achtzigerjahren (= Berichte aus der Sozialwissenschaft). Aachen: Shaker, 2007, 32 p. (sowie CD).

(16) Horst Pöttker, Hg.: Öffentlichkeit als gesellschaftlicher Auftrag. Klassiker der Sozialwissenschaft über Journalismus und Medien. Konstanz: UVK, 2001, 498 p., hier 351-409.

(17) Winfried Schulz: Politische Kommunikation; in: Günter Bentele, Hg.: Öffentliche Kommunikation: Handbuch Kommunikations- und Medienwissenschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag, 2003, 607 p.

(18) Ausführlich und überzeugend zu Anlage und Ergebnissen von Tönnies’ KdöM Gabriele Schreib: Illusion von “Öffentlichkeit” und “öffentlicher Meinung”, hier 74-93.

(19) Rolf Fechner, Lars Clausen, Arno Bammé (Hrsg.): Öffentliche Meinung zwischen neuer Wissenschaft und Religion. Ferdinand Tönnies’ “Kritik der öffentlichen Meinung” in der internationalen Diskussion. München-Wien: Profil, 2005, 303 p. [= Tönnies im Gespräch 3]; an die Funktion von Religion(en) für traditionelle Gemeinschafts(bindung)en im Tönnies’schen Sinn erinnerte Bernhard J. Hofer, Religiös motivierter Terrorismus; in: Public Observer, 5 (2007) 44 [7.7.2007]: 21-23.

(20) Schreib, Illusion …, hier 101; nach Ferdinand Tönnies: Einführung in die Soziologie. Stuttgart: Enke, 1931, 328 p., hier 310, in Anspielung aufs siebte Buch von Platons Politeia.

(21) Heinz Maus: Geschichte der Soziologie; in: Handbuch der Soziologie. Hg. Werner Ziegenfuß. Stuttgart: Enke, 1956, 1-120, hier 64; auch ders.: A Short History of Sociology. London: Routledge & Keagan Paul, 1971; zu Maus s. den Nachruf seines letzten Doktoranden (Irland im 19. Jahrhundert, 1977, iv/422 p.) Barry Charles Hyams: Heinz Maus; in: Marburger Zeitung, 2 (1978) 12: 16-17.

(22) Dreiländerkongress: Neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit (2011). Kongressinformationen als PDF verfügbar auf http://www.soziologie2011.eu/material/vorprogramm.pdf (Link abgerufen am 1.9.2022).

Redaktioneller Hinweis: Das Essay von Richard Albrecht erschien unter dem Titel “Ferdinand Tönnies‘ “Kritik der öffentlichen Meinung” (1922) – Erinnerung an einen soziologischen “Klassiker” in Auskunft. Zeitschrift für Bibliothek, Archiv und Information in Norddeutschland 37 (2017), 2. Es wurde aktualisiert und Neue Debatte vom Autor zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Einzelne Absätze wurden zur besseren Lesbarkeit im Netz hervorgehoben, der Auszug aus der Encyclopaedia Britannica sinngemäß übersetzt, Bilder beigefügt und Links zu weiterführenden Quellen und Informationen ergänzt.


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Richard Albrecht ist habilitierter Gesellschaftswissenschaftler – Dozent – Publizist. Forschungsansatz The Utopian Paradigm (1991). 2010-2022 Autor des Fachmagazins soziologie heute, 2011-2021 des Netzmagazins trend.infopartisan und 2019-2022 des Netzjournals Neue Debatte.

Von Richard Albrecht

Richard Albrecht ist habilitierter Gesellschaftswissenschaftler – Dozent – Publizist. Forschungsansatz The Utopian Paradigm (1991). 2010-2022 Autor des Fachmagazins soziologie heute, 2011-2021 des Netzmagazins trend.infopartisan und 2019-2022 des Netzjournals Neue Debatte.

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